20.44

Abgeordneter Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Die geneigten Zuseherinnen und Zuseher mögen sich fragen, was denn das österreichische Parlament der Hai angeht beziehungsweise warum uns das in Österreich überhaupt interessiert. Wir haben ähnliche Diskussionen beim Eisbären gehabt, als es um den Klimaschutz ging, sozusagen der Eisbär verliert den Lebensraum. Dann hat man festgestellt, dass das ein bisschen weit weg von unserer Bevölkerung ist. Beim Hai ist es tatsächlich anders, denn wenn die Statistik stimmt, so ist Österreich beim Import von frischen Haifilets an fünfter Stelle, man glaubt es ja gar nicht; wenn die Statistik stimmt. Aber gehen wir einmal davon aus. Also betrifft es uns sehr wohl, weil offensichtlich viel Haifleisch in Österreich konsumiert wird; dazu später.

Wir haben von den Vorrednerinnen und Vorrednern von der Bedeutung des Hais und der CO2-Bindung durch die Meere gehört. Der Hai, finde ich, ist ein faszinierendes Wesen. Er wird ja landläufig, wie es der Kollege erwähnt hat, als Killer bezeichnet. In Wahrheit ist der Hai deswegen faszinierend, weil er viel älter als die Dinosaurier ist. 100 Millionen Jahre vor den Dinosauriern hat es schon Haie gegeben, vor rund 300 bis 400 Millionen Jahren. Das heißt, Haie haben alle Änderungen im Laufe der Erdgeschichte überstanden.

Es wäre natürlich ewig schade, wenn sie jetzt verlorengingen, weil die Haie eine zentrale Bedeutung im Meeresökosystem haben. Sie spielen dort eine wichtige Rolle, weil sie eben nicht Menschenfresser sind, sondern alte, kranke Fische beseitigen, Überpopulationen eindämmen und so ein ökologisches Gleichge­wicht erzeugen, Kadaver im Meer verwerten und in Wahrheit dafür sorgen, dass Krankheiten im Meer nicht verbreitet werden und das Ökosystem funktioniert.

Daher haben Haie eine enorme Bedeutung für die Ökologie. Gleichzeitig gehö­ren sie aber zu den gefährdetsten Meerestieren. Sie erholen sich nur langsam, haben langsame Wachstumsraten, wenig Nachwuchs; und so sind manche Populationen bis zu 95 Prozent in ihrem Bestand gefährdet. Es gibt sage und schreibe 1 200 Hai- und Rochenarten und davon ist über ein Drittel gefährdet.

Zu Österreich noch einmal: Wie gesagt, wir sind an fünfter Stelle, was den Import von frischen Haifilets anlangt. Rund 200 Tonnen Haifleisch, gefrorene Haiprodukte, Haiflossen wurden zwischen 2012 und 2019 nach Österreich importiert. Haifleisch ist oft billiger Fleischersatz, wird manchmal auch falsch als Schwertfisch deklariert und kommt so auf den Speiseteller, wobei die Menschen wahrscheinlich gar nicht wissen, dass sie Hai essen, weil das Produkt nicht entsprechend gekennzeichnet ist. Zusätzlich besteht dadurch, dass Haie Kadaver verwerten und Ähnliches, beim Haifleischkonsum eventuell ein Gesundheits­risiko, weil der Quecksilbergehalt relativ hoch ist.

Der Punkt ist, dass es wichtig ist, diesen Allparteienantrag zu unterstützen, weil wir gemeinsam vorgehen wollen, um eben kommerzielle Haiprodukte zu verbieten, auf gesundheitliche Schäden hinzuweisen und eine klare Herkunfts­deklaration vorzuschreiben. Gerade jetzt ist es wichtig, da in Kanada die Weltnaturkonferenz läuft und weil die Vereinten Nationen beim Schutz der Biodiversität in Wahrheit nicht sehr erfolgreich waren. Von Mal zu Mal steckt man sich Ziele, die nicht erreicht werden.

Ich möchte abschließend darauf hinweisen, dass wir uns in Österreich vor Jahren bemüht haben, die eigene Fischproduktion zu steigern. 2012 durfte ich als Minister ein Programm starten, weil viele Menschen gerne Fisch essen, auch verstärkt essen, aber sehr kritisch sind und ein Labelling haben wollen. Wir haben damals das AMA-Gütesiegel für Fisch eingeführt und eine Produktion hochgezogen, um eben mehr heimischen Fisch zu erzeugen. Das ist mühsam. Wir hatten einen Selbstversorgungsgrad von etwa 5 Prozent. Der ist auf 7 Prozent gestiegen, immerhin ein Zuwachs, und wir haben immerhin 77 Be­triebe mehr, insgesamt über 500 Betriebe, die in Österreich Fische erzeugen. Das ist ein positiver Trend, was wichtig ist, weil wir damit auch eine Produktion im heimischen Land absichern und auch Importe aus Übersee verhindern können. Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt. Gerade wenn Versorgungsketten unterbrochen sind, ist das Potenzial für Produktion in Österreich zu nutzen, damit wir heimischen Fisch auf den Tellern haben können. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)

20.48

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Michael Bernhard. – Bitte, Herr Abgeordneter.