20.04

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Vielen herzlichen Dank, Kollege Hörl, für dieses fast emotionslose Vortragen von guten Zahlen (Abg. Prinz: Das gediegene Vortragen!), die mich als Tourismussprecherin meiner Fraktion natürlich auch sehr freuen. Es freut mich sehr, wenn sich nach zwei äußerst schwierigen Jahren die Zahlen der österreichischen Tourismus- und Freizeitwirtschaft wieder gut erholt haben.

Auch wenn wir heute den Tourismusbericht 2022 diskutieren – das sind ja die Zahlen, die Sie gerade fast lehrbuchartig vorgetragen haben –, muss man bedenken, dass es auch schon den Sommer 2023 gegeben hat, der ja noch einmal alles übertrumpft hat, was 2022 passiert ist. Doch warne ich davor, diese ausgezeichneten Übernachtungszahlen als ausschließlichen Indikator für den Zustand dieses für Österreich so wichtigen Sektors zu sehen.

Der vergangene Sommer hat uns nämlich nicht nur Rekordzahlen beschert und Rekordgewinne für viele Unternehmen gebracht, er hat uns auch vor Augen geführt, welche wunden Punkte und Problemstellungen es gibt. Der rapide Anstieg an starken Unwettern hat so viele Urlaubsdestinationen an den Rand des Schaffbaren gedrängt. Da gilt mein besonderer Dank den freiwilligen Feuerwehren, die in vielen Regionen – in Kärnten, in der Steiermark, im Burgen­land – Tag und Nacht gekämpft haben. Das verdient einen Extraapplaus, einen Dank an die freiwilligen Feuerwehren. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Da müssen wir als Politik Gesetzesvorschläge erarbeiten, einbringen und im Endeffekt auch beschließen, die uns da resilient machen.

Auch Overtourism ist wieder ein Thema. Ja, man kann es nach Corona kaum glauben, dass es dies in einigen Hotspots wieder zu beachten gilt.

Ein ganz, ganz wichtiger Punkt – mein Herzensthema – ist die Bekämpfung des Fach- und Arbeitskräftemangels. Da muss ich Kollegen Hörl vehement wider­sprechen. Es geht nicht darum, nur zu suchen, und wenn man hier nieman­den findet, dann wird es vielleicht jemanden anderen geben, der das zu denselben Bedingungen gerne macht, sondern wir müssen uns überlegen, wie wir es schaffen können, unsere Fachkräfte wieder in den eigenen Unterneh­men bestens auszubilden.

Gerade im Bereich der Lehrlingsausbildung zeichnet der IHS-Report ein düsteres Bild. Die Abbruchquote ist nämlich im Tourismus von allen Bereichen mit Abstand am höchsten. Bereits nach zwei Monaten haben rund 18 Prozent den Lehrberuf wieder verlassen, nach zwölf Monaten mehr als ein Drittel. Mehr als die Hälfte der Abbrecherinnen und Abbrecher rutscht in die Arbeitslosigkeit. Das sind also alles keine Zahlen, für die man sich hier feiern lassen sollte, sondern es müssen schleunigst Konzepte auf den Tisch kommen. Wir haben die Konzepte, sie müssen nur beschlossen werden. Bitte, Regierung, bitte, ÖVP, Grüne, tut etwas! Da kann man nicht tatenlos zusehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir bringen bei jeder Ausschusssitzung Antrag für Antrag ein. Von Ihnen werden diese aber mit nebulösen Worten schöngeredet, vertagt, denn wenn sie abgelehnt werden würden, müssten wir hier ja darüber reden. Das Gleiche gilt bei der Rekordinflation, bei der Teuerung, die ebenso im Tourismus und Gastrobereich große Probleme hervorruft. Auch die steigenden Mieten, auf die Sie keinen Deckel setzen wollen, bringen für viele kleine Lokalitäten ein großes Problem mit sich. Sie verschlafen Thema für Thema und reden sich Rahmen­bedingungen schön.

Hören wir auf, uns in Arbeitskreisen das zu erzählen, was wir wissen, was die Wirtschaftsforschung belegt! Hören wir auf, darüber zu sprechen, beschließen wir Gesetze! Gesetze müssen her! Seit zwei Jahren ist kein einziges Gesetz im Tourismusausschuss beschlossen worden.

Frau Staatssekretärin, dieser Sektor ist viel zu wichtig, als dass man nichts tun könnte. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Wir als Sozialdemokratie strecken die Hand aus, haben viele gute Ideen. Bitte setzen wir endlich etwas um und kommen vom Reden ins Tun! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

20.09

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Gerald Hauser. – Bitte, Herr Abgeordneter.