18.47

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Minis­terin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen hier auf der Galerie und zu Hause! Carearbeit ist unsichtbare Arbeit. Sie wird kaum wahrge­nommen und sie wird auch nicht bezahlt. Am heutigen Equal-Care-Day wollen wir uns in Erinnerung rufen, dass im Jahr 2023 das Verhältnis in der Care­arbeit nach wie vor bei 4 : 1 liegt. Das bedeutet, dass Männer nach wie vor etwa vier Jahre lang bräuchten, um private, ehrenamtliche, welche Arbeit auch immer, Fürsorgearbeit zu machen – Arbeit, die Frauen innerhalb von einem Jahr erledigen.

Gerade Frauen, die Carearbeit verrichten, müssen oft aufgrund dessen Teilzeit arbeiten. Wir haben heute bereits in der Aktuellen Stunde über das Thema Vollzeit versus Teilzeit diskutiert. Es hieß oft, die Teilzeit sei zu attraktiv. Für wen denn bitte? Vielleicht für die Männer, deren Frauen eben Teilzeit arbeiten, damit die Frauen ein bisschen etwas dazuverdienen und sich trotzdem noch um die Kinder, um den Haushalt und um die Angehörigen kümmern können? (Abg. Wurm: Frau Kollegin, das müssen Sie der ÖVP erklären! Das müssen Sie der ÖVP erklären!) Für uns Frauen ist Teilzeit nicht attraktiv! (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Und die Rechnung dafür, dass sie nicht attraktiv ist, bekommen wir spätestens in der Pension, im Alter. Laut vielen Statistiken leben wir Frauen zwar länger, man würde meinen, darüber müssten wir uns ja freuen, in Würde altern, was auch immer das für jeden Einzelnen bedeuten mag, die Realität aber ist eine ganz andere. Wir leben länger, werden älter, haben aber weniger Geld im Alter. Ein Leben lang gearbeitet – und trotzdem geht sich nur eine Mindestpen­sion aus! Weiters sind Frauen im Alter einsamer als Männer. Wir leben län­ger, deswegen sterben uns die Partner früher weg. (Abg. Wurm – erheitert –: Was soll man da jetzt machen? – Abg. Pfurtscheller: Überleben bitte schön!) Kurz ge­sagt, wir Frauen verschwinden mit der Zeit von der Bildfläche.

Apropos Bildfläche, weil ich Kollegen Wurm hier vor mir sehe: Wenn sogar unser Bundespräsident von einem hochrangigen Politiker öffentlich als „Mumie“ und als „senil“ bezeichnet wird, dann ist ganz klar, welchen Stellenwert ältere Menschen in dieser Partei haben. Ich bin nicht überrascht, dass Sie auch diesem Antrag nicht zustimmen. (Abg. Wurm: Wir haben nur den Bundespräsidenten gemeint!)

Leider, muss ich sagen, geht generell die Tendenz eher in die Richtung, dass ältere Menschen, in dem Fall auch ältere Frauen, als eine Belastung für die Gesellschaft gesehen werden, als ein Kostenfaktor bei der Pflege, bei der Pension. Man redet viel zu wenig darüber, wie viele Beiträge ältere Men­schen in unserer Gesellschaft leisten, wie viele wertvolle Beiträge sie leisten. (Abg. Wurm: Dann müsst ihr unseren Anträgen zustimmen, Frau Kollegin!) Ich muss ganz ehrlich sagen: Das sind wirklich viele Ressourcen, die ältere Menschen für unsere Gesellschaft bereitstellen.

Glaubt mir: Hinter vielen erfolgreichen Menschen, egal, ob Mann oder Frau, steckt oft eine Mama oder eine Schwiegermama, die oft die Kinder abholt, die manchmal kocht (Abg. Wurm: Ganz genau!), die im Haushalt mithilft oder die ein­fach gut zuredet. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Wurm: Bravo!)

Ich freue mich sehr, dass wir heute diesen Antrag beschließen, einen Antrag, in dem es eben um ältere Frauen geht, um ihre Sichtbarkeit in unserer Gesellschaft. Oft wird über die Köpfe von älteren Frauen hinweg gesprochen, oder wir reden, vor allem auch hier – ich nehme uns Politiker da nicht aus –, über ältere Frauen, wenn es um Sozialleistungen geht, wenn es um die Pflege geht, wenn es um Pensionen geht, aber es gibt viel zu wenige Diskussionen wie diese.

Wir wissen, dass die Weltbevölkerung und natürlich auch die Bevölkerung in Österreich immer älter werden. Weiters wissen wir, dass wir in einer Ge­sellschaft leben, in der Männer einfach im Vorteil sind. Das ist nichts Neues, das ist einfach ein Faktum. Da gibt es eine Schieflage, und an dieser Schieflage müssen wir alle gemeinsam arbeiten, wir als Gesellschaft, wir hier als Politikerin­nen und Politiker, in der Familie, in den Medien, denn nur gemeinsam schaf­fen wir es, dass wir Frauen, auch ältere Frauen, in den Fokus rücken, sie sichtbar machen – und dieser Antrag ist ein guter Anfang. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.51

Präsidentin Doris Bures: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Gerald Loacker zu Wort gemeldet. – Bitte.