Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Sehr geehrter Herr Minister! In einem von allen Parteien unterstützten Antrag wird die Regierung aufgefordert, die digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung, unter anderem durch flexibleren und vermehrten Einsatz von Open Source, zu stärken. Dafür braucht es die notwendigen Expert:innen und Fachkräfte, die frühzeitig gelernt haben, mit Open-Source-Produkten zu arbeiten. Bislang dominieren im Unterricht an Österreichs Schulen vor allem IT-Produkte, die von einigen wenigen großen US-Firmen entwickelt werden.

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„Welche Maßnahmen werden Sie treffen, um Open Source Software im Bereich Bildung und Lehre verstärkt einzusetzen?“

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Frau Abgeordnete, ich darf vorweg festhalten, dass die Entscheidung, welche Software im Unterricht zum Einsatz kommt, in der Schulautonomie liegt. Welche Software eine Schule verwenden will, ist eine pädagogische Entscheidung, die durch die Lehrenden getroffen wird. Vonseiten des Ministeriums wird mit Moodle eine eigene Open-Source-Plattform betrieben. Sie ist auch Teil der Pods-Anwendungsumgebung.

Soweit ich weiß, verwenden ungefähr zwei Drittel der Schulen Moodle, darüber hinaus wird Moodle auch im Hochschulbereich sehr intensiv verwendet. Es haben durchaus auch Open-Source-Anwendungen wie etwa Audacity, Prezi oder Scratch eine starke Verbreitung auf Endgeräten. Open Source ist natürlich auch im Lehrplan des Pflichtgegenstandes digitale Grundbildung enthalten. Das heißt, es werden die Kinder und Jugendlichen natürlich im Unterricht darüber aufgeklärt, welche Arten von Software es gibt und was Open-Source-Software von anderer Software unterscheidet. Es wird natürlich nicht nur aufgeklärt, sondern es wird auch erklärt und entsprechend angewendet.

Vonseiten meines Hauses wird verstärkt auf Open-Educational-Resources wie etwa das Schulbuch Microbit für die digitale Grundbildung gesetzt. All diese Dinge werden auch in der Eduthek orchestriert. Ich weiß, dass es einige Schulen gibt, die eigene Open-Source-Schwerpunkte haben, es gibt etwa Schulen, die reine Open-Source-Schulen sind, die dann nur mit Linux und Libre-Office arbeiten.

Es werden aber auch häufig Closed-Source-Produkte eingesetzt. Da trachten wir natürlich danach, eine möglichst kostengünstige Beschaffung durch Rahmen­vereinbarungen über die BBG zu gewährleisten, damit die Kosten niedrig gehal­ten werden.

Es ist aber klar, dass auch die Kinder und Jugendlichen lernen sollten, in bestimmten Bereichen mit diesen Anwendungen zu arbeiten, weil es schluss­endlich ja auch die Anwendungen sind, die ihnen dann sehr oft im Berufsleben begegnen. Es gibt im allgemeinen Wirtschaftsbereich sehr viele Firmen und sehr viele Bereiche, in denen gerade diese Software eingesetzt wird. Es wäre für die Kinder von Nachteil, wenn sie zwar gelernt haben, mit Open-Source-Software zu arbeiten, aber nicht wissen, wie man mit anderer Software umgeht. Das wäre für die Kinder und Jugendlichen ein Wettbewerbsnachteil.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage, Frau Abgeordnete? – Bitte.

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Ich würde den Herrn Minister noch gerne fragen, welche Mittel vorgesehen sind, um die Implementierung von Open Source voranzutreiben.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Den Schulen stehen entsprechende generelle Budgets zur Verfü­gung, und es liegt an den Schulen, darüber zu entscheiden, für welche Software sie diese einsetzen. Es ist ja nicht so, dass Open-Source-Software gratis ist. Man hat da einen deutlich höheren Wartungsaufwand und so weiter. Das liegt wie gesagt in der Schulautonomie. Die entsprechenden Budgets stehen den Schulen auf jeden Fall zur Verfügung. (Abg. Oberrauner: Vielen Dank!)

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage: Abgeordneter Weidinger. – Bitte sehr.

Abgeordneter Mag. Peter Weidinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sie haben ja soeben die Bedeutung von Open Source angesprochen. Meine Zusatzfrage wäre: Wie sehen Sie das? Soll im Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern auch die Anwendung von Open-Source-Software besprochen werden, vor allem wenn man die Jobchancen, die sich dadurch ergeben – durch die Fähigkeit, die unterschiedlichen Programme anwenden zu können –, bedenkt?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Die Jobchancen sind ein sehr wichtiges Thema. Was in den Unterricht einfließt, wird natürlich vor allem von den zugrundeliegenden Lehrplänen geregelt, und das hat entsprechende Auswirkungen auf die Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie auch auf die Gestaltung der Bildungsmedien und der Schulbücher.

Open Source ist ja bereits durch die Einführung des Pflichtfachs digitale Grundbildung integrativer Bestandteil der Bildungsinhalte für die Schülerinnen und Schüler.

Wie gesagt die Schülerinnen und Schüler lernen selbstverständlich Open Source anzuwenden, Open Source entsprechend zu verwenden. Sie lernen die Unterschiede zwischen den verschiedenen Softwareprodukten. Es ist gerade in der 6. Schulstufe ein besonders wichtiges Thema, aber nicht nur in der digitalen Grundbildung, denn ich darf daran erinnern, dass wir als übergreifendes Thema auch die informatische Bildung haben, und diese bietet noch mehr die Möglichkeit, auch wenn es ganz konkret um bestimmte Unterrichtsfächer geht, dort mit Software, Open-Source-Software, bezahlter Software, umzugehen, vielleicht auch die Unterschiede in der Anwendung, in der Benützerfreund­lich­keit zu erkennen, damit die Kinder und Jugendlichen dann, wenn sie in das Berufsleben einsteigen, auch über entsprechendes Know-how verfügen.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die nächste Anfrage stellt Abgeordneter Schnabel. – Bitte sehr.