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Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Damen und Herren! Liebe Gäste oben auf der Galerie! Es ist schon eine tolle Sache und es freut mich wirklich aufrichtig, wenn wir uns als Abgeordnete, als Vertreterinnen und Vertreter im österreichischen Parlament, über unsere Landesgrenzen hinaus auch Gedanken darüber machen, wie es denn in anderen Ländern geht. Was können wir beitragen, wenn wir internationale Delegationen empfangen oder auf Einladung international unterwegs sind? Jeder Besuch, jede Begegnung und jedes Treffen ist so Frieden stiftend, finde ich, wenn wir auf Augenhöhe in diesen internationalen Organisationen mit Menschen zusammenarbeiten.

Schwierig ist es natürlich und unvorstellbar für uns, aber Realität seit 15. August 2021, seit etwas mehr als zwei Jahren, was da in Afghanistan passiert. Man glaubt es einfach nicht, wie es sein kann, dass ein Volk, dass ein Land im Innen­verhältnis so zerstörerisch sein kann. Ich habe mich oft gefragt, was da noch alles im Namen von Religionen passiert. Man kann es kaum fassen. Es ist unsagbar tragisch.

Ich glaube, es geht nicht nur mir so. Erinnern wir uns an die Fernsehbilder aus der Zeit, als die Taliban wieder an die Macht kamen, an die vielen Tau­sen­den Menschen, die bestrebt waren, Demokratie, Rechtsstaat und eine Struktur, Grund- und Menschenrechte dort zu forcieren! Sie haben zu den Flughäfen gedrängt, haben versucht, einen Platz in einem Flugzeug für sich zu bekommen, entweder in die USA, nach Kanada oder sonst wohin im Ausland, bei Verbündeten, für eine gute Sache, für eine gemeinsame Sache, und wurden leider großteils zurückgelassen.

Ich denke da immer noch an die vielen mutigen Frauen und Männer, vor allem aber Frauen, an die Richterinnen, an die Akademikerinnen, die eine Vision für ein Land hatten und die jetzt aus dem öffentlichen Leben verschwunden sind, irgendwo, in Gefängnissen sind.

Das ist unser Appell, Herr Minister: dass Sie sich als Außenminister der Republik Österreich mit einer tollen und schönen Tradition in Diplomatie und Friedensverhandlungen auch für ein Land starkmachen, das vielleicht nicht unser Nachbarland ist, uns vielleicht nicht unmittelbar berührt. Es zeichnet uns als Gesellschaft aber aus, dass es uns nicht egal ist, was am internationalen Parkett passiert.

Sie haben öfter als wir Abgeordnete die Gelegenheit, auf Konferenzen darauf hinzuwirken, dass es nicht akzeptabel ist, egal welche Bestrebungen es gibt, egal ob sich da jetzt die Taliban verfestigen oder nicht, was ich persönlich für das afghanische Volk sehr, sehr bedauern würde; dass sie einen Weg in die Zukunft machen müssen und raus aus dem Mittelalter! Nur so kann Weltfrieden herrschen, und für diesen Einsatz, glaube ich, lohnt es sich, zu kämpfen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

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