16.20

Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal wegen einem Buchende geweint oder wann haben Sie das letzte Mal wegen einer brillanten Beobachtung oder einer Formulierung gelacht, weil Sie vielleicht gefunden haben, dass das Buch zufällig eine Situation in Ihrem eigenen Le­ben widerspiegelt oder Parallelen dazu hat?

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kol­leginnen und Kollegen! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Jeder von uns kann eigentlich selber seinen eigenen Blockbuster produzieren, nämlich im Kopf, denn Lesen ist bekanntlich Abenteuer im Kopf. Bücher sind magische Objekte, knallharte Abrechnungen, erschütternde Erkenntnisbringer, stille Freunde, aber auch intime Seelentröster.

Auch das hat uns die Pandemie klar vor Augen geführt: wie wichtig Bücher und der Buchhandel, vor allem die vielen kleinen Buchhandlungen in allen entle­genen Ortschaften in ganz Österreich – nicht nur die Onlineriesen – sind. Buchhandlungen sind nicht nur Verkaufsflächen, sondern Buchhandlungen sind soziale Orte der Begegnung, Orte von Lesungen, Diskussionen, Orte des Schmökerns – ein äußerst anregender Zeitvertreib in echten Räumen mit echten Dingen. Da unsere Welt immer digitaler wird, bin ich überhaupt der Mei­nung, dass auch die analogen Dinge dadurch wieder wichtiger werden, also echte Bücher, nicht nur Insta-Stories, und echte Umarmungen, nicht nur Emojis.

Eine große Studie der Uni Innsbruck im August 2019 hat ergeben, dass die Ge­samtzahl gekaufter Bücher pro Jahr im Durchschnitt um 2,84 Stück steigt, wenn es einen stationären Buchhandel gibt. Der positive Nachfrageeffekt durch einen stationären Buchhandel hat generell einen positiven Einfluss auf das Leseverhalten, haben die Studienteilnehmer bestätigt, in Orten ohne einen sta­tionären Buchhandel wird das fehlende physische Angebot an Büchern nämlich nicht durch die Möglichkeit einer Buchleihe kompensiert. Es wird also in einer Ortschaft wirklich weniger Buch konsumiert, wenn es keine Buch­handlung vor Ort gibt. Aus all diesen und noch viel mehr Gründen ist es also enorm wichtig, dass wir heute Gott sei Dank und hoffentlich das neue Buchpreisbindungsgesetz möglichst breit und gemeinsam beschließen können.

Ich möchte noch vier Punkte kurz herausgreifen: Der Begriff des Mindestpreises ist neu. Anstelle des Begriffs des Letztverkaufspreises soll eben nun der Be­griff des Mindestpreises eingeführt werden, der auch die Umsatzsteuer umfasst, was ganz, ganz wichtig ist.

Dann soll auch die Lagerabverkaufsausnahme geregelt werden, denn es soll natürlich auch gekennzeichnet und ausgewiesen werden, wenn es einen Lagerabverkauf gibt und Bücher verbilligt abgegeben werden, was dann nicht über die Aktualität von Büchern täuschen soll.

Was ich auch wichtig finde, ist, dass man die Vielfalt und die Qualität – nämlich das Bekenntnis zur Vielfalt und zur Qualität – gesetzlich verankert, denn natürlich ist das Buch ein Kulturgut – wie wir auch schon von Kollegin Blimlinger gehört haben –, und die Erhaltung einer großen Anzahl an Verkaufsstellen und die Bewahrung des Buches an sich, ist, glaube ich, ein sehr wesentlicher As­pekt und auch in Zukunft sehr, sehr wichtig.

Natürlich soll auch geregelt werden, was noch nicht geregelt war, nämlich zum Beispiel Ausnahmen für Kollegen- und Autorenrabatte.

Ja, eine meiner persönlichen täglichen Herausforderungen als Elternteil ist be­stimmt auch, meinem Sohn Bücher und das Lesen schmackhaft zu ma­chen, was in Zeiten von Tiktok oder Shorts durchaus eine Herausforderung ist. Natürlich ist auch deshalb das Thema Bücher, Lesen ganz, ganz wichtig in der Bildung, in der Schule, aber auch in den Medien. Ich nenne da nicht zuletzt auch die Literatursendung „Die Literarische Soirée“ auf Ö1, über die kürz­lich diskutiert wurde, und zuletzt auch Buchtipps in Zeitungen. Jeder Ort, wo über Bücher gesprochen und diskutiert wird, würde ich sagen, schafft eine gute, wichtige und befruchtende Atmosphäre.

Weihnachten steht vor der Tür – das Weihnachtsgeschäft ist natürlich auch für Buchhandlungen, für kleine Buchhandlungen, für Verlage, für Autorinnen und Autoren ganz, ganz wichtig.

Zum Schluss kommt noch ein Tipp von mir, nämlich kein Buchtipp, aber ein Ki­notipp. Seit gestern ist ein Film mit dem Titel „The Magic Flute – Das Ver­mächtnis der Zauberflöte“ im Kino. Das ist ein Kinoblockbuster basierend auf der Oper von Wolfgang Amadeus Mozart – auch etwas für Kinder – in einer zeitgemäßen, neuen Verpackung, der vielleicht auch Lust auf Mozart macht.

Ganz zum Schluss möchte ich aber schon noch einmal auf die Ausführun­gen meiner Kollegin Heinisch-Hosek eingehen: Frau Kollegin, ein Klavier an ei­nem Ort, glaube ich, ist immer etwas Befruchtendes. Ich glaube, dieses Kla­vier wird die nächsten 100 Jahre, wenn wir alle vermutlich gar nicht mehr im Ho­hen Haus sitzen werden, viel Freude machen, Menschen verbinden, bei vielen Veranstaltungen Menschen zum Nachdenken, zum Diskutieren und viel­leicht auch zu Freude verhelfen.

Dass Sie irgendwie ein Problem mit zeitgenössischer Kunst haben, ist insofern erwiesen (Abg. Heinisch-Hosek: Entschuldigung, wie kommen Sie darauf?! – Abg. Greiner: ... mit einem vergoldeten Klavier ...!), da Sie auch gegen den Schriftzug im Plenarsaal waren, gegen eine zeitgenössische, moderne Kunstinstallation. (Abg. Heinisch-Hosek: Das ist eine böse Unterstellung!) Diese Installation, sehr ge­ehrte Zuseherinnen und Zuseher, bestand lediglich aus zwei Worten, näm­lich Demokratie und Parlament. Das war eine zeitgenössische Kunstinstallation, und da waren Sie dagegen.

Sie reden immer davon, wie wichtig Kunst ist, dass sie systemrelevant ist. (Zwischenruf der Abg. Greiner.) Sie ist existenzrelevant, sie soll in der Mitte der Gesellschaft stattfinden, sie soll für alle zugänglich sein. (Neuerliche Zwi­schenrufe der Abgeordneten Greiner und Heinisch-Hosek.) Das Parla­ment ist für alle zugänglich, und es werden viele Besucherinnen und Besucher kommen, und vielleicht werden sie auch auf dem Klavier spielen können. (Abg. Greiner: Keine Alleingänge des Präsidenten, das wäre wünschens­wert!) – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Meinl-Reisinger: Ich habe ja auch ein Klavier zu Hause, das ist aber nicht so teuer!)

16.26

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Seidl. – Bitte sehr.