17.52

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Frau Präsident! Frau Präsident des Rech­nungshofes! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Der Rechnungshof hat das Thema Lebensmittelverschwendung in Österreich geprüft, analysiert und viele Empfehlungen dazu ausgesprochen. Das Thema der Lebensmittel­verschwendung ist aktuell eine riesige Herausforderung. Einerseits leiden wir unter der Teuerung, andererseits unter weniger Ressourcen. Daher ist es, so glaube ich, unser Auftrag und unsere Hausaufgabe, dass wir uns insgesamt dieses Themas annehmen.

Tagtäglich landen in Österreich Tausende Tonnen Lebensmittel im Abfall, jähr­lich 790 000 Tonnen, drei Hauptbereiche davon sind: Haushalte mit 207 000 Ton­nen, Außer-Haus-Verpflegung mit 175 000 Tonnen und der Handel mit 120 000 Ton­nen. Mit 790 000 Tonnen Lebensmittel könnte man ganz Kärnten ein Jahr lang versorgen! Das sollte uns bewusst machen, dass das riesige Mengen sind, aber auch riesige Möglichkeiten, auch Möglichkeiten für die Haushalte, sich etwas zu ersparen.

Die Herausforderung für den Rechnungshof war, die Umsetzung der Agenda 2030 zu prüfen. Die Prüfung hat von Jänner bis Mai 2020 stattgefunden. Die Agenda ist international und auf die UNO-Mitgliedstaaten herunterzubrechen. Es geht darum, dass wir den Abfall pro Kopf bis 2030 um die Hälfte reduzieren.

Was sind die Gründe für die Lebensmittelverschwendung? – Einerseits hat Österreich eine große Dichte an Lebensmittelmärkten und Diskontern und damit einen sehr scharfen Wettbewerb, was zu Billig- und Lockangeboten, aber auch zu Hamsterkäufen und vielem anderen mehr führt.

Ein weiterer Grund ist, dass es insgesamt zu wenig Information und Kenntnisse über Lebensmittel gibt. Es wird gekauft, aber es wird oft nicht überlegt, woher Lebensmittel stammen, wie sie angebaut und gepflegt werden und wie sie geerntet werden. Daher brauchen wir mehr Kenntnisse und ein neues Bewusst­sein im Umgang mit Lebensmitteln. Es sollte dabei also auch die Bildung eine Rolle spielen.

Fakt ist: Der Rechnungshof hat auch festgestellt, dass es in Österreich wenig Überblick über die Datenlage betreffend die Lebensmittelverschwendung gibt. Es wurde festgestellt, dass von 2016 bis 2019 die Daten nur relativ wenig und unregelmäßig geprüft oder erfasst wurden.

Wir brauchen eine klare Strategie. Der Rechnungshof hat uns mitgegeben, dass wir da Maßnahmen auf allen Ebenen, Aktionspläne und Aktionsprogramme wie Lebensmittel sind kostbar brauchen. Wir müssen aber auch alle Ebenen von der Landwirtschaft über die Verarbeitung über den Handel über die Abfallwirt­schaft bis hin zum Teller miteinbeziehen. Wichtig ist, dass wir alle diese Ziele ansteuern, dass wir alle unsere Wege und Möglichkeiten im Handel, in der Außer-Haus-Verpflegung und im privaten Konsum ausschöpfen.

Abschließend: Was können wir gemeinsam tun, um die Lebensmittelverschwen­dung in den Griff zu bekommen, den Lebensmittelverbrauch zu verbessern und zu optimieren? Das ist ein klarer Auftrag. Einerseits sind wir alle aufgefordert, bewusster einzukaufen. Weniger ist oft mehr. Wir kaufen sehr oft zu viel ein. Wir sollten beim Lebensmitteleinkauf auch das Thema Klima berücksichtigen. Wir reden immer vom Klimawandel und von Klimazielen, aber wir könnten auch in diesem Bereich einen großen Beitrag dazu leisten. Wir sollten regional und direkt hochwertige Lebensmittel einkaufen, die auch für unsere Gesundheit förderlich sind.

Es ist auch wichtig, dass wir fair einkaufen und jeder seine Wertschöpfung und seinen Anteil an den Lebensmitteln erhalten kann. In diesem Sinne ein gemeinsamer Auftrag an uns alle, was das Thema Lebensmittelverschwendung betrifft: Gehen wir bewusster mit Lebensmitteln um, kaufen wir heimisch! – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

17.57

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Karin Greiner. – Bitte.