22.48

Abgeordnete MMag. Katharina Werner, Bakk. (NEOS): Herr Präsident! Herr Minister! Liebe Menschen hier im Saal! Immer wieder werden wir von den Medien mit Berichten von verwahrlosten Nutztieren konfrontiert. Wir denken, es ist ein systemisches Problem, aber es stehen auch persönliche Schicksale dahinter. Diese Bilder zeigen, was passiert, wenn Menschen, die in Österreich in der Landwirtschaft tätig sind und mit Tieren arbeiten, einfach nicht mehr können – weil die Arbeit zu viel ist, weil die Geldsorgen zu groß sind, weil sie neben sich selbst und ihren Tieren vielleicht auch noch die Eltern oder die Schwiegereltern versorgen und sich um sie kümmern oder sie vielleicht sogar pflegen müssen, weil nicht nur der Körper erschöpft ist, sondern auch das Herz und die Seele.

Ich kann mich gut erinnern, ich glaube, es war eine der ersten Ausschuss­sitzun­gen mit Ihnen (in Richtung Bundesminister Totschnig), in der das Thema schon einmal aufgekommen ist. Seit damals haben wir immer wieder gefordert, dass diese psychosoziale Unterstützung für Landwirt:innen ausgebaut wird. Das passiert jetzt mit diesem Antrag. Es ist auch gut, dass andere Menschen, die auf den Hof kommen – Tierärzte, Kontrollore, wir haben es schon gehört –, in dieses System einbezogen werden, weil auch die sehen, wenn es Hilfe braucht. Es wäre gut und wichtig und es ist richtig, dass man vorher schaut, dass es Hilfe gibt, bevor dann solche Bilder in die Medien kommen.

Es ist auch gut, dass es diese wissenschaftliche Studie zur Belastung in der Landwirtschaft geben soll, und deshalb unterstützen wir das auch.

Wir haben aber auch ein bisschen Kritik: Wir kritisieren zum Beispiel, dass das Angebot wieder bei der Landwirtschaftskammer angesiedelt ist. Es gibt die Scham. Wir haben gerade gehört, dass es der Stolz ist, der die Landwirte auch auszeichnet, der dem entgegenstehen kann, dass man sich dann dort meldet. Darum wäre es uns schon ein Anliegen gewesen, das außerhalb anzusiedeln. Es hätte Alternativen gegeben, eben beim Sorgentelefon eine Klappe, 1450, oder bei der Helpline, beim BÖP, mit spezialisiertem Personal.

Was ganz wichtig ist, worauf ich auch noch eingehen möchte, was meine Kollegin vorhin schon angesprochen hat: Was es wirklich braucht, das wären einfach diese strukturellen Reformen, Reformen, die es den Landwirten und Landwirtinnen ermöglichen, wenn sie mit der Tierhaltung überfordert sind, auszusteigen.

Wir haben es im Ausschuss besprochen: Wir haben jetzt über ein Jahr Krieg in der Ukraine, und wir haben es noch immer nicht geschafft, dass wir unsere Landwirt:innen wegen des fehlenden Netzausbaus zu Energiewirt:innen machen. Im Ausschuss haben Sie sich diesbezüglich ein bisschen an den Bundesländern abgeputzt. Bitte, nehmt endlich eure Landeshäuptlinge in die Pflicht und schenkt euren Landwirten die Freiheit, sodass sie mit den Solaranlagen auf dem Dach, mit der Windkraft eine Zusatzeinnahmequelle haben, denn wenn einmal diese finanziellen Sorgen ein bisschen leichter werden, dann tun sie sich in der Zukunft leichter.

Wir sehen auch kritisch, dass der Antrag der FPÖ, diese Studie zu den Suiziden, mit dem Argument, dass es dann einen Werthereffekt geben würde, abgelehnt wird.

Ich glaube, das Thema psychosoziale Versorgung in Österreich – da bin ich bei der SPÖ – ist viel weitreichender. Wir müssen endlich sehen, dass eine gebrochene Seele dieselbe Aufmerksamkeit braucht wie ein gebrochenes Bein – egal bei wem, ob es ein Landwirt ist, ob es ein Jugendlicher ist, ob es der normal arbeitende Mensch in einem Betrieb ist –, und das besser gestern als morgen. – Danke. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

22.52

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Strasser. – Bitte.