17.27

Abgeordnete Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass kreative Elemente in der psychotherapeutischen Arbeit eine ganz, ganz große Bedeutung haben, speziell auch, um überhaupt eine psycho­therapeutische Beziehung aufzubauen und eine heilende therapeutische Intervention möglich zu machen. Erfahrene Psychologen und vor allem Psycho­therapeuten greifen daher sehr häufig auf solche kreativen therapeutischen Ansätze zurück, um den Patienten eben auch individuell zu erreichen. Ich nenne zum Beispiel das Psychodrama als erlebnisorientierte Aktionsmethode mit Rollenspielen und allem Möglichen oder das katathyme Bilderleben – das ist auch ein kreativer Zugang, der sehr häufig genommen wird.

Dann gibt es eben auch die Musiktherapie, die sehr wohl – das ist nun an meine Vorredner:innen gerichtet – in einem Musiktherapiegesetz geregelt und auch eine anerkannte Methode ist. Sie ist zwar nicht so etabliert, aber ich halte sie persönlich für einen sehr wichtigen und sehr guten Ansatz und habe in meiner Arbeit auch persönlich sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Deswegen unterstützen wir diesen Antrag der Kollegin Fiedler, diesbezüglich weiterzu­kommen und die Musiktherapie noch bekannter zu machen und zu etablieren, auch sehr gerne. Die anderen Therapieangebote sind ja auch in den Kranken­anstalten sehr gut etabliert.

Es ist wissenschaftlich belegt, dass der Einsatz von Musik eine therapeutische Wirkung hat. Es war bereits in der Antike so, dass man gesagt hat, dass Musik eine reinigende Wirkung auf die Seele und auf den Charakter hat. Es gibt jedoch immer unterschiedliche Zugänge: Es muss letztlich jeder Psychotherapeut selbst entscheiden, welche Form des Zuganges er wählt. Tatsache ist aber, dass die Musiktherapie im Krankenaus und auch in Gesundheitseinrichtungen stärker verankert werden sollte, weil sie eben ein wertvoller Ansatz ist und weil sie auch als fixes Basisangebot wichtig wäre.

Daher ist es auch das Ziel, die Stärkung des gesetzlich anerkannten Berufsbildes Musiktherapie und die Aufnahme in die Strukturpläne Gesundheit zu erreichen.

Ich verstehe auch nicht ganz den Antrag der SPÖ, denn im Krankenanstalten- und Kuranstaltengesetz ist ja ganz klar sichergestellt – ich verkürze das, aber ich habe extra nachgeschaut –, dass eben ausreichende klinisch psychologische, gesundheitspsychologische und auch ausreichende Versorgung mit Psycho­the­rapie angeboten werden muss. Die Musiktherapie ist eben leider nicht dabei, deswegen haben wir uns auch dazu entschieden, diesen Antrag zu unterstüt­zen. Es wurde ja von meiner Vorrednerin schon gesagt, dass damit in vielen Bereichen sehr, sehr gute Erfolge erzielt werden, gerade auch in der Kinder- und Jugendarbeit; auch in der Behandlung von Traumata – ich erwähne das, weil es noch nicht erwähnt wurde, ich habe selbst über 20 Jahre mit schwer trauma­ti­sierten Menschen gearbeitet, und da ist oft so ein Zugang der einzige, bevor man überhaupt sprachlich arbeiten kann –, auch im Bereich der Betreuung von alten Menschen – Demenz wurde schon genannt, Altersdepression –, in der Palliativ- und Hospizarbeit – auch ein ganz wichtiger Bereich.

Weil Sie gemeint haben, Frau Kollegin Nussbaum, wir schweigen zur Reform im Bereich der Psychotherapie: Nein. Und ich sage jetzt noch ein paar Worte dazu: Wir stehen mittendrin – der Herr Bundesminister hat das auch im letzten Gesund­heitsausschuss dargelegt. Die Regierung hat aber bereits vor der Pandemie ganz klar im Regierungsprogramm festgelegt, dass Psychotherapie als Kassenleistung ausgebaut werden soll, und – es wurde auch schon erwähnt – die ÖGK hat 30 Millionen Euro bereitgestellt, jetzt während dieser Pandemie, um voll finan­zierte Therapieplätze zu schaffen. Wir haben das tolle Projekt Gesund aus der Krise, das sehr, sehr gut angekommen ist und das auch mit 13 Millionen erweitert wird, speziell für Kinder und Jugendliche initiiert und vieles, vieles mehr.

Ich sage aber auch: Es wird wichtig sein, im Rahmen der Neuordnung die Versor­gung und das Zusammenspiel der verschiedenen Bereiche sicherzustellen: der Psychiatrie, der Ambulanzen, der psychosozialen Dienste, der niedergelassenen Psychotherapeuten und Psychologen, Psychiater und so weiter. Und davon soll eben auch die Musiktherapie einen wichtigen Teil ausmachen.

Ich freue mich darüber, dass die Akzeptanz der psychotherapeutischen Behand­lung heute eine wesentlich höhere ist als noch vor zehn oder 15 Jahren – das ist, glaube ich, etwas sehr, sehr Erfreuliches –, und in der Ausbildung, die ja jetzt in Richtung einer universitären Ausbildung geht, müssen wir auch ganz stark die sehr guten und hoch qualifizierten Ausbildungsvereine miteinbeziehen. Es darf nicht passieren, dass die praktischen Teile, die Selbsterfahrung, die Gruppen­selbst­erfahrung, die Arbeit unter Supervision zu kurz kommen. Auch da hat der Minister aber gesagt, dass es diese Gespräche gibt. Auch das halte ich für sehr, sehr wichtig.

Das heißt, es laufen die Verhandlungen, wir arbeiten daran und ich freue mich, wenn wir zu guten Lösungen für die Menschen kommen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.32

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fiedler. – Bitte sehr.