11.08

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer hier im Saal und auch vor den Bildschirmen! Wir diskutieren jetzt über das Antigendern-Volksbegehren, das von Herrn Mag. Stefan Grünberger als Bevollmächtigtem eingebracht worden ist – ich nehme an, er schaut heute auch zu – und welches circa 154 000 Unterstützer und Unterstützerinnen gefunden hat.

Im Groben zusammengefasst wünschen sich der Verfasser oder Einbringer des Volksbegehrens und seine Unterstützer und Unterstützerinnen, dass in Zukunft wieder das generische Maskulinum die Regel in Sprache und Schrift sein soll. Das ist ein sperriges Wort oder es sind zwei sperrige Wörter – was bedeutet denn generisches Maskulinum? Wikipedia sagt: Generisches Maskulinum bedeutet „die ,Fähigkeit maskuliner Personenbezeichnungen, geschlechtsabstrahierend verwendet zu werden‘.“ – Das ist eine genauso sperrige Erklärung, deswegen darf ich Ihnen ein Beispiel bringen, das auch im Volksbegehren angeführt ist. Wenn man sagt: „alle Lehrer wollen guten Unterricht machen“, dann meint man, „sowohl männliche als auch weibliche Lehrkräfte“ möchten guten Unterricht machen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zuhörende! Das reicht uns nicht! Das geht sich für uns nicht aus. Wir haben als Frauen – über alle Couleurs hinweg, durch alle Gesellschaftsschichten – dafür gekämpft, und zwar jahrzehntelang dafür gekämpft, dass wir gleichgestellt, gleichbehandelt und gleichberechtigt sind. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Brandstötter.)

Uns ist natürlich klar, dass Gleichstellung und Gleichbehandlung nicht nur durch Sprache ausgedrückt werden, sondern im täglichen Leben ihren Niederschlag finden müssen. Unsere Gesetze sind Gott sei Dank auch so verfasst, dass sie das garantieren, aber im gesellschaftlichen Leben gibt es einfach noch ganz viele Nachteile für uns Frauen – strukturelle Nachteile, Nachteile, die von manchen Parteien und auch von Bevölkerungsgruppen befeuert werden. Solange das so ist, werden wir uns sicher nicht unter den Schirm eines generischen Maskulinums begeben. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Daher bin ich auch sehr froh, dass wir von der ÖVP uns in unserem Österreichplan 2030 ganz klar dazu bekennen, die Gleichstellung von Frauen und Männern im Leben und in der Sprache darzustellen. Bei der Umsetzung orientieren wir uns an den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung. Wir hatten am 14.2. zu diesem Volksbegehren ein Hearing, und da hat Frau Dr. Krome vom Rat für deutsche Rechtschreibung festgehalten – und das finde ich sehr nachvollziehbar –: „Sprache und Rechtschreibung sind immer auch ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen.“ – Ich glaube, dem kann jeder von uns zustimmen. Wenn das nicht so wäre, würden wir heute noch Mittelhochdeutsch reden. (Abg. Loacker: ... Alemannen dazu!)

Frau Dr. Krome sagt auch, dass sie bestätigen kann, dass es einige Studien gibt, die belegen, dass das generische Maskulinum zu sprachlicher Ausgrenzung führt. Der Rat hat daher in verschiedenen Positionspapieren Empfehlungen dahin gehend gegeben, wie alle Menschen durch das Verwenden neutraler, geschlechtsübergreifender Formulierungen adressiert werden können.

Frau Dr. Krome sagt auch: Das Verwenden von orthografischen Zeichen wie Genderstern, Doppelpunkt oder Unterstrich erfüllt diese Anforderungen nicht und macht Texte schwer lesbar und damit schwer verständlich. – Was sie aber auch sagt, ist, dass über Sprache und Rechtschreibung natürlich immer verhandelt wird und dies ein laufender Prozess ist.

Daher ist für uns von der ÖVP klar: Wir verwenden die vollständige Paarform und geschlechtsneutrale Formulierungen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Da sind wir froh!)

11.12

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Sabine Schatz. – Bitte.