19.58

Abgeordnete Irene Neumann-Hartberger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Ohne Wasser kein Leben! Österreich ist nicht nur eines jener Länder mit der höchsten Trinkwasserqualität, sondern auch eines der wasserreichsten Länder Europas. Dennoch sehen wir uns mit klimatischen Veränderungen, die sich negativ auf den Wasserhaushalt auswirken, konfron­tiert. Immer länger andauernde Trockenperioden mit steigender Intensität, Temperaturanstiege sowie Hitzetage und Extremwettersituationen häufen sich, Niederschläge verteilen sich über das Jahr immer unregelmäßiger.

All diese Faktoren führen zu einem negativen Einfluss auf die Grundwasser­stände. Jetzt schon trockene Gebiete werden in Zukunft mit noch mehr Engpässen konfrontiert sein.

Als Bäuerin weiß ich, was es heißt, wenn man Tag für Tag auf den ersehnten Regen wartet, damit die Weide nicht verdorrt, eine Kultur am Acker nicht vertrocknet oder eine Quelle, die als Viehtränke dient, nicht versiegt.

Die im Herbst 2021 vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft veröffentlichte Studie Wasserschatz Österreichs prognostiziert uns, dass die verfügbaren Grundwasserressourcen in Österreich bis zum Jahr 2050 um bis zu 23 Prozent abnehmen werden.

Generell ist festzuhalten, dass der Nutzungsdruck auf die Ressource Wasser steigt. Eine verringerte Verfügbarkeit des Grundwassers steht somit einem immer höheren Bedarf an Wasser entgegen. Wasser ist aber die wichtigste Ressource, es ist Lebensmittel Nummer eins: ohne Wasser kein Leben.

Die Sicherung einer ausreichenden Trinkwasserversorgung hat natürlich oberste Priorität und Vorrang gegenüber allen anderen Nutzungsformen, und es dürfen daraus auch absolut keine Konflikte gesellschaftspolitischer Natur entstehen. Dennoch muss uns bewusst sein, dass Wasser die unverzichtbare Grundlage unserer Produktion, nämlich unserer Lebensmittelproduktion, ist. Deshalb müssen wir uns wirklich schnellstmöglich um neue Ansätze bemühen, nicht nur im Hinblick auf die eigene Lebensmittelversorgung im Land, sondern auch im Hinblick auf die geopolitische Lage mit Verwerfungen und Verschie­bungen der globalen Märkte, wie wir sie derzeit schon haben. Es braucht daher dringend eine wissenschaftliche Erarbeitung, wie die landwirtschaftliche Bewirtschaftung in Zukunft mit möglicherweise weniger Wasser oder mit neuen effizienten Möglichkeiten der Wassernutzung weiterhin funktionieren kann.

Einige Regionen Europas, aber auch Regionen Österreichs kämpfen bereits seit Längerem mit extremer Trockenheit und müssen auf unterschiedlichste Maßnahmen setzen, um Ernteausfälle zu vermeiden. Zum einen dienen natürlich lokale Wasserressourcen wie Flüsse und Seen mit ihren Abflüssen als Wasserquellen, zum anderen wird aber auch auf das Grundwasser zugegriffen. Und da stellt sich die Frage: Inwieweit ist dadurch eine zusätzliche Belas­tung des Ökosystems zu erwarten und welche mengenmäßigen Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel stehen in den einzelnen Regionen bevor?

Es bedarf einer umfassenden wissenschaftlichen Erarbeitung dieser Fragen und, basierend darauf, nachhaltiger und effizienter Lösungskonzepte. Ich bin sehr dankbar für den Entschließungsantrag aller Parteien, der viele Fragen benennt und diesbezüglich auch Antworten und Lösungsansätze einfordert. Nur so können wir die Versorgungssicherheit in Österreich auch zukünftig gewährleisten. Es muss in den nächsten Jahrzehnten nämlich auch möglich sein, Getreide, Mais, Erdäpfel, Obst und Gemüse in Österreich zu kultivieren, ohne dabei zu große Mengen an Ernteerträgen einbüßen zu müssen. Die Versorgung mit heimischen regionalen Lebensmitteln in Österreich ist ein hohes Gut, das es zu erhalten gilt.

Unsere kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft ist durch nachhaltige Bewirtschaftungsformen und höchste Qualitätsstandards gekennzeichnet.

Wir stehen langfristig vor der Herausforderung, höchst verantwortungsvoll mit der knapper werdenden Ressource Wasser umzugehen und neue Möglich­keiten auch direkt anzugehen. Das ist eine Herausforderung, die schaffbar ist, wenn wir uns basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen an innovativen und effizienten Konzepten orientieren und so langfristig nachhaltige Lösungen finden – im Sinne aller Österreicherinnen und Österreicher. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.03

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Alois Kainz. – Bitte, Herr Abgeordneter.