22.16

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Kolleginnen und Kollegen! Der Dank gilt vor allem auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diese Saison so erfolgreich bestritten haben.

In der Neuausrichtung der gewerblichen Tourismusförderung ist viel über Nachhaltigkeit zu finden. Unter Nachhaltigkeit ist aber nicht nur die Reduzierung des Ressourcenverbrauches zu verstehen, Nachhaltigkeit bedeutet auch, den Tourismus in Österreich zu erhalten, und dazu gehört auch eine erfolgreiche Betriebsnachfolge. Investitionen im Zuge von Betriebsnachfolgen sind ja auch förderwürdig, ob es dazu noch eine Eigenbeauftragung in Form eines Antrages für eine Informationsoffensive braucht, sei dahingestellt, schaden wird es auf jeden Fall nicht.

Die meisten Betriebsübergaben geschehen ja immer noch innerhalb der Familie, immer öfter ist aber zu hören, dass für Gastronomie oder Tourismusbetriebe keine Nachfolger zu finden sind. Da braucht es engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für die Gastronomie, die in der Branche mit Freude und Herzblut arbeiten. Auch das ist unter Nachhaltigkeit zu verstehen.

Wir haben heute schon im Rahmen des Dringlichen Antrages der NEOS über Personalmangel und die Wichtigkeit der Lehre diskutiert. Gerade im Tourismus werden händeringend Arbeitskräfte und Lehrlinge gesucht. In diesem Zusam­men­hang ist es nicht unbedingt hilfreich, dass es vor allem in der Gastronomie die meisten Lehrabbrüche gibt. Viele Lehrlinge treten auch nach absolvierter Lehre nicht zur Lehrabschlussprüfung an und von denen, die die Lehrabschluss­prüfung erfolgreich absolvieren, ist mehr als die Hälfte nach fünf Jahren nicht mehr in der Branche tätig.

Da wird es nicht reichen, dass man die Lehre in der Gastronomie und im Tourismus attraktiver gestaltet. Wenn man will, dass sich junge Menschen für eine Lehre entscheiden, dann muss man sich den Entscheidungsprozess anschauen, und dabei spielen die Eltern eine große Rolle. Wenn Eltern die Erfahrung machen, dass man es mit einem Lehrabschluss im Arbeitsleben schwerer hat und damit weniger verdient als mit einer Schulausbildung, na was werden die Eltern den Kindern dann empfehlen? – Sicher keine Lehre. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Das heißt, wir müssen an den Erfahrungen der Eltern, unseren Arbeitnehme­rinnen und Arbeitnehmer, und an den Arbeitsbedingungen im Tourismus massiv arbeiten. Das fällt auch unter Nachhaltigkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

Das gilt natürlich nicht nur für den Tourismus, sondern für alle Branchen. Es ist allerdings auch nicht hilfreich, wenn – wie von Kollegin Erasim schon berichtet – Arbeitnehmer:innen, die einen Betriebsrat gründen wollen, einfach gekündigt werden, und das, obwohl sie nur ihrer Verpflichtung laut Arbeitsverfassungs­gesetz nachgekommen sind. Dort steht nämlich, dass in Betrieben mit mehr als fünf Arbeitnehmern ein Betriebsrat zu wählen ist. Das ist keine Kannbestim­mung – ein Betriebsrat ist zu wählen. Immer wieder muss dann, wie heute Vormittag, ein Gericht entscheiden und bestätigen, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Recht sind. So geht man mit Mitarbeiterinnen und Mit­arbeitern natürlich nicht um. (Beifall bei der SPÖ.)

Bevor mir aber wieder Arbeitgeberbashing vorgeworfen wird, darf ich festhalten, dass in vielen Betrieben einiges für die Mitarbeiterzufriedenheit gemacht wird. Das geht von geregelten Arbeitszeiten über planbare Freizeitphasen bis hin zu Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Schade ist nur, dass das jetzt aus der Not heraus und nicht aus dem Selbstverständnis heraus passiert, dass man mit Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmern ordentlich umgeht. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

22.20

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Prinz. – Bitte.