17.58

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc BA (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Rechnungshofspräsidentin! Als Lehrlingssprecherin darf ich über die Prüfung des Rechnungshofes betreffend AMS Wien und AMS Ober­österreich und die überbetriebliche Lehrausbildung sprechen – danke an dieser Stelle auch an den Rechnungshof für diesen Bericht!

Für alle Zuseherinnen und Zuseher und auch für die Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus: Was ist eigentlich die überbetriebliche Lehraus­bildung? – Die überbetriebliche Lehrausbildung wurde dafür geschaffen, dass Jugendliche, die noch nicht den Weg in einen Betrieb gefunden haben, aber in der Ausbildungspflicht sind, eine Ausbildungsmaßnahme haben. Im Moment sind ungefähr 6 000 Jugendliche in überbetrieblichen Lehr­ausbildungen.

Dort gibt es zwei Schienen: die Schiene, über die die Lehrabschlussprüfungen direkt in der überbetrieblichen Lehrausbildung gemacht werden, und die andere Schiene, über die auch versucht wird, möglichst rasch direkt in die Betriebe hineinzukommen. Das macht gerade in Oberösterreich und in Wien durchaus Sinn. Dort gibt es mehr Jugendliche, die gerne eine Lehre machen würden, als es Lehrstellen gibt. Das ist der Gegentrend zu Restösterreich.

Österreichweit gibt es im Moment gerade 108 000 Lehrlinge in Betrieben, es gibt 16 000 offene Lehrstellen und nur 8 000 Lehrstellensuchende. Wie gesagt, Wien und Oberösterreich sind da die Ausnahme zum Österreichtrend.

Das wurde vom Rechnungshof genauestens überprüft, und man kann sagen, dass eine Lehrausbildung in der überbetrieblichen Ausbildung den Steu­erzahler, die Steuerzahlerin rund 18 000 Euro pro Jahr kostet. Im Vergleich dazu: Wenn ein junger Mensch die Lehre direkt im Betrieb macht, dann kostet das die Steuerzahlerin oder den Steuerzahler 6 000 Euro.

Angemerkt hat der Rechnungshof, und das kann ich aus der Praxis auch bestätigen, dass nicht immer die richtigen Jugendlichen in der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung sind und dass da durchaus auch eine Möglichkeit be­steht, noch etwas nachzuschärfen. Wir in den Betrieben würden uns sehr, sehr freuen, wenn viele, die aktuell bereits in der überbetrieblichen Lehrlings­ausbildung sind, den Weg in die Betriebe finden, denn dort werden sie nämlich direkt gebraucht. Wir haben viele Unternehmerinnen und Unternehmer, die in einzelnen Bereichen natürlich auch gerne bereit sind, zu unterstützen und zu fördern, damit sozusagen auch die Ausbildung gut abgeschlossen werden kann.

Der zweite Punkt, den der Rechnungshof unter anderem auch angemerkt hat, ist – und das ist, glaube ich, auch ein ganz, ganz wesentlicher –: Es gibt keine vergleichbaren Kriterien der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung über die Bundesländer hinweg. Das ist auch etwas, das man schaffen sollte, damit auch vergleichbar ist, wie erfolgreich die einzelnen Maßnahmen sind.

Ich denke, das sind wesentliche Maßnahmen, die sich das AMS auch mitnehmen kann, mitnehmen sollte, um einfach auch die Qualität der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung zu verbessern und letzten Endes die Jugendlichen auch di­rekt in die Betriebe, in die Ausbildung zu bringen, in die Fachkräfte von morgen wirklich zu investieren, damit wir alle – die Betriebe, aber natürlich auch die Jugendlichen selber – davon profitieren. (Beifall bei der ÖVP.)

18.02

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Michael See­mayer. – Bitte.