15.08

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Neid schürt halt auch die Tatsache, dass Menschen in der Krise ihren Arbeitsplatz verloren haben, durch Kurzarbeit weniger verdient haben, wenig Einkommen gehabt haben und ordentlich zurückstecken mussten, und dann in Schlagzeilen lesen mussten, dass manche mit Staatshilfen Millionengewinne gemacht haben. Das schürt Neid, und das gilt es zu vermeiden! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angesprochen werden, ist das ein ganz wichtiger Punkt: Wir haben gesehen, dass es einen massiven Fach­kräftemangel gibt – auch einen Mangel an normalen Arbeitskräften – und gerade bei den Fachkräften massiver Handlungsbedarf besteht. Es muss im Tourismus nicht nur in die Tourismuswerbung investiert werden, wir brauchen auch die Kolleginnen und Kollegen, die im Tourismus arbeiten. Was hilft es, wenn ein Haufen Gäste kommt, die dann aber mit schlechten Erinnerungen heimfahren, weil wir das Umfeld oder die Rahmenbedingungen nicht bieten konnten, da uns die Fachkräfte und das Personal fehlen?

Das heißt, wir müssen in diesen Bereich massiv investieren. Da braucht es eine ordentliche Aus- und Weiterbildung. Die Zahlen in diesem Ausbildungsbereich – wenn ich allein die Lehrlingsausbildung heranziehe – sind erschreckend: Es gibt massiv viele Berufsausbildungsabbrecher, es gibt eine ganz hohe Drop-out-Quote. Fast ein Viertel aller Lehrlinge beendet die Lehre im Tourismus nicht. In einzelnen Berufen sind das bei Weitem mehr: Restaurantfachfrau beziehungs­weise -mann: eine Drop-out-Quote von fast 50 Prozent. Dort beendet die Hälfte aller Lehrlinge die Lehre nicht. Das ist ein massives Zeichen, dass da etwas nicht passt.

Wenn man fragt, was die Gründe dafür sind, dann werden oftmals die Arbeits­bedingungen, die Arbeitszeiten und der Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen als Gründe genannt.

Das heißt, wir brauchen eine Attraktivierung dieser Berufe. Das fängt nicht nur damit an, dass man die Lehre attraktiv macht oder die Lehre bewirbt. Junge Menschen entscheiden ganz bald, welchen Berufsweg sie einschlagen. Dabei spielen die Eltern eine Rolle. Wenn die Eltern schlechte Erfahrungen gemacht haben, weil sie selber im Tourismus gearbeitet haben oder der Meinung sind, dass man im Tourismus schlechte Arbeitsbedingungen hat, dann werden sie ihren Kindern keine Lehre im Tourismus nahelegen.

Das heißt, wer jetzt oder in Zukunft Fachkräfte haben will, der muss jetzt in die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer investieren. Es braucht ordentliche Kinderbetreuung, es braucht ordentliche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, es braucht familienfreundliche Arbeitszeitmodelle. Genau an dem müssen wir arbeiten.

Ich glaube, wenn wir durch das Budget mehr Geld zum Ausgeben haben, dann müssen wir es dort ausgeben, wo es den Menschen langfristig etwas bringt. Das sehe ich jetzt noch nicht. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

15.11

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Abgeordnete Herr zu Wort gemeldet. – Bitte sehr.