20.39

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich beginne heute meine Rede mit ein paar Fakten, die es in sich haben. Geschätzt die Hälfte des gesamten globalen CO2-Ausstoßes wird von unseren Ozeanen wieder aufgenommen und gespeichert. Die Wich­tigkeit unserer Meere kann also gar nicht in irgendeiner Art und Weise überbewertet werden – und trotzdem gehen wir mit den Meeren um, als wäre das egal, und fischen die Meere leer, was die Ozeane natürlich aus ihrem Gleichgewicht bringt.

60 Prozent der gesamten Fischbestände sind maximal befischt – da geht nicht noch mehr –, und 35 Prozent sind bereits überfischt.

Das heißt, die Bestände, die es gibt, schrumpfen Tag für Tag, und immer mehr Fischarten sterben aus. Damit man sich das vorstellen kann: Diese Zahl, diese 35 Prozent, ist eine Verdreifachung in nur wenigen Jahrzehnten! Das zeigt, wie brutal und schnell wir unsere Meere leerfischen. Vor allem auch Haie zählen zu den bedrohten Arten, die für das ökologische Gleichgewicht ganz besonders wichtig sind.

Das bedeutet, während Haie seit Jahrtausenden auf diesem Planeten leben (Abg. Matznetter: 300 Millionen Jahre!) und sogar die Dinosaurier überlebt haben, drohen sie jetzt von Menschen ausgerottet zu werden. Das können wir nicht zulassen. Deshalb beschließen wir heute – ja, das ist ein Fünfparteienantrag, das freut uns sehr – die Prüfung eines nationalen Importverbots von jeglichen Haifischprodukten. (Beifall bei SPÖ und Grünen.) – Danke für den Applaus, aber ich will gleich betonen: Wir prüfen ein Importverbot nur. Das ist deswegen zu betonen, weil es noch keine Umsetzung ist, was wir heute beschließen. Die muss aber so rasch wie möglich erfolgen, Herr Minister! (Beifall bei der SPÖ.)

Jedes Jahr sterben 100 Millionen Haie unter anderem für die heimische Kos­metikindustrie, ein Million-Dollar-Business, wie man so schön sagt. Viele wissen auch gar nicht, dass die Sonnencreme, die wir verwenden, oder der Lippenstift, die Foundation oder die Bodylotion, die wir alle hin und wieder verwenden, möglicherweise aus Haifischprodukten bestehen; dass das Kollagen in unserer Hautcreme aus Haifischknorpel bestehen kann oder beispielsweise die feuchtigkeitsspendenden Elemente in unserer Hautcreme aus Haileber stam­men. Ehrlicherweise: Wer in diesem Raum hat es gewusst?

Der Punkt ist: Es gäbe auch Alternativprodukte, die man verwenden könnte, statt Haifische zu jagen – aber die wären halt teurer. In unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem führt das leider dazu, dass man immer möglichst gerne billig produziert und dafür lieber in Kauf nimmt, dass man ganze Tierarten aus­rottet, um weiterhin Gewinne einfahren zu können, statt dass man eben teurer produziert. Mit diesem Business muss Schluss sein! (Beifall bei der SPÖ.)

Was wir hier außerdem nicht vergessen dürfen: Mit dieser aus dem Ruder gelau­fenen industriellen Fischerei muss generell Schluss sein! Die hat längst nichts mehr damit zu tun, was wir uns vielleicht irgendwie romantisch unter Fischfang vorstellen, mit einzelnen Booten (Abg. Haubner: Der weiße Hai!), wo der Fischer dann den Fisch ins Boot zieht. Das ist eine hochtechnologisch gerüstete Flotte, die da unterwegs ist, die die Meere durchkämmt und sie mit Helikoptereinsatz und Satellitenunterstützung leerfischt. Auch die Tiefsee ist durch diese langen und tiefen Netze, die heutzutage verwendet werden, in keiner Weise mehr sicher davor. Heuschreckenartig ziehen diese industrialisierten Fischerboote durch die Meere, und wenn einmal ein Gebiet leergefischt ist, zieht man zum nächsten weiter. Das muss unterbunden werden!

Es braucht mehr Kontrollen, aber es braucht auch insgesamt mehr Schutzgebiete für unsere Meere. Nur 1,2 Prozent der internationalen Gewässer stehen unter Schutz – 1,2 Prozent, das ist ja lächerlich! Wir brauchen eine Ausweitung dieser Meeresschutzgebiete, denn wir zerstören das Gleichgewicht unserer Ozeane, und da müssen wir bedenken, dass quasi jeder zweite Atemzug, den wir machen, aus dem Meer kommt. So viel Sauerstoff wird eben durch unsere Ozeane ermöglicht. Das heißt: Schützen wir unsere Ozeane, schützen wir auch uns! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das Lämpchen hier leuchtet schon rot, aber ein paar Sätze muss ich trotzdem noch hinzufügen. Es ist sehr schön, dass wir heute einen Fünfparteienantrag zu diesem Projekt ermöglichen. Auch ich darf mich bei der NGO bedanken, die uns alle, glaube ich, gut dabei unterstützt hat, aber ich wünschte mir, dass wir hier nicht nur so einig sind, wenn es um die Artenvielfalt in den Ozeanen geht, viele Kilometer entfernt, sondern auch dann, wenn es um die Artenvielfalt in Österreich geht. Die industrialisierte Landwirtschaft mit den Pestiziden und den vielen Giftstoffen oder sonstigen Spritzmitteln zerstört auch hier die Arten­vielfalt. (Zwischenrufe der Abgeordneten Prammer und Weratschnig.) Da braucht es auch endlich eine Einigkeit in diesem Haus unter allen fünf Parteien, dass das unterbunden werden muss. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Weratschnig.)

20.44

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.