10.49

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Der Hausverstand oder Politik mit Hausverstand der FPÖ – es kommt halt immer ganz darauf an, in welchem Haus wir gerade sind und welche Leute sich darin befinden. Denen redet man dann nach dem Schnabel. (Beifall bei den Grünen.)

Ich habe erlebt, wie Herr Landesrat Waldhäusl im Waldviertel vor 300 Bauern stand, über die Tierschutz-NGOs herzog, sie als Terroristen beschimpfte, sie als Verbrecher beschimpfte. – Und ich stehe hinter euch Bauern! – Am nächsten Tag macht man dann ein Volksbegehren, obwohl man im eigenen Land eigentlich selber dafür zuständig wäre und da bei einem gewissen Behördenversagen zuschaut. (Beifall bei den Grünen sowie Bravoruf der Abg. Fischer.)

Lassen wir nicht die Experten und Expertinnen sprechen, sondern reden wir mit denen, „die [...] mit den Tieren zu tun haben“!, sagt Kollege Schmiedlechner und vergisst dabei, dass diejenigen, die mit den Tieren zu tun haben, nicht nur die Bäuerinnen und Bauern sind, sondern genau diese Transportindustrie, die genau dieses Leid auch mitverursacht. (Beifall bei den Grünen.)

Nichtsdestotrotz sollten wir, wenngleich wir die Aussagen von Herrn Waldhäusl nicht sehr ernst nehmen sollten, die 427 000 Unterzeichner:innen ernst nehmen. Fakt ist aber, und das hat Kollege Hechenberger angesprochen, dass der zwin­gende Transport in den nächsten Schlachthof wohl schwer zu gestalten ist, denn das ist im Prinzip das erste Glied der Wertschöpfungskette. Wenn ich dann dem Bauern sage: Du bist auf das angewiesen, was dir der nächstgelegene Schlacht­hof für dein Tier zahlt!, dann bekommen wir eigentlich in hohem Aus­maß eine – ja, ich nenne es einmal so – Planwirtschaft. – Das ist auch ein interessanter Zugang der FPÖ.

Diese Transporte – die Schiffstransporte, dieser internationale Transport, die Transporte in Drittländer – sind wirklich erschreckend. Da entsteht wirklich Tierleid, und da entstehen Bilder, die keiner sehen will. Nichtsdestotrotz schreiben die Landwirtschaftsminister der Länder Portugal, Frankreich, Griechen­land, Irland, Lettland, Litauen, Rumänien und Spanien einen Brief an die EU-Kommission – der ist vorige Woche eingelangt –, in dem gefordert wird, die Tiertransportindustrie in Europa in der nächsten Tierschutznovelle zu schonen.

So sieht es da draußen aus. Ich glaube, wir haben mit Tom Waitz einen Mitstreiter unter den Grünen, der tatsächlich kämpft. Wir haben mit Kollegen Rabitsch, der hier nur als Experte beschimpft wird, jemanden, der tatsächlich sein Leben dem Tierleid beziehungsweise dem Bekämpfen des Tierleids, gerade bei Transporten, verschrieben hat.

Ja, wir müssen einiges tun, aber schon so, dass das Tierleid berücksichtigt wird und der Bauer dennoch leben kann. Wir leben in einer freien Marktwirtschaft; und einen Appell an die Bauern, eine Frage, die sich mir stellt, habe ich schon: Endet die Verantwortung über das Nutztier, das man hält, tatsächlich an der Stalltür, oder hat man es tatsächlich auch ein bisschen selbst in der Hand, sich Vermarktungswege zu suchen, die die Regionalität fördern, die den CO2-Ausstoß verhindern, die Tierleid verhindern und die in Wahrheit Tier und Mensch glücklich machen? – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

10.53

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kainz. – Bitte sehr.