13.16

Abgeordnete Mag. Faika El-Nagashi (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Wir beschließen heute ein Tierschutzpaket mit einem Commitment zu einer völlig neuen Perspektive. Es beendet die Frage: Voll­spalten, ja oder nein?, und es beginnen die Gespräche zu einer Zukunft mit weniger Tierleid und einem Paradigmenwechsel in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung. Diese Gespräche und Verhandlungen werden nicht einfach, aber sie werden mit einem breiten Schulterschluss zwischen der Branche und den NGOs geführt werden, und sie stehen im Zeichen einer progressiven Ernährungswende, die von immer mehr Menschen gewollt und gefordert wird.

Vollspaltenböden haben jetzt ein Ablaufdatum. Im Jahr 2039 werden wir uns nicht mehr darüber unterhalten, wie viele Schweinebetriebe noch schnell umbauen müssen, um 2040 rechtzeitig aus dem Vollspaltenbodensystem auszusteigen.

2039 wird die Welt, aber auch unser Agrarsystem anders aussehen. Der Konsum von Fleisch, wie er heute üblich ist, wird nicht mehr möglich sein – the End of Meat –, weil wir ohne den Paradigmenwechsel in der Ernährungsfrage nicht überlebensfähig sind, weil die jungen Generationen und auch viele der Alten das wissen und weil es mittlerweile nicht mehr nur eine Frage des Klimas, der Gesundheit oder des Tierschutzes ist, sondern auch eine Frage der Versorgung, der Ernährungssicherheit und der Zukunft. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

In 20 Jahren wird die Welt anders aussehen, mit bedeutend weniger landwirtschaftlicher Tierhaltung und immer mehr Nachfrage nach nachhaltiger und pflanzlicher Ernährung. Wir stellen heute die Weichen für maßgebliche Veränderungen und werden uns nicht nur für den bestmöglichen neuen Standard in der konventionellen Schweinehaltung, sondern für die Reduktion des Konsums tierischer Produkte und für den Ausbau und die Förderung pflanzlicher Alternativen einsetzen.

Das Tierschutzpaket enthält viele wichtige Verbesserungen, aber es gibt eine, die ich ganz besonders hervorheben möchte: Wir konnten nach vielen Gesprächen eine Aus­weitung der Infrastruktur und der Rechte der Tierschutzombudsstellen erreichen. Das ist wichtig, weil in den Ombudsstellen sehr viel Expertise und sehr viel Know-how vor­handen ist, aber oft die Rahmenbedingungen nicht so gut sind und der Handlungs­spielraum viel zu klein ist. Da wird die Novelle eine spürbare Verbesserung bringen.

Mit diesem Paket ist aber unsere Arbeit selbstverständlich nicht getan, sondern im Gegenteil: Im Herbst werden wir ein zweites Tierschutzpaket vorlegen, das Verbes­se­rungen in der Heim- und Wildtierhaltung betrifft. Das beinhaltet das Verbot von Qual­züchtungen und die Verpflichtung zur Sachkunde in der Exoten- und Wildtierhaltung. Wir werden über den Sommer intensiv daran arbeiten, weil es nicht nur die landwirt­schaftliche Tierhaltung ist, die in Österreich Probleme und Tierleid erzeugt.

Das heutige Tierschutzpaket ist ein bedeutender Erfolg im Sinne des Tierschutzes. Dieses Feedback haben wir in den letzten Tagen mehrfach von den Tierschutz-NGOs und den TierrechtsaktivistInnen bekommen. Daher ist das heute ein besonders motivie­render Tag für die weiteren Baustellen, die noch vor uns liegen. – Danke an alle, die uns auf diesem Weg unterstützen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.20

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Dietmar Keck. – Bitte, Herr Abge­ordneter.