13.38

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ja, Präven­tionsmedizin ist tatsächlich ein Punkt, bei dem sich alle Parlamentsfraktionen einig sind und zu dem wir auch im Gesundheitsausschuss einen einstim­migen Beschluss gefasst haben, dass es im Rahmen der allgemeinen Sozialversi­cherung zu einer Verankerung der Präventionsmedizin kommen soll. Ich denke, auch die Debatte, die wir im Gesundheitsausschuss und auch unter den Fraktionen schon geführt haben, zum Facharzt für Allgemeinmedizin, der ja auch einen präventionsmedizinischen Schwerpunkt haben soll, zeigt, dass wir das ernst meinen und dass wir auch Taten folgen lassen wollen, die eine Verbesserung für die Patienten in Österreich darstellen.

Nichtsdestotrotz haben die vergangenen zwei, drei Jahre gezeigt, gerade auch während Corona, dass die Vorsorgeuntersuchungen in Österreich viel zu wenig in Anspruch genommen worden sind. Die Menschen haben sich teilweise auch bedingt durch die Coronamaßnahmen nicht in die Spitäler getraut. Die Anzahl der Diagnosen von Krebs ist massiv unterdurchschnittlich gewesen, teil­weise wurden nur halb so viele Tumore entdeckt wie in den Jahren davor. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das liegt nicht daran, dass die Menschen weniger an Krebs erkranken, sondern es liegt schlicht und er­greifend daran, dass die Erkrankungen jetzt erst mit deutlicher Verzögerung, zu spät entdeckt werden – und das kostet viele, viele Hundert, ja vielleicht Tau­sende Menschenleben.

Der Österreichische Krebsreport 2023 hat aufgezeigt, dass bei regelmäßig und systematisch durchgeführten Vorsorgeuntersuchungen in etwa die Hälfte der Krebstoten in Österreich verhindert werden könnte. Wir sprechen da von Zehntausenden Betroffenen jedes Jahr, wir sprechen da von vielen Tau­send Toten und Leidenden, die damit verhindert werden könnten.

Ich möchte nur ein Beispiel ganz konkret herausnehmen, das ist das Thema Dickdarmkrebsvorsorge. Herr Minister, ich weiß, auch Ihnen ist das Thema ein großes Anliegen. Wir haben momentan ein System, das überhaupt nicht funktioniert. Wir haben monatelange Wartezeiten, teilweise über ein halbes Jahr, ein Dreivierteljahr, für Coloskopien. Von einer Systematik und von einer engmaschigen Kontrolle kann da gar nicht mehr die Rede sein. Wir haben auch das Problem, dass diese Untersuchungen nicht in den Leitlinien drin-nen sind. Sie werden zwar kostenmäßig ersetzt, aber eine wirklich strategische und flächendeckende Umsetzung dieser Vorsorgeuntersuchung findet nicht statt. Es hat sich gezeigt, dass auch vor Corona nur 15 Prozent der öster­reichischen Männer über 60, für die das eigentlich vorgesehen wäre, auch tatsächlich eine entsprechende Untersuchung haben machen lassen.

Was wären die Lösungsvorschläge oder die Alternativen? – Sie wissen: Es gibt neuartige Tests, basierend auf DNAfit, die im nicht-invasiven niedergelas­senen Bereich viel angenehmer für den Patienten, viel nebenwirkungsärmer oder risikoärmer gemacht werden könnten und eine Möglichkeit wären, dass dieser Untersuchungsrückstau, der vorhanden ist, auch zeitnah abgebaut werden könnte und so wirklich Leben gerettet werden könnten.

Nicht nur beim Kolonkarzinom, das vor allem die Männer betrifft, sondern auch bei Tumorarten, die besonders die Frauen betreffen – ob das jetzt Gebär­mutterhalskrebs ist, ob das die Mammografien anlangt –, waren die Vorsorgeun­tersuchungen massiv unterdurchschnittlich. Auch da haben wir schon Vor­schläge eingebracht, dass zum Beispiel durch einen Zweitbefund die Entdeckungsrate von Mammakarzinomen signifikant erhöht werden kann, das zeigen internationale Studien. Das wäre sofort und einfach umsetzbar.

Damit wir da etwas konkreter werden, möchte ich auf den einheitlichen Beschluss, den wir im Gesundheitsausschuss gefasst haben und den wir heute auch treffen werden, einen weiteren Entschließungsantrag aufsetzen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stärkung der Frauengesundheit – Ausbau der Krebs-Früherkennungs­programme sowie der automatischen Einladungen zu Vorsorgeuntersuchungen“

Der Nationalrat möge beschließen:

„Die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien und der Bun­desminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wer­den aufgefordert, den Ausbau von Krebs-Früherkennungsprogrammen zu for­cieren und die automatische Einladung zu medizinischen Voruntersu­chungen, wie etwa Gebärmutterhalskrebs-Untersuchungen oder Darmspie­gelungen auszubauen.“

*****

Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

13.42

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Rosa Ecker, MBA

und weiterer Abgeordneter

betreffend Stärkung der Frauengesundheit – Ausbau der Krebs-Früherkennungspro­gramme sowie der automatischen Einladungen zu Voruntersuchungen

eingebracht im Zuge der Verhandlung über die Debatte zu TOP 3) Bericht des Ge­sundheitsausschusses über den Antrag 3135/A(E) der Abgeordneten Fiona Fied­ler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Präventionsauftrag im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (1936 d.B.) am 1. März 2023

„Jeder zweite Krebstodesfall in Österreich könnte durch Vorsorge vermieden wer­den – durch einen gesunden Lebensstil und regelmäßige Vorsorgeuntersu­chungen.“ (Österreichischer Krebsreport 2023)

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar an alle Versicherten appelliert, zur Vorsorge zu gehen.

Im Österreichischen Krebsreport 2023 der Österreichischer Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie und der Österreichischen Krebshilfe betonen Expertinnen und Experten die Wichtigkeit der Vorsorge. „… 50 Prozent aller Krebs-Todesfälle in Europa könnten vermieden werden, wenn zwölf Empfehlungen des Europäischen Kodex gegen Krebs eingehalten werden würden“.

Dass die Vorsorgeuntersuchung zum eigenen Schutz dient, wird oft verdrängt. Der Krebsreport 2023 stellt deutliche Fortschritte in der Krebsversorgung und teilweise gestiegenen Überlebenswahrscheinlichkeiten bei bestimmten Krebsdiagno­sen fest.

Bei Frauen ist Brustkrebs die am häufigsten diagnostizierte Krebsform; Vorsorge­untersuchungen sind in diesem Bereich enorm wichtig. Das 2014 gestarte­te österreichische systematische und standardisierte Brustkrebs-Früherkennungs-programm ist sehr positiv zu sehen. Eine schriftliche Erinnerung für die freiwil­lige Vorsorgeuntersuchung erhalten mittlerweile alle Frauen über 45 Jahre.

Eine weitere wichtige gesundheitliche Vorsorgemaßnahme für Frauen sind Früher­kennungs-Untersuchungen gegen Gebärmutterhalskrebs.

Für alle Personen ab dem 50. Lebensjahr wäre es enorm wichtig, die alle zehn Jahre empfohlene Darmkrebsvorsorge – die Darmspiegelung – zu nutzen.

Leider gibt es in Bezug auf Vorsorgeuntersuchungen noch Verbesserungsbedarf. In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien und der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz werden aufgefordert, den Ausbau von Krebs-Früherkennungsprogrammen zu forcieren und die automatische Einladung zu medizinischen Voruntersuchungen, wie etwa Gebärmutterhalskrebs-Untersuchungen oder Darmspiegelungen auszubauen.“

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Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt Herr Dr. Werner Saxinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.