13.55

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Wir werden heute einen, wie ich meine, Meilenstein für die gesamte Filmbranche beschlie­ßen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Erst am 25. November 1980 erhielt Österreich als letztes westeuropäisches Land ein Filmförderungsgesetz – spät, sehr spät waren wir dran –, und österreichische Filme konnten nun im Rahmen des Österreichischen Filmförde­rungsfonds, des sogenannten ÖFF – heute ÖFI – finanziert werden. Mitt­lerweile werden die meisten neu erscheinenden österreichischen Filme vom ÖFI gefördert.

Die vorliegende Reform ist die wichtigste seit der Einführung 1980 und stellt eine umfassende Stärkung der gesamten heimischen Kreativwirtschaft, der Filmwirtschaft im internationalen Wettbewerb dar. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Herausragend sind insbesondere die Öffnung für alle Formate, der grüne Bonus für nachhaltige, klimafreundliche Produktionen und die Zusatzfinanzierung für Projekte mit einem hohen Frauenanteil. Wie gesagt, es wird für alle Forma­te – von Kino über Fernsehen, Streaming bis zum Service Work in der Post Production – offen sein. Das ist, wie man so schön sagt, ein echter, und zwar ein wirklich echter Gamechanger, der Österreichs Filmwirtschaft international weit vorne positionieren wird. Das Modell wird zu einem Mehr an Investitionen führen und damit das hohe kreative und künstlerische Potenzial des ös­terreichischen Films, der österreichischen Filmszene auszeichnen und weiter stärken.

Noch bevor wir es heute beschließen, zeigt das Gesetz bereits seine erste Wirkung – und das freut mich besonders –: Anfang 2023 wird eine neue HBO-Miniserie in Wien gedreht werden. Für „The Palace“ sind Hollywoodstars wie Kate Winslet und Hugh Grant angekündigt. Ein Vorbote für die internatio­nale Anziehungskraft der neuen Filmförderung – großartig! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es geht selbstverständlich in erster Linie um den österreichischen Film, aber eben auch um den europäischen und den internationalen. Es geht um Österreich als Filmstandort, und es ist großartig, dass es jetzt schon funktioniert.

100 Jahre nachdem 1923 die Rosenhügelstudios eröffnet worden sind, jene Studios, die zunächst Zentrum der großen europäischen Stummfilmproduktionen wie „Samson und Delila“ waren, wo dann in den 1930er-Jahren mit der Tobis-Sascha, der großen deutschsprachigen Produktionsfirma, Highlights wie zum Bei­spiel „Maskerade“ produziert wurden, die dann arisiert und für Propa­gandafilme der Nazis genutzt wurden, 100 Jahre danach beschließen wir dieses Gesetz. Regisseure, Schauspieler, Schauspielerinnen, Filmleute mussten in die USA flüchten, und dort trafen sich viele von ihnen in Hollywood. Österreich fand es, wie so oft, nicht der Mühe wert, sie nach dem Krieg, nach dem Nationalsozialismus zur Rückkehr einzuladen, und das hatte nicht nur für den Film, wie Sie wissen, sondern für sehr viele Bereiche Folgen.

Über die 1950er-Jahre und den österreichischen – man muss sagen – Heimatfilm ist nicht wirklich viel zu sagen. Er kam über den lokalen Rahmen nicht ansatzweise hinaus.

Jetzt können wir mit diesem Gesetz einen großen Schritt – oder besser noch: viele große Schritte – in die Filmzukunft gehen. Es ergeben sich völlig neue Rahmenbedingungen für die gesamte Branche, aber insbesondere auch für den personalintensiven Bereich der Dienstleisterinnen und Dienstleister. Und das ist ebenfalls vollkommen neu: Diese sind ab jetzt nicht nur als Ausfüh­rende tätig, sondern schlüpfen als Antragsteller:innen für internationale Produktionen in eine neue Rolle, wodurch ein Wirtschaftswachstum in diesem hoch kreativen Bereich vorprogrammiert ist. Es betrifft im Wesentlichen 20 000 Filmschaffende, 8 000 Film- und Musikunternehmen, und wir müssen schauen, wie wir für die Zukunft genügend Fachkräfte bekommen.

Ich fasse es noch einmal zusammen: Das Modell umfasst Kino, TV, Streaming, Virtual Reality und schließt damit die bisher bestehende Lücke, und den Bereich des Service Work in der Post Production – Ton, Musik, Animation. Der Filmverleih wird als wichtiges Bindeglied zwischen Produktion und Publikum einbezogen. Kleiner Wermutstropfen leider: Beim Verleih sind europäi­sche Produkte, europäische Filme nicht abgedeckt, aber das kriegen wir auch noch hin.

Die Basisförderung beträgt 30 Prozent, der grüne Bonus weitere 5 Prozent. Das macht Österreich international wirklich zum Vorreiter für klimafreundliches Produzieren. Eine Gendergapfinanzierung für Projekte mit hoher Beteiligung von Frauen ist bei ÖFI plus und Fisa plus vorgesehen.

Für Kinoproduktionen mit hohem internationalen Finanzierungsanteil wird ein Bonus bei ÖFI plus implementiert. Fisa plus und der Fernsehfonds Austria ermöglichen eine Kombination on top, den Exzellenzbonus für TV-Eigenproduk­tionen. Die Maximalhöhe des Zuschusses liegt bei 5 Millionen Euro pro Film, für Serien bei 7,5 Millionen Euro.

Ich erlaube mir folgendes Schlusswort: Ich widme meine heutige Parlamentsrede Reinhard Pyrker, 1949 bis 1997 – viel zu früh verstorben –, ohne den es das Fördermodell in den 1980er-Jahren und die Entwicklung des österreichi­schen Films nicht gegeben hätte.

In diesem Sinne kann ich nur sagen: Film ab, gute Projektion, schöne Weih­nachten!

Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Windisch-Kaserne in Richard-Wadani-Kaserne umbenannt werden soll. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.01

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.