22.36

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staats­sekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auf der Galerie sehe ich nicht mehr viele, aber trotzdem ein herzliches Grüßgott denen, die noch hier sind oder zu Hause via Fernsehen zuschauen! Frau Staatssekretärin, Sie haben das ja in der Tiefe erklärt, und ich möchte das jetzt nicht wiederholen. Es geht um die Weiterentwicklung der Erfolgsmessung im Tourismus, um die Nachhaltigkeit. Ich möchte jetzt aber generell über den Tourismus sprechen.

Kollege Spalt sagt, Essengehen können wir uns nicht mehr leisten und Urlaub können wir uns auch nicht mehr leisten. Der Herr Kollege von der SPÖ sagt, es ist alles so teuer. – Ihr müsst endlich im Tourismus einmal ein bisschen mehr zahlen, die Leute besser behandeln. Geht hinaus und schaut, was die Betriebe in Mitarbeiterwohnungen investieren! Schaut euch an, was im Tourismus inzwischen verdient wird! Verschließen Sie nicht die Augen davor, warum es im Dienstleistungsbereich gerade so schwer ist, Menschen zu finden, die dort arbeiten wollen!

Das ist deshalb so, weil die dann arbeiten müssen, wenn die anderen Urlaub machen, weil die dann arbeiten müssen, wenn andere freihaben. Es ist halt nicht mehr so attraktiv, am Samstag zu arbeiten, am Sonntag zu arbeiten, zu Weihnachten zu arbeiten, über die Osterferien zu arbeiten. Gegen das kämpfen wir auch an.

Als praktizierender Touristiker, wenn ich auch der Alte in unseren Hotels bin, sage ich Ihnen auch: Wissen Sie, worin auch ein großes Problem liegt? – In der Dienstleistung. Wenn die Servicekraft, ob Mann oder Frau, beim Gast ist, muss sie eigentlich alles abfangen: wenn er Sorgen hat oder wenn er grantig ins Gasthaus kommt. Die Bedienung kann nichts dafür, wenn eventuell in der Küche einmal etwas danebengegangen ist. Die Bedienung oder die Rezeptio­nistin kann nichts dafür, wenn eventuell im Zimmer einmal ein Wasserhahn tropft oder sonst irgendetwas kaputt ist. Wer all diesen Unmut wirklich abkriegt, das sind genau diejenigen Menschen, die direkt beim Gast sind.

Bei den ÖBB hat man einmal gesagt, man kriegt keine Leute mehr, die kontrollieren, ob die Fahrgäste eine Karte haben, weil die Kontrollore sagen: Ich gehe gar nicht mehr kontrollieren, weil ich mich von den Leuten nicht immer anschreien lassen will. Bei den ÖBB ist das so. Im Dienstleistungsberuf, sage ich euch ganz ehrlich, sind wir immer an der Front. Wir sind immer am Gast, ob der Gast gut aufgelegt ist oder schlecht aufgelegt ist. Und ich sage euch ganz ehrlich: Vor den Menschen, die im Dienstleistungsbereich arbeiten, ist der Hut zu ziehen. Vor diesen Menschen ist der Hut zu ziehen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zum Tourismus allgemein noch: Viele Landregionen hätten keine Wirtschaft, wenn nicht der Tourismus wäre. Wenn dort nicht der Tourismus investieren würde, gäbe es auch das Kleingewerbe nicht. Die Akzeptanz ist noch relativ groß, sie liegt, glaube ich, bei nicht ganz 80 Prozent. Vieles von der Infra­struktur im ländlichen Bereich gäbe es dort nicht, wenn sie nicht vom Gast mitfinanziert werden würde. Ohne Tourismus im ländlichen Bereich gibt es auch keinen Freizeittourismus, weil einfach nichts mehr da wäre. Seien wir uns dessen bewusst!

Eine Bitte an euch alle: Ihr könnt uns glauben, wir Touristiker schauen auf unsere Leute. Wir zahlen die Leute gut, und es muss ein gutes Arbeitsklima sein. Wer das nicht einhält, der kriegt sowieso keine Leute mehr und kann das Lokal zusperren. Es funktioniert nur so, uns ist das bewusst, und auf unsere Leute wird mehr geschaut, als manchmal da von dieser (in Richtung SPÖ deutend) oder dieser (in Richtung FPÖ deutend) Seite gesagt wird.

Und wenn Klausuren oder sonst irgendetwas sind und die Bedienung um eins sagt: Wir müssen Sperrstunde machen, denn heute ist es einmal genug!, wisst ihr, was wir da schon gehört haben? Wir haben zu Hause auch solche Veranstaltungen von Vereinen, ich will jetzt gar nicht aufzählen, von wem aller, von Leuten, die manchmal genau hier herinnen das predigen, was ich jetzt sage: Schaut ein bisschen mehr auf die Leute! – In das Gasthaus gehen wir nicht mehr hinein, denn da hat die Bedienung, der Kellner schon um eins zugesperrt, und wir haben nicht bis drei sitzen können!

Wir brauchen gegenseitig mehr Verständnis, dann brauchen wir uns um den Tourismus keine Sorgen zu machen.

Frau Staatssekretärin, Sie haben den Tourismus immer gelebt und er ist bei Ihnen in guten Händen. Dafür danke ich Ihnen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

22.41

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Kirchbaumer. – Bitte sehr.