19.46

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Spoštovana Visoka Hiša! Der Grüne Bericht als Grundlage: Das würde ich gern hören, wenn wir jedes Jahr – immer wieder zu einer ähnlichen Zeit – hier im Plenum über diesen Bericht reden, denn er ist eine gute Grundlage für Entscheidungen für die Zukunft.

Was tun wir aber? – Ich nehme mir heraus, und als Bäuerin darf ich das: Wir beschäftigen uns immer mit dem letzten Jahr und damit, warum dieses so war, finden Erklärungen und so weiter und so fort. Wir beklagen das Bauernsterben – selten das Bäuerinnensterben –, wir beklagen den Verlust von Fläche, wir beklagen zu wenig Tierwohl. Vieles beklagen wir hier. Was wir hier aber nicht tun – wir sind hier im Nationalrat, im österreichischen Parlament als Vertreter:innen und gewählte Mandatar:innen! –, ist, den Menschen die Poten­ziale und die Möglichkeiten aufzuzeigen. Das würde ich gern nächstes Jahr hören. Liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Agrarausschuss, vielleicht nehmen wir uns fürs nächste Jahr vor, über die Potenziale und Chancen zu reden, denn vielleicht ändert das etwas!

Ich habe vor 13 Jahren den Bauernhof meiner Eltern übernommen. Wenn mir diese vorgehalten hätten, wie viele Betriebe neben uns mittlerweile schon aufgehört haben, dann hätte ich den Betrieb wahrscheinlich nicht übernommen. Warum habe ich ihn übernommen? – Weil ich Chancen gesehen habe und weil ich Menschen um mich gehabt habe, die mir aufgezeigt haben, wie toll Landwirtschaft ist. Wir können da viel stärker Botschafterinnen und Botschafter sein, denn es funktioniert.

Wo liegen denn die Chancen? Ganz einfach: Wo sind wir denn Vorreiter, Herr Minister? – Sie haben es heute so schön gesagt: in der Biolandwirtschaft. 27 Prozent der Fläche ist schon bio, und viel mehr ist möglich. Ganz viel Fläche wird mit ganz wenig Pestiziden bewirtschaftet. Die haben auch die höchsten Öpul-Förderungen. Es gibt Betriebe, lieber Herr Kollege Keck, auf denen Tierwohl sehr wohl möglich ist, nämlich auf jedem Biobetrieb in Österreich. Das ist auch beim Einkaufen ganz einfach: Kaufen Sie bio, dann kaufen Sie Tierwohl! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Was gibt es aber noch an Potenzialen? – Weniger vom Schlechten, mehr vom Guten ist immer ein gutes Potenzial. Investieren wir in die Energiewende, werden wir zu Energiewirten! Alles, was uns der Markt wegfrisst, was uns die Blackbox wegfrisst, was uns andere Händler wegfressen – kompensieren wir es mit der Energiewende! Agro-PV: Bevor wir 1 Million Euro in Ställe investieren, die wir in 40 Jahren nicht zurückverdienen, investieren wir doch in die Energiewende, bei der wir nach vier, fünf, sechs, sieben Jahren schon den ersten Return of Investment sehen! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Strasser.)

Als Bäuerinnen und Bauern haben wir so viele Möglichkeiten, wie wir dieses Österreich, unsere Heimat gestalten! Das geht, und man muss nicht immer mehr vom Alten haben. Nehmen wir ein bisschen mehr vom Neuen, schützen wir dadurch unser Klima, und trauen wir uns etwas zu!

Der Grüne Bericht hat nämlich etwas gezeigt letztes Jahr: Weniger Einsatz von Betriebsmitteln, weniger Dünger, weniger Pestizide, all das hat ganz viel im Börserl gespart und in der Produktion trotzdem ähnliche Ernten gebracht. Das sollten wir uns merken, das sollten wir in unseren Schulen erzählen. Letztendlich wäre das eine Form einer Landwirtschaft mit Hausverstand. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.50

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Ing. Johann Weber. – Bitte, Herr Abgeordneter.