12.10

Abgeordnete Pia Philippa Strache (ohne Klubzugehörigkeit): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Hohen Haus! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrte Frau Ministerin! Tierschutz ist ein leidiges Thema hier im Hohen Haus. Auch das Thema Welpenhandel ist ein leidiges Thema und gerade jetzt, wenige Wo­chen vor Weihnachten, dringlicher denn je. Kranke, schwache Hunde­welpen, die meist über das Internet, aber quasi in irgendeinem Hinterhof einer Zuchtfabrik gekauft werden, sollen Freude als neues Familienmitglied machen. Aber was ist in der Regel der Fall? – Der Hund wird entweder krank, oder im schlimmsten Fall stirbt er auch noch auf seinem Reiseweg, weil er zu jung und zu schwach ist.

Was kann man denn machen? – Dem Antrag, dass jene Tiere, die künftig im Rahmen wirtschaftlicher Tätigkeit nach Österreich verbracht werden, einen ausreichenden Schutz vor Tollwut haben und damit beim Import ein Mindestalter von 15 Wochen aufweisen müssen, zustimmen. So kann viel Tierleid verhindert werden.

Kommen wir zum nächsten leidigen Thema hier im Hohen Haus – deswegen, weil auch da ein Lösungsansatz gefunden wurde –: Glückliche Kühe auf einer grünen Weide, die gekuschelt und gestreichelt werden, sollen kaschieren, was im Politischen im Argen liegt. Allzu oft haben Konsumentinnen und Konsumenten ein trügerisches Bild vom Vorleben ihrer fleischlichen Kost. Erin­nern wir uns doch an die rund 2 500 Rinder, die von der EU aus ihre Reise Richtung Türkei antraten: Ein Frachtschiff, Baujahr 1967, unter der Flagge des Togo und die Karim Allah, Baujahr 1965, unter libanesischer Flagge fah­rend, verließen beide die spanische Küste am 18. Dezember, das eine Schiff be­laden mit knapp 1 800 Tieren, das andere Schiff beladen mit knapp 1 000 Tieren. Doch niemand wollte die Schiffe landen lassen, weil auf beiden Schiffen angeblich die Blauzungenkrankheit ausgebrochen war. Monate­lang trieben diese Tiere auf offener See – ohne Nahrung, ohne Wasser, in ihrem eigenen Dreck.

Nachdem das Schicksal der Tiere lange – wochenlang! – im Ungewissen geblieben war, entschied man sich letztendlich dagegen, die Kälber nach ihrer ganzen Odyssee am Leben zu lassen. Sie fuhren von der spanischen Küste an die türkische, dann in den Hafen von Tripolis in Libyen, nach Augusta in Italien und anschließend zurück nach Spanien. Dort entschied man sich dann, die rund sieben Monate alten Bullen zu töten: Die Tiere hätten unter der langen Reise gelitten, sie seien jetzt nicht mehr gesund; die kleinen Bullen seien weder für einen Transport außerhalb der EU geeignet, noch sollten sie in die Europäische Union zurückgelassen werden. Das spanische Landwirt­schaftsministerium zog dann die Reißleine und sagte, eine Schlachtung sei nun das beste Mittel. Die Eigentümer sollten die Tiere gemäß den gelten­den Vorschriften – was auch immer das heißen mag – isolieren und schlachten.

Genau um solch ein Tierleid in Zukunft zu verhindern, wäre es dringend notwendig, diesen Anträgen heute hier im Hohen Haus zuzustimmen, damit weniger Tierleid Platz greift, denn auch die bestehenden Tierschutzgesetze auf nationaler und auf EU-Ebene schützen nicht vor diesem unsäglichen Tierleid.

Was ist nötig, damit ein Tier jedermanns Liebling wird, damit es Empathie und Mitgefühl erfährt? Was ist nötig, damit wir über die Bedürfnisse sogenann­ter Nutztiere sprechen, die nicht weniger zu verlieren haben als ihr Leben, damit wir sie essen können? Ist es möglich, dass man Achtung und Respekt ent­gegenbringt, Interesse an einem Wohl und am Leben eines Tieres zeigt, das man essen möchte? Oder ist es notwendig, eben genau deswegen, weil es ein Teil unserer Nahrungskette ist?

Wenn sich jetzt jemand denkt: Was hat denn das damit zu tun?, kann ich sagen: Sehr, sehr viel, denn wenn wir diese Tiere essen, dann geht uns auch ihr Leben davor etwas an, dann ist es in einer zivilisierten, sozialen und empathi­schen Gesellschaft auch dringend notwendig, Interesse daran zu haben, diesen Tieren jedes Leid zu ersparen.

Selbst wenn man jetzt sagt: Tierleid ist mir eigentlich völlig egal!, so muss einem doch zumindest das Konsumverhalten – es ist heute schon angesprochen worden – wichtig sein, denn Konsumentinnen und Konsumenten, die sich heute für den Kauf eines Produktes entscheiden, fragen sehr wohl nach: Wie ging es meinem Tier vorher? Wie hat es gelebt? Welche Fürsorge hat es bekom­men? Das ist beim Kauf ein entscheidender Faktor.

Wie man es dreht und wendet, unser Leben ist mit dem der Tiere auf dem Bauernhof unweigerlich verknüpft, aus wirtschaftlichen und aus klima­schutztechnischen Gründen – ja, weil Tierschutz auch Klimaschutz ist. Tierschutz bedeutet Klimaschutz. Tierleid ist einfach nichts mehr, was zeitgemäß ist, was wirtschaftlich sinnvoll ist und was man einfach tolerieren darf. Daher ist die­sen Anträgen heute dringend zuzustimmen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

12.15

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist diese Debatte geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.