12.32

Abgeordnete Carina Reiter (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer! Kinder und Jugendli­che haben heutzutage viele Dinge zu verarbeiten. Eine Vielzahl an Herausforde­rungen schlagen wie Wellen über der Seele von jungen Menschen zusam­men. Der Krieg, die Klimakrise, Zukunftsängste lösen Unsicherheit, Sorgen und Angst aus. Es ist einfach eine schwierige Zeit, in der wir gerade leben, und die Vision der Initiatoren des Volksbegehrens ist, dass unsere Gesellschaft offen darüber reden kann, wie es uns geht.

Wie es den Kindern und Jugendlichen geht, haben wir heute schon mehrmals gehört: Jeder zweite Jugendliche leidet an depressiven Symptomen, jeder sechste Jugendliche denkt regelmäßig darüber nach, sich das Leben zu nehmen – das sind erschütternde Zahlen.

Umso wichtiger ist es, dass wir enttabuisieren, dass wir ein Bewusstsein schaffen und dass wir Betroffene unterstützen. Um das schaffen zu können, ist aber jeder Einzelne von uns gefragt. Und wenn wir darüber reden, dass jeder Einzelne von uns gefragt ist, möchte ich gerne noch einmal auf Kollegen Hauser von der FPÖ eingehen. Er hat nämlich gesagt, er habe im Internet recherchiert. Da möchte ich nur darauf hinweisen, dass es im Internet eine Vielzahl an Fakten sowie auch sehr viele Fakenews gibt. Man ist gut beraten, sich genau anzuschau­en, was man als Fakt übernimmt, und nicht nach dem Motto: Widdewidde­witt, ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt!, vorzugehen – gerade auch aus Respekt gegenüber den Initiatoren des Jugendvolksbegehrens. Ich finde das nicht in Ordnung, das so zu instrumentalisieren! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Shetty.)

Die Initiatorinnen und Initiatoren des Volksbegehrens haben es geschafft, dieses Thema noch mehr in den Fokus zu rücken. Wir stehen heute schon an einem anderen Punkt als noch vor einem Jahr, und ich glaube, ihr habt auch dafür gesorgt, dass man, wenn man gefragt wird: Mir geht’s gut, und selber?, vielleicht einmal kurz ein bisschen nachdenkt und dann sagt, wie es einem eigentlich wirklich geht, also doch ein bisschen mehr Ehrlichkeit in dieses Thema: Wie geht es mir?, Wie geht es uns als Gesellschaft?, hineinbringt.

Die Anliegen des Volksbegehrens haben sich eigentlich sehr gut mit den Rede­beiträgen der Experten getroffen und es sind einfach einige wichtige Punkte darin vorgekommen: Wir brauchen ein niederschwelliges Angebot, wir brauchen eine Vernetzung zwischen den Akteuren und den verschiedenen Angeboten, die wir haben, und wir brauchen den Ausbau von Beratung.

In dem Entschließungsantrag, den wir basierend auf dem Volksbegehren eingebracht haben, sind, glaube ich, doch Punkte enthalten, bei denen man sehr gut sofort ansetzen kann: Materialien und Wissen für Lehrkräfte zur Ver­fügung zu stellen, weil gerade sie mit sehr großer Verantwortung in diesem Be­reich konfrontiert sind; Aufstockung der Ressourcen für die Hotline Schul­psychologie und auch für Rat auf Draht ist, glaube ich, sehr wichtig, weil das ein ganz wichtiger niederschwelliger Ansatz ist; und auch, dass man prüft, welche Elemente aus dem Projekt Gesund aus der Krise langfristig implementiert werden können, ist, glaube ich, sehr, sehr wichtig.

Das ist also sozusagen ein Soforthilfepaket, das sich auf die Punkte im Volksbegehren bezieht. Wie mein Vorredner Kollege Nico Marchetti aber schon gesagt hat, muss man natürlich auch in gewisse Bereiche systemisch tiefer hineingehen und dort Änderungen oder Optimierungen überlegen.

Von Expertenseite ist beim Hearing zum Volksbegehren das Projekt Gesund aus der Krise, wie es der Herr Minister schon ausgeführt hat, als Leuchtturmpro­jekt im europäischen Vergleich tituliert worden. Das Projekt bietet ein sehr niederschwelliges Angebot für eine breite psychologische und psychothe­rapeutische Versorgung, und es zeigt auch, wie man eine relativ schnelle Wirkung zustande bringt, und auch, dass man in gewissen Bereichen stabilisieren kann.

Ich möchte da auch Staatssekretärin Claudia Plakolm, gerade ihr als Jugend­staatssekretärin, Danke sagen, dass sie sich so stark dafür eingesetzt hat und gemeinsam mit Minister Rauch die Umsetzung und auch die Aufstockung dieses Projektes so vorangetrieben hat. Ich glaube, Frau Claudia Plakolm hat das sehr treffend formuliert. Sie hat gesagt: „Psychische Gesundheit darf kein Tabu-Thema sein – weder am Esstisch noch im Arbeitsprogramm der Regierung“, und das, glaube ich, trifft es bezüglich der Schritte, die wir im letzten Jahr gemacht haben, doch sehr gut. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit. Mit dem Fokus auf Früherkennung und Prävention können wir da ansetzen, wo man wirk­lich frühzeitig helfen kann, wo man auch schon viel vermeiden kann. Nur so kann man, glaube ich, auch Perspektiven schaffen und Hoffnung bieten. Das hat schon Shakespeare gewusst. Er hat nämlich geschrieben: Der Kummer, der nicht spricht, nagt leise an dem Herzen, bis es bricht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.37

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Petra Wimmer. – Bitte.