16.01

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Spoštovana Visoka Hiša! Spoštovani gospod prezident! Spoštovani gospod minister! Sehr geehrtes Hohes Haus! Das Budget 2023 zur Landwirtschaft ist auch ein gutes Budget. Es sieht einige Millionen mehr für die Biolandwirtschaft in Österreich vor, wesent­lich mehr als in den Jahren zuvor – insofern ein Schritt in die richtige Richtung.

Trotzdem stehen unsere Bäuerinnen und Bauern jeden Tag vor neuen Heraus­forderungen, und diese Herausforderungen sind mannigfaltig. Es ist so: Kein Stein bleibt auf dem anderen. Der Klimawandel schlägt voll durch, und das Umfeld der Bäuerinnen und Bauern verändert sich von Monat zu Monat, von Jahreszeit zu Jahreszeit. Die Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit gesammelt haben, aus denen wir auch unsere landwirtschaftliche Praxis ent­wickelt haben, diese Antworten, die wir da in der Vergangenheit gefunden haben, werden uns in der Zukunft nicht den Nutzen bringen, den wir uns viel­leicht erhofft haben.

Es gilt, in der Landwirtschaft jetzt auch um die Ecke zu denken. Es gilt, andere landwirtschaftliche Praktiken zu entwickeln. Es gilt vor allem, dem Klimawandel entgegenzutreten – mit einer Landwirtschaft, die im Sinne der Natur und im Sinne des Umweltschutzes ihre Zukunft baut.

Also mit dem, was ich am Land oft höre, wenn man mir sagt: Weil wir es immer so gemacht haben, werden wir es jetzt weiter so tun, und dann schauen wir einmal und dann sehen wir schon!, wird man in der Landwirtschaft nicht weiter­kommen. Wenn wir die 155 000 landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich stärken wollen, dann ist es auch unsere Aufgabe in der Politik, da die richtigen Weichen zu stellen.

Gewisse Weichen haben wir mit der neuen GAP ab dem nächsten Jahr, ab dem Jänner 2023, gestellt, natürlich auch mit einem Fokus auf die Biolandwirtschaft, aber es braucht weitere Schritte. Als ich meinen Vorredner:innen zur UG 42, zum landwirtschaftlichen Budget, zugehört habe, habe ich eines vermisst: Hier über Schande zu reden und über Chaos zu reden, ist zu wenig. Es braucht den Schulterschluss, es braucht das offene Gespräch, und es braucht die besten Ideen im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft für die Zukunft der österreichi­schen Bäuerinnen und Bauern. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Lindinger.)

Ja, meine Kolleginnen und Kollegen, es reicht eben nicht, anzuprangern, was alles nicht funktioniert. Das hat vielleicht vor zehn Jahren funktioniert, heute funktioniert das nicht mehr. Heute müssen wir Lösungen präsentieren und diese Lösungen erarbeiten und dann darauf schauen, wie wir sie finanzieren.

Es geht auch nicht, meine lieben Bäuerinnen und Bauern, dass wir als aktive Bäuerinnen und Bauern unser Hirn vor der Haustür der Landwirtschaftskammer abgeben. (Zwischenruf des Abg. Schmiedlechner.) Es geht auch darum, selbst­ständig unsere Betriebe zu entwickeln und unsere Maßstäbe anzuwenden. (Bei­fall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Lindinger und Wöginger.)

Worum wird es zukünftig gehen? – Zukünftig geht es darum: Wir brauchen mehr Bio! Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen in der konventionellen Landwirtschaft, fürchtet euch nicht vor weniger Pestiziden, fürchtet euch nicht vor weniger Düngemitteln! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Fürchtet euch nicht, wenn man sich überlegt, dass die Fruchtfolge auch breiter gefasst werden kann, denn das Wissen unserer Großeltern sollten wir nämlich schon ein paarmal wieder vor den Vorhang holen, um auch eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu entwickeln. Also Stärkung der Biolandwirtschaft wird an oberster Stelle stehen.

Warum? – Weil die Landwirtschaft mit 155 000 Betrieben nur dann bestehen wird, wenn sie mit Konsumentinnen und Konsumenten eine Partnerschaft eingeht, und wir wissen, dass wir dafür Transparenz brauchen, dass wir Kom­munikation, vor allem aber auch Vertrauen brauchen.

Ein weiterer Punkt ist der Humusaufbau unserer Böden. Nur gesunde Böden werden uns Lebensmittelproduktion ermöglichen, und da geht es auch darum, zu überlegen: Wo sind unsere Kohlenstoffsenken? Und da sind wir durchaus offen: Die Kohlenstoffsenken der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft müssen zukünftig auch abgegolten werden.

Ein weiteres wichtiges Anliegen, das ich über all die letzten Sommer von meinen Besuchen auf Betrieben mitgenommen habe, sind unsere Wälder. Es kann nicht sein, dass der Borkenkäfer unsere Wälder weiter so frisst wie jetzt. Wir brauchen auch in der Waldwirtschaft und in der Forstwirtschaft ein viel höheres Budget – ich hoffe, das können wir im nächsten Jahr erkämpfen –, denn der Wald Österreichs stirbt derzeit, und da müssen wir schleunigst aktiv werden. Aufgrund der Trockenheit und der Notwendigkeit des Schutzes unserer Siedlungsräume gilt es, gerade da wesentlich mehr Einsatz zu zeigen.

Die Klimawirkung der Landwirtschaft ist für viele auch so ein Alarmsignal. Liebe Leute, ohne eine klima-, ohne eine CO2-neutrale Landwirtschaft wird es in Zukunft gar keine Landwirtschaft geben. Insofern setzen wir auch da auf neue Systeme, wie zum Beispiel Agroforstsysteme, setzen wir darauf, dass wir uns überlegen, wo wir Treibhausgase einsparen, denn nur mit diesen Einsparungen werden wir auch zukunftsfähige Betriebe erhalten.

Das habe ich mir nicht selbst ausgedacht. Wissen Sie, wer da die größten Partner und auch positive Kommunikator:innen in unserer Gesellschaft sind? – Das sind die Menschen, die im Klimarat gesessen sind. Der Klimarat hat einige Forde­rungen einstimmig angenommen, unter anderem jene, die Landwirtschaft so zu stärken, dass ihre Klimasenken und ihre Kohlenstoffsenken öffentlich kommuni­ziert und angenommen werden, dass die Biolandwirtschaft eine zukunftsfähige ist. Das sind Menschen, die außerhalb der Landwirtschaft für uns eine Lanze brechen, und gerade darauf sollten wir uns konzentrieren.

Wenn wir zukünftig über Landwirtschaft reden, dann reden wir nicht nur über Bäuerinnen und Bauern, dann reden wir über eine Partnerschaft zwischen Konsument:innen und Bäuer:innen. Auf diese Partnerschaft will ich bauen – und mir nicht von diesem Rednerpult aus ausrichten lassen, was alles nicht geht. Arbeiten wir daran, was geht! Nur das bringt uns voran. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Lindinger.)

16.07

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Doppelbauer. – Bitte.