16.11

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geschätzte Staatssekretärinnen! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Zuseherinnen und Zuseher! Auch wenn wir mit den Pisa-Ergebnissen weit über dem OECD-Durchschnitt sind, bin ich mit den Ergebnissen ehrlich gesagt nicht zufrieden, denn wir dürfen nicht nur den Anspruch haben, besser als der Durchschnitt zu sein, sondern wir müssen Spitze sein. Das sind wir der Jugend, das sind wir der Gesellschaft, das sind wir aber auch der Wirtschaft und dem Standort schuldig. (Beifall bei ÖVP und NEOS.)

Es machen mich auch die Teilergebnisse nicht zufrieden, sei das der Geschlechtsunterschied in Mathematik, der Unterschied zwischen Migranten und Nichtmigranten und auch jener in sozioökonomischer Hinsicht. (Abg. Belakowitsch: Na ja!) Allerdings – um dem Bashing einmal entgegenzuwirken –: Natürlich vergleicht man sich mit anderen Ländern, und wenn man sieht, dass es Länder gibt, die im Vergleich vor allem auch in Mathematik stärker zurückfallen als Österreich – denn alle fallen zurück –, ist das ein Faktum, das man erwähnen muss und auch kann. Entscheidend ist aber – das ist wichtig –, überall in die Analyse zu gehen und zu schauen, was man tun muss und was man tun kann.

Wenn wir uns das Thema Migration anschauen, sehen wir schon, dass der Migrationsanteil im Jahr 2000 von 11 Prozent mittlerweile auf 27 Prozent gestiegen ist, und das wirkt sich natürlich massiv in den Ergebnissen aus. Das ist in allen Ländern so, selbst in Finnland, in Deutschland, in Belgien, in Frankreich, in Schweden. Und Österreich ist das Land mit dem höchsten Migrationsanteil.

Auch da ist aber die Frage: Was machen wir dagegen? – Da muss ich schon einmal nach Wien blicken – zur SPÖ, aber auch zu den NEOS –, denn die Ergebnisse sind dort auch nicht besser geworden. Im Gegenteil, sie sind katastrophal. Dafür immer nur den Bund verantwortlich zu machen ist nicht nur nicht fair, sondern einfach schlicht falsch, denn für die Ergebnisse sind schon auch Sie zuständig. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Hamann. – Abg. Erasim: Aber das stimmt ja nicht, was Sie sagen, Frau Niss! Es stimmt ganz einfach nicht! Der Bund ist verantwortlich für Bundesschulen!)

Eine Lösung ist, vermehrt auf Ganztagsschulen zu setzen: Wir haben die Anzahl der Plätze in den letzten sechs Jahren von 160 000 auf 230 000 erhöht. Wir haben in den letzten zwei Jahren 350 Millionen Euro zur Verfügung gestellt – ja, davon wurden leider nur rund 110 Millionen Euro abgeholt, aber wir sind diesbezüglich in starken Verhandlungen mit den Ländern.

Die Sommerschule setzt da an, um verstärkt Bildungsdefizite auszugleichen. Wir versuchen also schon, gezielt bei den Problemen anzusetzen und Lösungen dafür zu bieten, auch wenn sie das nur Projektchen nennen, liebe NEOS. (Ruf bei der SPÖ: Das sind Miniplan...!)

Auch mit der Digitalisierungsoffensive versuchen wir, die Kluft zu verringern, und das ist uns laut Studie ja auch gelungen. Wir haben nicht nur die Geräteinitiative gestartet, sondern auch das Pflichtfach digitale Grundbildung eingeführt, wir versuchen in der Lehrer- und Lehrerinnenausbildung etwas zu machen. Und eines muss ich Ihnen schon sagen – das sage ich Ihnen als, wie ich glaube, bekanntermaßen ungeduldiger Mensch –: Wir müssen schon auch ein bisschen Geduld haben und dem ein bisschen Zeit geben, damit diese Initiativen wirken können. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Neßler und Ernst-Dziedzic.)

Ein Ergebnis trifft mich wirklich stark, bestärkt mich aber in meiner Arbeit, mich selbst verstärkt für Mädchen in der Technik einzusetzen: Das sind die Geschlechterunterschiede. Die Burschen sind in Mathematik um 20 Punkte besser als Mädchen, die Mädchen in Lesen 20 Punkte besser als die Burschen. Das resultiert auch daraus, dass sich die Mädchen zu früh von der Mathematik abwenden, nicht in ein Realgymnasium, nicht in eine Mint-Mittelschule gehen. (Abg. Shetty: Warum ist das so?!) Deswegen müssen wir da ansetzen, und das tun wir mit dem Mint-Aktionsplan, der sich verstärkt an Mädchen richtet, mit den Mint-Mittelschulen, deren Anteil wir erhöhen, aber auch mit privaten Initiativen, wie ich eine setzen durfte. Auf der anderen Seite versuchen wir, mit der Leseinitiative verstärkt Burschen, vor allem solche aus dem Migrationsmilieu, zum Lesen zu animieren. (Beifall bei der ÖVP.)

Weitere Initiativen, die gesetzt wurden, sind erstens der verstärkte Ausbau der Elementarpädagogik – die erste Bildungseinrichtung, 4,5 Milliarden Euro; ganz wichtig, dass das jetzt gekommen ist –, zweitens die starke Initiative, um Menschen für die Arbeit als Lehrkraft zu begeistern. Man muss schon sagen: Das ist natürlich ein internationales Phänomen. Nicht, dass ich das schönreden möchte, aber man muss schon auch bedenken, dass das natürlich ein demografisches Problem ist. Wir konnten 7 000 Stellen neu besetzen, aber natürlich müssen wir uns überlegen, wie wir diesen Beruf noch attraktiver machen. Die Quereinsteigerinitiative, durch welche wir 650 Stellen besetzen konnten, ist sicherlich sehr gut.

Ja, wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen. (Abg. Belakowitsch: ... nie hin!) Unser Anspruch muss definitiv ein anderer sein, aber Sie sehen, es wurde einiges gemacht, und das trotz der und in der Pandemie – dafür schon auch einmal ein großer Dank an die Eltern, an die Lehrer, aber auch an die Schüler und Schülerinnen. (Beifall bei der ÖVP.)

Was wir nun brauchen, ist ein bisschen Zeit, um die Initiativen wirken zu lassen, aber natürlich auch – das möchte ich auch nicht verhehlen – den Anspruch, dass wir die Bildung weiterhin kontinuierlich weiterentwickeln, denn unser Ziel kann nur die Europaspitze sein. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Shetty: Das war subtile Kritik am Bildungsminister! – Abg. Scherak: Das war gar nicht so subtil!)

16.16

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Oxonitsch. – Bitte.