17.37

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Ein gut dotiertes Kunst- und Kulturbudget hat eine besondere gesellschaftspolitische Aussagekraft. Ein gut dotiertes Kulturbudget sagt auch sehr viel über unsere Demokratie aus. Was täten wir ohne Kultur, was täten wir ohne Fantasiewelten, ohne Kreativität, ohne Kultur als mannigfaltige Lebensform, ohne Ausdruck des kritischen Dis­kurses?

Kunst zeigt auf, Kunst rüttelt auf, Kunst bewegt, Kunst belebt, Kunst belebt vor allem auch unsere Sinne.

Das Kunst- und Kulturbudget ist Ausdruck eines ausgeprägten demokratischen Verständnisses. Wir spürten alle in der Pandemie, was uns abging, welche Sehnsüchte wir hatten, welche Entbehrungen. Da gehört auch Kunst am Bau dazu, da gehört aber auch dazu, Musikstücke bei einer Veranstaltung zu spielen, und wenn, dann auch auf einem Klavier. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Rössler.) Das ist Zeichen von kulturellem, demokratischem Verständnis.

Bundestheater, Bundesmuseen, ehrenamtlich Tätige in den Vereinen, pro­fes­sionelle Kunst in allen Bundesländern: Alles gehört zu diesem Kunst- und Kulturbegriff, in unterschiedlicher Diversität, in unterschiedlicher Ausprägung und Differenziertheit, und wir wissen, dass alle Ebenen – Bund, Länder und Gemeinden – da gefordert sind, dass die Privatwirtschaft in ihren Möglichkeiten aufgerufen ist, wenn es um Sponsoring geht.

Ich zitiere einen deutschen Soziologen, Niklas Luhmann, der sagt: „Kultur im modernen Sinn ist immer die als Kultur reflektierte Kultur, also eine im System beobachtete Beschreibung.“

Ich glaube, das beschreibt diesen kritischen Diskurs in der Kunst und Kultur sehr gut. Es ist natürlich auch eine sehr spannende Diskussion in der Soziologie, die da im Austausch mit der Kritischen Theorie und Jürgen Habermas geführt wurde, in der die beiden eine ganz unterschiedliche Auffassung von Soziologie hatten: Hat Soziologie eine moralische Aufgabe oder ist Soziologie mehr moralische, soziale Utopie?

Was will ich damit sagen? – Ich will damit sagen, dass Politik und Ethik zusam­mengehören und auch wir hier im Parlament uns diese Fragen stellen müssen: Politik und Ethik im kritischen Diskurs; Kunst und Politik, ein Verhältnis, das auch kritisch zu beleuchten ist (Beifall bei den Grünen), ein Verhältnis, das wir zu betrachten haben, auch ständig zu hinterfragen haben.

Zurück zum Budget: Es wurde bereits gesagt, das Kulturbudget steigt um 63 Mil­lionen Euro, 11,3 Prozent. Das sind mehr Mittel für Bundestheater und Bun­desmuseen – die Bundestheater und Bundesmuseen sind damit gesichert –, das ist aber auch eine sehr notwendige Erhöhung der Mittel für das Öster­reichische Filminstitut um 15,5 Millionen Euro.

Werte Abgeordnete! Wir alle hier haben Aufgaben betreffend Kunst und Kultur, vor allem auch dort, wo wir in den Wahlbezirken tätig sind, wo wir mit Initiativen arbeiten, wo die Förderlandschaft auch Ressourcen braucht. Daher auch hier mein Aufruf: Wir müssen, was die Förderlandschaft für Kunsttätige und Kultur­initiativen betrifft, die Bedingungen auch erfüllbarer gestalten, damit dieses Geld, diese Ressourcen auch abholbereiter sind. Da sind wir gefordert (Beifall bei Abgeordneten der Grünen), sowohl auf Bundesebene als auch auf Länderebene.

Ich schließe meine Rede mit einem Zitat von Christoph Schlingensief: „Kunst wird erst dann interessant, wenn wir vor irgendetwas stehen, das wir nicht gleich restlos erklären können.“ – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

17.42

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ruth Becher. – Bitte.