15.40

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Ich darf zur Diskussion um die Sommerzeit reden. Über 160 000 Mitglieder haben dieses Volksbegehren unterschrieben. (Abg. Leichtfried: Was für Mitglieder haben da unterschrieben? Das waren doch keine Mitglieder!)

Ich denke, dass wir, vielleicht auch zur Entspannung, vielleicht doch ein bisschen zurückgehen und nachdenken sollten, woher diese Zeiten überhaupt kommen. Als es noch die Postkutsche gab, brauchte man mit der Postkutsche oder zu Fuß von Wien bis Innsbruck immerhin 93 Stunden. Das wären nach SPÖ- und Babler-Rechnung drei Arbeitswochen. (Heiterkeit der Abg. Pfurtscheller. – Abg. Leichtfried: Wenn man von Mitgliedern redet, soll man besser ruhig sein!) Da war es natürlich egal, welche Zeit man gehabt hat, wenn man von Ort zu Ort gereist ist. Der Zeitunterschied war im Übrigen 20 Minuten.

Diese unterschiedlichen Ortszeiten waren jahrhundertelang in Gebrauch und bei den gemütlichen Ortskundigen auch kein ganz großes Problem. Erst durch die steigende Reisegeschwindigkeit wurden sie zu einem Problem, wofür natürlich eine Lösung gesucht werden musste.

Als dieses wunderschöne Parlament vor 140 Jahren, 1883, gerade fertiggestellt wurde und sich Österreich über eine Fläche von 676 615 Quadratkilometern erstreckte – also nicht über rund 84 000, wie es jetzt der Fall ist –, gab es in Österreich zwei Zeitzonen: Es gab eine österreichische, nämlich die Prager Zeit, und eine Budapester Zeit, die um 19 Minuten differierte. Es gab also Zeitzonen für Cis- und Transleithanien, eine für die österreichische und eine für die ungarische Reichshälfte. An der Zeitzonengrenze mussten Bahnreisende ihre Uhren – je nachdem, in welche Richtung sie fuhren – um 19 Minuten vor- oder zurückstellen.

Die Lokomotiven waren damals ja noch mit Kohle betrieben. Mit dem Wasser­stoff dauert es etwas länger. (Heiterkeit der Abg. Pfurtscheller.) Innovative Projekte in Österreich und insbesondere in Tirol dauern sehr, sehr lange, und Pioniere haben es manchmal schwer.

Diese beiden Zeitzonen galten aber nur für Österreich und Ungarn. Andere Länder fanden andere Regeln und Lösungen, um die jeweiligen Ortszeiten miteinander in Einklang zu bringen. In Deutschland galten die Berliner und die Hamburger Zeit, und ab der oberösterreichischen Grenze galt die Münchner Zeit für Bayern.

Der große Fortschritt war dann 1891 die Einführung der mitteleuropäischen Zeit, zuerst nur für den Bahnbetrieb, 1893 dann für das tägliche Leben für alle. Dies sorgte innerhalb der eigenen Staatsgrenzen und in Mitteleuropa für Einheitlichkeit. Das, glaube ich, ist der Hauptpunkt.

Etwas Unruhe in das wirtschaftliche System brachte 1973 der Jom-Kippur-Krieg, die Energiekrise, denn da begann man aus Energiespargründen mit Sommerzeit und Winterzeit, aber erst 1976 wurde diese Sommerzeit eingeführt.

Ich denke, für uns ist es wichtig, dass es einheitliche Regelungen für Mittel­europa gibt. Ich fordere ein konzertiertes Vorgehen für Österreich als Export- und Tourismusregion, die mitten in Europa liegt und von Nachbarn umgeben ist. Gerade wenn man wirtschaftlich und vor allem familiär so eng mit den europäischen Nachbarn verbunden ist, drohen jeder Alleingang und jede Abweichung zu Verwerfungen und Komplikationen zu führen. Gerade in der Coronapandemie haben wir ja gesehen, dass nationale Alleingänge und differenzierte Regelungen zu großen Problemen und Verwerfungen führen.

Es geht also nur gemeinsam. Ein zeitlicher Fleckerlteppich ist unbedingt zu vermeiden. Wenn alle im europäischen Team so weit sind, können wir gerne die Sommerzeit beibehalten und uns die zweimalige Zeitumstellung pro Jahr ersparen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grü­nen.)

15.43

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Danke für das lehrreiche Stück Zeitgeschichte.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Feichtinger. – Bitte.