13.00

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Herr Präsident! Auch ich darf mich bei den Vertreter:innen des Volksbegehrens bedanken, weil die Frage: Wie geht es jungen Menschen in Österreich?, eine ist, die wir viel zu selten disku­tieren. Und auch die Antwort darauf ist wahrlich wirklich schockierend: Fast 60 Prozent der über 14-Jährigen haben depressive Symptome, Angst­symptome und Schlafstörungen haben sich in den letzten Jahren verfünf- bis verzehnfacht, 16 Prozent haben suizidale Gedanken. Wir können so, wie es jetzt ist, nicht weitermachen, das muss klar sein. (Beifall bei der SPÖ.)

Angesichts dessen, was wir jungen Menschen abverlangt haben, auch während der Zeit der Pandemie, muss es jetzt möglich sein, diesen jungen Menschen etwas zurückzugeben. Auch vor der Pandemie war es schon so, dass 50 Prozent aller Schüler und Schülerinnen gesagt haben, sie finden den Leistungsdruck in der Schule zu hoch, es ist ihnen zu viel, es geht ihnen damit nicht gut. Das sind bitte jede zweite Schülerin und jeder zweite Schüler. Da braucht es jetzt ganz dringend, akut Hilfsmaßnahmen, es braucht an jeder Schule Schulsozialar­beiter, es braucht mindestens eine Schulpsychologin, einen Schulpsycholo­gen an jeder Schule – jetzt, akut, dass man sich, wenn man ein Problem hat, an je­manden wenden kann. Das brauchen wir ganz dringend. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber darüber hinaus fehlen 70 000 Therapieplätze – 70 000 Therapieplätze! – für junge Menschen. Der Punkt ist: Wenn man viel Geld hat, wird man wahrscheinlich einen Therapieplatz bekommen; wenn man aus einer Familie kommt, die nicht viel Geld hat, wartet man teilweise monatelang auf einen Therapieplatz. Es gibt ein gutes Zitat, das besagt: „Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat“. Wir müssen die Dinge beim Namen nennen. Wir brauchen nicht davor zu warnen, wir leben bereits jetzt teilweise in einem Zwei­klassengesundheitssystem. Wie kann es sein, dass die Gesundheitsversor­gung von jungen Menschen von der Geldbörse der Eltern abhängt?! Das darf ganz einfach nicht sein. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein Therapieplatz für junge Menschen muss unabhängig von der finanziellen Situation gewährt werden. Warum ist das sozusagen doppelt schwierig? – Weil ja Jugendliche, die aus Haushalten kommen, wo die Eltern wenig verdienen, ohnehin schon viel stärker gefährdet sind. Armut macht krank. Armut macht physisch krank. Kinder, die in kalten Kinderzimmern schlafen müssen, in Kinderzimmern, die nicht ausreichend geheizt oder feucht sind, sind die chro­nisch Kranken von morgen.

Armut macht aber auch psychisch krank. In jedem Haushalt, der von Armut bedroht ist, sind natürlich genauso die Kinder betroffen, die sich um die Eltern Sorgen machen, die sich Sorgen machen, ob es sich bis zum Ende des Mo­nats ausgeht. Wenn irgendjemand hier herinnen sitzt und glaubt, dass, wenn eine Familie von Armut bedroht ist, das nicht auch die kleinsten Kinder schon mitbekommen und spüren, dann muss ich ihm sagen, er irrt. Armut macht physisch und psychisch krank! (Beifall bei der SPÖ.)

Somit komme ich jetzt ganz bewusst zum Schluss: Wer gute Sozialpolitik macht, macht auch gute Gesundheitspolitik. So einfach ist das. (Beifall bei der SPÖ.) Wer sich jetzt gegen die Inflation wehrt und nicht akzeptiert, dass sie bei über 11 Prozent liegt, der tut auch den Kindern und Jugendlichen in diesem Land etwas Gutes.

Als Allerletztes zum Schluss: Viele sozialdemokratische Länder in Europa zeigen es vor, wie man die Inflation nach unten bringt. Nehmen Sie sich daran ein Beispiel, auch für die Kinder und Jugendlichen in diesem Land. 11 Prozent sind nicht akzeptabel! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

13.04

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Pia Phi­lippa Strache. – Bitte, Frau Abgeordnete.