15.46

Abgeordnete Carina Reiter (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuschauer! Heute befassen wir uns mit dem Mental-Health-Jugendvolksbegehren. Die Schüler­union unter der Bevollmächtigten Carina Reithmaier, die dort oben sitzt (in Richtung Galerie weisend), hat das Volksbegehren eingebracht, um mehr Auf­merksamkeit auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu lenken – ich glaube, sehr erfolgreich. Es ist eine sehr wichtige Initiative. – Danke dafür! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

Warum ist gerade die mentale Gesundheit stärker als zuvor im Fokus? – Wir haben das schon gehört: Gerade in den letzten Jahren hat sich die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen extrem verschlechtert. (Abg. Schnedlitz: ... Coronamaßnahmen!) Die Studie der Donau-Universität Krems für 2021 hat sehr klar gezeigt, dass jeder zweite Jugendliche an depressiven Symptomatiken leidet und jeder sechste daran denkt, sich das Leben zu nehmen. Das ist wirklich sehr fatal.

In einem ganzheitlichen Modell von Gesundheit ist gerade die psychische Gesundheit ein integraler Bestandteil. Gesund sein ist mehr als die Abwesenheit von psychischer Erkrankung oder Störung. Gesundheit ist ein Zustand des Wohlbefindens, in dem Kinder und Jugendliche ihre Fähigkeiten und Potenziale nutzen und die jeweiligen Lebensbelastungen bewältigen können – das gilt natürlich auch für Erwachsene. Es geht darum, dass Kinder und Jugendliche ein positives Selbstkonzept entwickeln können, dass sie ihre Selbstwirksamkeit entwickeln und erleben können, dass sie mit Gedanken und Gefühlen umgehen können, soziale Beziehungen aufbauen können und Schulbildung erwerben können. Es geht darum, Kindern und Jugendlichen Teilhabe in der Gesellschaft zu ermöglichen. Ich glaube, gerade dieses Volksbegehren zeigt sehr gut, dass die Jugendlichen auch teilnehmen wollen.

Seit 2020 sind, wie ja schon erwähnt wurde, bereits einige Maßnahmen gesetzt worden, um gerade im Bereich der psychischen Gesundheit anzusetzen. Die Covid-Pandemie war so quasi ein Brennglas, welches das verstärkt hat, aber die Probleme waren auch schon vorher vorhanden. An den Pädagogischen Hoch­schulen sind insgesamt fast 23 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu dem Thema geschult worden. Das Projekt Gesund aus der Krise bietet für Kinder und Jugendliche ein kostenloses Angebot an psychologischer und therapeutischer Unterstützung. Zum Beispiel stehen jetzt im Wintersemester 2022/2023 7 Millionen Euro mehr für psychosoziales Unterstützungspersonal zur Verfü­gung. Man hat also durchaus auch Mittel in die Hand genommen und da schon Ansätze in die Wege geleitet, um sich weiterzubewegen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wenn es um psychische Gesundheit geht, ist jeder Beitrag ein wichtiger, und man kann für psychische Gesundheit nie genug tun. Natürlich kann da jeder Einzelne viel bewirken und viel dazu beitragen. Die Politik kann gewisse Rahmenbedingungen setzen, kann gewisse Mittel in die Hand nehmen, aber man kann natürlich nicht alles regulieren.

Auf Jugendlichen und Kindern lastet oft eine riesige Erwartungshaltung, das erzeugt großen Druck, und jeder Einzelne von uns kann da viel bewirken. Es gibt viele vorherrschende Bilder, wie Kinder und Jugendliche sein sollen. Diese Mus­ter müssen wir aber durchbrechen. Wir haben da eine Verantwortung, derer wir uns bewusst sein müssen, und jeder von uns kann da einen persönlichen Beitrag leisten, damit wir auch selber Druck von Kindern und Jugendlichen nehmen – als Eltern, als Freunde, aber auch als Bezugspersonen.

Zahlreiche Schritte sind schon getan, wenn es um psychische Gesundheit geht, aber da ist schon noch ein Weg zu gehen, vor allem, Kinder und Jugendliche in ihren Anliegen ernst zu nehmen. Da ist es wichtig, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen.

Das Volksbegehren von der Schülerunion soll Bewusstsein schaffen, enttabui­sieren und ermutigen. Wir werden das Volksbegehren im zuständigen Ausschuss für Jugendfragen ernsthaft behandeln (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), ich glaube, es ist ein sehr, sehr wichtiges Thema, und darauf freue ich mich auch schon. Danke auch an jene, die sich für das Volksbegehren eingesetzt haben.

Zum Schluss möchte ich gerne noch auf Kollegen Shetty replizieren, der ja gesagt hat, dass das eine Frage der Priorität ist, wie man mit psychischer Gesundheit umgeht. Ich würde mich halt fragen, welche Prioritäten man setzt, wenn man auf dem Rücken des Volksbegehrens Wahlkampf für Tirol macht. Ich bitte, einmal darüber nachzudenken. (Beifall bei der ÖVP.)

15.51

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Wimmer. – Bitte.