12.25

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Kollege Saxinger, Sie haben gesagt, jeder Patient soll dorthin gehen, wo er die beste Behandlung erhält. Dem stimme ich zu, aber: Wo ist die beste Behandlung? Wo ist die leistbare Behandlung?

Ich nenne als Beispiel Linz. Linz ist die drittgrößte Stadt Österreichs, und sie schlittert momentan in ein gesundheitspolitisches Dilemma, Kollege Saxinger, weil wir zum Beispiel im Linzer Süden, wenn ich dort den sogenannten Speckgürtel dazuzähle, für 250 000 Bewohnerinnen und Bewohner keinen Kinderarzt haben. Wo sollen diese Bewohnerinnen und Bewohner hinfahren, damit sie die beste Behandlung bekommen? Wissen Sie, was es dort gibt? – Wahlärzte. Wahlärzte gibt es dort genug, auch für Kinder- und Jugendheilkunde, aber keinen einzigen Kinderarzt, der einen Kassenvertrag hat.

Jetzt spielen wir das weiter: Ein Viertel von Linz ist das Franckviertel. Dort gab es vier Hausärzte, die einen Kassenvertrag gehabt haben, jetzt gibt es dort nur mehr einen. Drei haben aufgehört, aber Wahlärzte haben sich dort angesiedelt – Wahlärzte, die sich nicht jeder leisten kann, weil die Menschen nicht das Geld zurückbekommen, das sie dort brauchen.

Oder: Im – ich bleibe bei der alten Bezeichnung – Wagner-Jauregg-Krankenhaus in Linz sind 140 Kinder und Jugendliche auf der Warteliste, die nicht behandelt werden können, weil man dort keinen Psychiater hat, weil man die Ärzte zur Behandlung nicht hat, lieber Kollege Saxinger! Da frage ich mich schon: Wo ist denn dann das Problem? Wo kriegen denn diese Menschen die beste Behand­lung her, wenn es die für sie gar nicht gibt? Einen Wahlarzt können sich diese Menschen nämlich nicht leisten – Sie mögen sich einen Wahlarzt leisten können, oder Sie gehen zu Ihren Kollegen im Krankenhaus. Vielleicht mag sich ein jeder hier herinnen einen Wahlarzt leisten können, aber ein Großteil der Bevölkerung kann sich keinen Wahlarzt leisten, Kollege Saxinger. Da müssen wir massivst eingreifen, damit die Menschen eine gute und ausgezeichnete Behandlung bekommen. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wo liegt denn das Problem? Wir haben mit vielen gesprochen. – Das Problem liegt darin, dass sich speziell Jungärzte ihre Anstellung im Krankenhaus sichern und dann eine Wahlarztordination aufmachen. Es gibt ja nichts Praktischeres als zu sagen: Ich habe meine fixe Anstellung im Krankenhaus, und am Nachmittag, wenn ich frei habe, habe ich meine Wahlarztordination, und da kann ich dann tun und lassen, was ich will, weil ich ja keinem Reglement unterliege! – Und das kostet natürlich, und das verlangt der Wahlarzt von den Patienten, aber die Patienten haben das Geld nicht.

Ich habe wirklich die Bitte: Schauen wir, dass wir schnellstens dieses System ändern, dass wir es wirklich jedem Österreicher und jeder Österreicherin möglich machen, die beste Behandlung zu bekommen, die ihnen zusteht, und sie nicht darauf angewiesen sind, dass sie Geld haben, damit sie zu einem Wahlarzt gehen können. (Beifall bei der SPÖ.)

12.28

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Josef Hechenberger. – Bitte.