17.09

Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Ein Klavier im neu renovierten Parlament, das ist heute eines der Hauptthemen in dieser Debatte hier, und ob das not­wendig ist. – Ein Klavier im Parlament ist für eine Kulturnation selbstverständlich notwendig – welch peinliche und unwürdige und total populistische Boulevard­debatte über dieses Klavier heute!

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Und vor allem sehr geehrter Herr Kollege Scherak von den NEOS! Lieber Niki, ich schätze dich sehr, und wenn du wie in deiner Rede heute von einem selbstbewussten Parlament mit Blick nach Deutschland sprichst, dann darf ich sagen, ich bin eigentlich ziemlich deiner Meinung: Ja, wir sollten ein selbstbewusstes Parlament sein. Und in solch ein Parlament gehört natürlich auch zeitgenössische Kunst hinein – und ein Klavier, ja, vielleicht sogar ein Klavier, das auch ein Kunstgegenstand, ein Kunstobjekt ist, mit stilistischen Anklängen an die Wiener Secession! Das ist bitte ein Jugendstilentwurf der Wiener Werkstätten und in größter Hand­werkskunst von Bösendorfer, der letzten Klavierfabrik in Österreich, gebaut. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wenn man nach Deutschland schaut, was Kollege Scherak so wahnsinnig gerne tut, so kann ich dazu nur Folgendes sagen: In Österreich ist es üblich, dass 1 bis 2 Prozent der Baukosten in Kunst investiert werden, in Kunst am Bau, so nennt man das. Bei unserem Parlament, wie schon Kollegin Blimlinger gesagt hat, sind es 0,5 Prozent. Also wenn man sich über irgendetwas aufregen will, dann kann man sich vielleicht darüber aufregen, dass es nur 0,5 Prozent und nicht 1 bis 2 Prozent sind, die dort in Kunst investiert wurden.

In Deutschland, in der Artothek des Deutschen Bundestages hängen sogar ein Picasso und ein Warhol. Ist das dort auch Prunk und Protz oder ist das Kunst? Also ich frage mich wirklich, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition?! Kunst und Kultur sind nicht Prunk und Protz! Da sind wir wieder bei dieser Debatte, die wir auch in der Pandemie geführt haben: ob Kunst und Kultur notwendig sind, ob man das braucht, ob das systemrelevant ist oder ob das existenzrelevant ist.

Also Kunst und Kultur gehören auf jeden Fall auch ins Parlament, und ich würde sagen, auch ein Musikinstrument gehört ins Parlament. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) Wenn Gedenkveranstaltungen stattfinden, sind dann schon alle froh, wenn auch Musik gemacht wird, wenn die Musik bei diesen Veranstaltungen auch eine Rolle spielt.

Im Übrigen, falls Ihnen das nicht klar ist: Das gesamte Parlamentsgebäude ist sozusagen ein Kunstwerk, ein architektonisches Meisterwerk nämlich von Theophil Hansen, um das uns übrigens viele Länder beneiden. Eben dieser Theophil Hansen hat auch den Goldenen Saal im Musikverein gebaut. Müssen wir den jetzt vielleicht für die NEOS auch auf Pink umfärbeln, weil ihnen das Gold nicht gefällt? – Keine Ahnung. (Beifall bei der ÖVP.)

Ja, wir brauchen ein Klavier im Parlament, auf jeden Fall!

Und ja, wir brauchen ein ordentliches Kulturbudget – und das haben wir für das Jahr 2023 veranschlagt. Wir haben das dritte Mal in Folge ein Plus von 11 Prozent, 63,1 Millionen Euro mehr Budget im Jahr 2023. Es sind insgesamt 620 Millionen Euro im Kulturbudget für das nächste Jahr vorhanden. Damit muss man sich den aktuellen Themen widmen: Die massiven Kostensteige­run­gen betreffen natürlich auch Kunst und Kultur. Die Auslastungszahlen sind bei Weitem nicht da, wo sie einmal vor Corona waren. Die Staatssekretärin hat angekündigt, eine Studie dazu erstellen zu lassen, um zu sehen, was die Gründe dafür sind.

Zurück zur Kunst im Parlament. – Da gibt es natürlich auch einen Kurator. Also es hat sich schon ein Kurator, nämlich Hans-Peter Wipplinger vom Leopold-Museum, überlegt, was da im neuen Parlament geschehen soll. Er hat aber seit heute, nämlich seit 11 Uhr, als eben dieses Klimt-Bild von Klimaaktivisten beschüttet wurde, auch eine neue Baustelle. Auch ich möchte unterstreichen, dass das sicher nicht der richtige Weg ist, für die Erhaltung des Klimas zu kämpfen. Es kann nicht heißen: Klima oder Kunst, sondern ich finde, es gilt, Klima und Kunst zu erhalten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Was Sie bei den Übertragungen hier aus dem Hohen Haus leider nicht so oft zu sehen bekommen, sind tatsächlich die zeitgenössischen Kunstwerke, die Bilder – ganz überdimensional an den Wänden und an der Decke – von Josef Mikl hier in der Hofburg, im Ausweichquartier.

Ja, Kunst gehört immer ins Parlament, in ein lebendiges Parlament. Ich lade Sie ein: Kommen Sie ab Jänner in das neu renovierte Parlamentsgebäude und machen Sie sich selbst ein Bild von Ihrem Parlament! Schauen Sie sich an, welche Kunst dort auch integriert wurde, zeitgenössische Kunst vor allem aus Öster­reich! – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.13

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Julia Seidl. – Bitte.