17.21

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Liebe Frau Präsidentin! Liebe Frau Staatssekretärin! Kollegen und Kolleginnen! Speziell auch: Liebe Mädchen!, sage ich noch einmal ausdrücklich. Vieles wurde ja zu diesem Antrag schon gesagt, vieles, was man auch breit unterstreichen kann: wie wichtig Kinderbetreuung ist, wie wichtig Berufsorientierung, Weiterqualifizierung ist und wie wichtig auch die Aufwertung der Lehre ist. In der Diagnose sind wir uns wahrscheinlich relativ schnell einig; man kann auch darüber klagen, man kann aber auch etwas tun, und diese Bundesregierung tut einiges. Viele der Punkte wurden schon genannt. Ich möchte jetzt aus Bildungssicht speziell noch einmal drei hinzufügen, von denen ein bisschen zu wenig die Rede war.

Erstes Beispiel: Berufsorientierung – vielleicht auch für die Mädchen, die hier sitzen, ganz wichtig –: Jugendliche müssen einen Beruf finden, der ihnen Freude macht und der auch ihren wirklichen Talenten entspricht, nur dann bleiben sie dabei und nur dann machen sie es auch wirklich gut und gern. Es hilft nieman­dem, wenn Kinder und Jugendliche aus irgendwelchen Prestigegründen oder Traditionsgründen oder halt aus Zufall von den Eltern auf Gleise gestellt werden. Speziell schmerzlich finde ich das zum Beispiel in der AHS-Unterstufe. Dort hatten wir jahrelang, jahrzehntelang einen eklatanten Mangel an Informationen über die Vielfalt von Lehrberufen, da gibt es ganz große Versäumnisse aus der Vergangenheit.

Die gute Nachricht ist: Schauen Sie in die neuen Lehrpläne, die wir erst vor wenigen Wochen verordnet haben! Bildungs- und Berufsorientierung hat einen ganz zentralen Stellenwert. Das ist nicht nur ein Fach für alle in der 8. Schulstufe, sondern darüber hinaus auch noch ein fächerübergreifendes Thema, das in allen Fächern verankert wird und verankert werden muss, und zwar möglichst lebens­nahe und praktisch. Vorgesehen sind da zum Beispiel Exkursionen, Workshops, dass man Leute einlädt, dass man in Betriebe geht; Hands-on-Erlebnisse finde ich ganz extrem wichtig, um die Vielfalt von Berufen zu spüren. Ich bin fest davon überzeugt, dass man viel mehr lernt, wenn man rausgeht und etwas spürt – da lernt man etwas dabei und das eröffnet einem neue Perspektiven im Leben. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)

Zweites Beispiel: die Lehre. Dazu wurde auch schon einiges gesagt: Ja, wir brauchen möglichst viel Durchlässigkeit zwischen der Lehre und weiterführen­den Ausbildungen, auch akademischen Ausbildungen. Wir brauchen definitiv noch Verbesserungen bei der Lehre mit Matura, was die Vereinbarkeit und auch die Unterstützung betrifft. Wir brauchen selbstverständlich – auch richtig in diesem Antrag angemerkt – eine Attraktivierung der Lehrberufe, auch für Erwach­sene; das hat natürlich viel damit zu tun, dass man während der Ausbildung auch existenzsichernd leben kann, das Stichwort Fachkräftestipendien ist ja schon gefallen. Wir brauchen selbstverständlich auch neue Lehrberufe; die Pflegelehre haben wir erst – gestern, glaube ich, war es – präsentiert. Des Weiteren ist auch im Bereich der Green Jobs noch ganz viel zu tun, und gerade für die große Aufgabe der Energiewende, die wir ja mit voller Kraft vorantreiben, wird das dringend notwendig sein. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Pfurtscheller und Prinz.)

Eine ganz kurze Anmerkung noch zu meinem Lieblingsthema, der Elementar­pädagogik: Über die Bedeutung von Kinderbildung und -betreuung sind wir uns ja einig. Der entscheidende Punkt ist immer: Wir schaffen keinen Ausbau und wir schaffen nicht mehr Qualität, wenn wir nicht mehr Pädagog:innen in diesen Bereich bringen, die dann auch in diesem Beruf bleiben. Ich kann Ihnen zum wiederholten Mal versichern: Da tut diese Regierung mehr, als je eine Regierung zuvor getan hat. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir haben für die Elementarpädagogik eine Ausbildungsoffensive an vielen Fronten: Wir haben Hunderte neue Kollegplätze an Dutzenden neuen Standor­ten in allen Bundesländern; wir haben Aufschulungskurse für Menschen, die bisher in Assistenzberufen tätig waren; wir haben gezielte Programme, um die Ausbildung zur Elementarpädagogik auch im zweiten Bildungsweg, später im Leben, attraktiv zu machen; die Fachkräftestipendien, ein super Mittel, das habe ich vorhin schon erwähnt, sind speziell nicht nur für Pflegeberufe, sondern auch für Elementarpädagog:innen zugänglich, sie finanzieren den Lebensunterhalt während der Zeit der Ausbildung und sind extrem wichtig und wirklich eine neue Sache.

Mehr Elementarpädagogik: Jede einzelne Pädagogin, die wir haben, ist ein Turbo für den Fortschritt in der Gesellschaft, denn sie verbessert die Qualität in den Einrichtungen, ermöglicht neue Kindergartenstandorte und eine Ausweitung der Öffnungszeiten, erleichtert damit das Leben für Familien und macht Zeit, Energie und Freude frei, die irgendwann auch dem Arbeitsmarkt zugutekommt – inso­fern ist das eine Win-win-Geschichte. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

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