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Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundes­mi­nis­ter, danke, dass Sie zurückgekehrt sind! Ich glaube, Digitalisierung und digitale Ungleichheit sind ein wichtiges Thema. Ich möchte in meinen letzten 3 Minuten Redezeit bei diesem Punkt sehr grundsätzlich werden, weil wir auch viele Zuseherinnen und Zuseher haben, die sich quasi digitale Kompetenzen noch nicht erwerben konnten, die gerade dabei sind, sich diese zu erwerben, oder die sich diese nicht mehr erwerben können. Trotzdem erleben wir bei diesem Wandel vor allem in der Arbeitswelt, aber auch bei Formularen, wie es Kollegin Oberrauner gesagt hat, einen Automatisierungsschub, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, im Gegenteil, der uns – uns, die wir mittleren Alters sind – noch begleiten wird und sehr wohl unsere Kinder und Jugend­lichen.

Diesbezüglich ist nicht so viel passiert, wie schon hätte passieren können, das ist keine Frage. Es ist zaghaft bereits gelungen, die Fächer Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik, Technik schon im Kindergarten, in der Volksschule zu forcieren, und die digitale Grundbildung ist ein kleiner Bereich, der vorhanden ist.

Wir müssen aber noch einmal auf die digitale Ungleichheit zwischen den Geschlech­tern in der Gesellschaft, in der Arbeitswelt, ein Augenmerk legen. Gewisse Branchen, in denen sehr viel automatisiert werden konnte, stellen Jobs nicht mehr zur Verfügung, in denen vor allem Frauen tätig waren, und jene Jobs, in denen Informatik beherrscht werden muss, sind eher Männern vorbehalten. Ich glaube, gegen diese digitalen Ungleichheiten in der Arbeitswelt kann man vorgehen und dagegen müssen wir auch vorgehen. Ich denke, es wäre hoch an der Zeit, hier im Hohen Haus, im Parlament, viel öfter über Digitalisierung zu reden, weil sie eben eine Querschnittsmaterie ist. – Sie sind heute hier, aber das betrifft ja viele, viele Ministerien. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Zur Wirtschaft, um ein anderes Beispiel zu nennen: Die Arbeitnehmer:innen sind die eine Seite, aber auf der anderen Seite sind auch Unternehmen, die zum Beispiel KI-Software verwenden und Bewerberinnen und Bewerber auffordern: Schick uns ein Video und wir screenen dann, wie wir mit dir umgehen! – Da kann es natürlich zu Diskriminierungen kommen, denn wenn die KI mit dem Erschei­nungsbild eines weißen, durchschnittlich gesunden jungen Mannes gefüttert ist, kann als Ergebnis herauskommen, dass eine Person, die sich bewirbt und vielleicht eine Gesichtslähmung oder einen Migrationshintergrund hat, aufgrund der Merkmale, die die KI nicht erfüllt, weil sie damit nicht gefüttert wurde, diskriminiert wird.

Es fehlt uns also sowohl in der Wirtschaft als auch, wie ich glaube, im Bildungs­bereich, in der Lehre – wurde gerade gesagt – eine Grundausstattung. Wir haben wunderbare Forscher, Forscherinnen, die aber eine Grundausstattung von 500 Millionen Euro bräuchten, wie sie selber sagen, um hier zu bleiben, um hier zu forschen. Wir machen da gute Fortschritte, nur laufen die uns davon. – Das heißt: digitale Literacy, digitale Kompetenz in allen Bereichen!

Zur Aufklärung über die Gefahren, die damit verbunden sind: Ich nenne nur als kleines Beispiel – wurde ohnehin zurückgestellt – den AMS-Algorithmus: Bei einer Frau, die über 50 ist, würde der Algorithmus zum Beispiel vielleicht ausspucken: zahlt sich nicht mehr aus, keine Schulung! – Trotzdem ist es wichtig, dass die Beraterin, der Berater des AMS noch immer eine individuelle Beratung vornimmt, um zu sagen: Okay, ich habe ein Wertegerüst und das Wertegerüst sagt mir, ich muss und werde dieser Frau auch noch eine Chance geben.

Aufgrund all dieser Dinge ist es, glaube ich, hoch an der Zeit, dass wir uns hier auch noch viel intensiver mit diesen gesellschaftspolitischen Fragen der Benachteiligung, der Bevorzugung, der Diskriminierung befassen sollten. Daher kann das heute nur ein Anfang sein. (Beifall bei der SPÖ.)

11.03