20.01

Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ja, viele von euch oder viele von Ihnen haben wahr­scheinlich noch nie von dieser Erkrankung gehört: ME/CFS. Es ist eine Krankheit, die schon seit 1969 von der WHO klassifiziert und anerkannt ist, aber trotzdem wissen wir viel zu wenig über sie.

ME/CFS ist eine Multisystemerkrankung, der schwierigste Weg ist, wie wir schon gehört haben, oft der Weg zur Diagnose. Gerade das stellt eine sehr große Belastung für die Betroffenen dar. Auch viele Ärztinnen und Ärzte wissen viel zu wenig über diese schwere Erkrankung und können dadurch ihren Patientinnen und Patienten nicht wirklich helfen. Die Ursache ist auch noch ungenügend erforscht. ME/CFS tritt sehr häufig nach einer Infektion auf, deshalb kann auch aus Long Covid ME/CFS werden, und somit ist ME/CFS die schwerste Form von Post-Covid. Es gibt unterschiedliche Betroffenheiten, diese Erkrankung kann aber bis hin zu einer Arbeitsunfähigkeit führen.

All dies waren jetzt nur reine Fakten, und wir alle können uns wahrscheinlich nicht vorstellen, wie ein Leben mit ME/CFS ausschaut. Deshalb habe ich bereits im Sommer 2019 einen an ME/CFS erkrankten jungen Mann getroffen, um mehr über seine Geschichte und auch über sein Leben zu erfahren. Kevin ist ehe­maliger Leistungssportler und gelernter Papiertechniker. Im Alter von ungefähr 30 Jahren hatte er einen viralen Infekt, doch auch nach längerer Zeit klangen die Symptome nicht ab, und es kamen sogar noch andere Symptome zu seiner Erkrankung hinzu, wie etwa taube Beine, Gelenkschmerzen und starke Erschöp­fungs­symptome. Alltägliche Handlungen wie kochen, duschen, am Laptop arbeiten oder auch nur telefonieren kosteten plötzlich unheimlich viel Energie. Danach war es ihm nur mehr möglich, den restlichen Tag im Bett zu verbringen. An seine Sportkarriere oder auch an das Seiner-Arbeit-Nachgehen war überhaupt nicht mehr zu denken.

Dies ist nur eine Geschichte von sehr vielen in Österreich. Es gibt noch sehr viele andere Betroffene, denn ME/CFS ist nicht heilbar. Einige Betroffene setzen sich seit Jahren ehrenamtlich für die Österreichische Gesellschaft für ME/CFS ein. Sie haben ein tolles Netzwerk aufgebaut, haben wahrscheinlich mehr Fachwis­sen als viele Ärztinnen und Ärzte in Österreich und sind maßgeblich dafür verant­wortlich, dass wir Politikerinnen und Politiker auf die Missstände für ME/CFS-Betroffene aufmerksam gemacht werden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir heute die Bundesregierung auffordern, sich weiterhin für die Verbesserung der Situation von ME/CFS-Betroffenen einzusetzen.

Abschließen darf ich mit einem Zitat eines Mitglieds der Österreichischen Gesellschaft für ME/CFS: Der heutige Beschluss gibt den ME/CFS-Betroffenen in Österreich Hoffnung. Seit Jahrzehnten leiden sie meist unsichtbar, isoliert und in abgedunkelten Räumen. Die Pandemie hat die Schwere von ME/CFS und das Ausmaß der bisherigen Vernachlässigung nun schlagartig sichtbar gemacht, umso dringender braucht es jetzt konkrete Schritte zur Aufklärung, Versorgung, Absicherung und Forschung. – Zitatende. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und NEOS.)

20.05