15.18

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Herr Präsident! Werte Staats­sekretärin! Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Zuseherinnen und Zuseher bei uns hier im Haus und via Livestream oder via TV bei Ihnen zu Hause oder auch im Büro! Meine Damen und Herren, es ist für mich immer wieder erschreckend, zuzuhören, wie die Opposition – und da spreche ich nun ganz speziell die ÖVP – ah, Verzeihung, die FPÖ und die SPÖ an (Abg. Wurm – erheitert –: Ein Freud’scher Versprecher!) – behauptet, dass grund­sätzlich die Unternehmerschaft die Ausbeuter der Nation sind (Abg. Belakowitsch: Na, die ÖVP ...!), die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbeuten, Menschen, die vertrieben sind, die vor einem Krieg fliehen, vor Morden fliehen.

Wir haben es heute gehört und ich möchte auch die Gelegenheit nutzen und der Kollegin von den NEOS, Kollegin Meinl-Reisinger, zu ihrer Rede gratulieren. Sie hat mich heute sehr inspiriert (Abg. Belakowitsch: Oje! Ach Gott! Die schreckliche Rede?!), es hat mich auch betroffen gemacht, was es für Menschen bedeutet, in einem Land zu leben, in dem ein Krieg herrscht, für den sie nichts können, gar nichts können. Wir können alle nichts dafür, wenn in Österreich jemand kommt und unsere Kinder verschleppt und Frauen die Hände bricht und sie dann vergewaltigt.

Dann stellen sich hier Abgeordnete her und sagen: Das ist alles ein Wahnsinn! Wir machen Tür und Tor auf! Es ist Missbrauch! – Missbrauch ist genau das: diese Worte. Das ist Missbrauch. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Kickl: Da bin ich gespannt, ob Sie das bei allen anderen Kriegen auch so sehen! Dann wär’s konsequent!)

Wichtig ist für uns in Österreich: Wir haben einen Wohlstand. (Abg. Belakowitsch: Na ja, der ist aber bei Ihnen sehr geschrumpft ...!) Diesen Wohlstand haben viele, viele Menschen vor uns, die ihre Arbeitskraft eingesetzt haben, in diesem Land geschaffen – besonders auch im Tourismus. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Tirol ist das Tourismusland schlechthin. Wir leben vom Tourismus (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), und es ist ganz, ganz wichtig, dass wir da weiterhin Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, weil wir von Gästen hören, wie schade es doch ist, dass Terrassen geschlossen sind, mehr Sperrtage sind, weil die Stellen einfach nicht besetzt werden können, weil wir am österreichischen Arbeitsmarkt keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr finden – nicht weil die Österreicherinnen und Österreicher nicht bei uns arbeiten wollen, wir haben viele, viele Mitarbeiter:innen, und denen möchte ich danken, dass sie bei uns arbeiten, sondern weil wir zu wenige haben. Um den Wohlstand in Österreich halten zu können, ist es wichtig, dass wir auch die Augen öffnen, über den Tellerrand hinausschauen. (Abg. Belakowitsch: Das hätten Sie längst ... tun sollen!)

Eines muss ich Ihnen schon sagen, wenn Sie sagen, wir beuten die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeiter aus: Sie fordern eine Viertagewoche, Sie fordern eine Reduktion der Arbeitszeit, 35 Stunden. Ja was bedeutet denn das, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht da sind? Sollen wir jetzt schneller kochen, die Haare schneller schneiden? Soll die Verkäuferin jetzt schneller abrechnen? Ich weiß nicht, wo da der Sinn sein sollte. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Meine Damen und Herren! Ich finde es nicht wertschätzend gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in unseren Unternehmen arbeiten, und ich finde es überhaupt nicht wertschätzend gegenüber uns, den Unternehmern und Unternehmerinnen in Österreich, die sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da sind, für ihre Unternehmen da sind, die Verantwortung für dieses Land und für diesen Wohlstand, den wir haben, übernehmen. Nur ein Gemeinsames funktioniert – und nicht dieses ständige Bashing dagegen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte da auch die Medien noch ganz kurz miteinschließen: Negativ­wer­bung. Es gibt nur mehr negative Werbung. Es gibt nur mehr negative Medienberichterstattung, negative Nachrichten. Es ist alles schlecht: Die Arbeit ist schlecht, wir werden krank von der Arbeit. Es ist ein schlechtes Österreich, und es ist ja ganz schlimm, wenn man überhaupt in Österreich lebt. Auch das Wetter ist bei uns schlecht, denn wenn es nämlich einen Tag regnet: Oh Gott, ach, es regnet! – Es muss nur mehr blauer Himmel sein. (Abg. Kickl: Das ist auch schlecht, weil dann ist Klimakrise!)

Meine Damen und Herren, wir brauchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir brauchen uns alle. Es braucht die Unternehmerinnen und Unternehmer, es braucht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Land, es braucht uns alle. Ich bitte darum und ich hoffe, wir haben mehr ein Miteinander als dieses ständige Gegeneinander. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Stöger.)

15.23