14.07

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Herr Bundesminister! Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Ich bin eine Frau und brauche andere Dinge als ein Mann. – Das ist ein Satz, der in vielen Bereichen unseres Alltags wohl für Irritation sorgen würde, aber im Bereich der Gesundheit ist es ein richtiger Satz, weil sich gerade im Gesundheitsbereich zeigt, welche großen Unterschiede zwischen den Geschlechtern herrschen – ich muss jetzt dieses Klischee bringen. Allein die Tatsache, dass ich als Frau einen Zyklus habe, zeigt ja schon ganz offensichtlich – auch für Menschen, die sich im Gesundheitsbereich nicht gut auskennen –, dass unsere Körper unterschiedlich funktionieren.

Aber: Wir leben in einer Welt, in der ich als Frau durchschnittlich zwei Jahre länger als ein Mann auf eine Diagnose warten muss. In welcher Welt ist das eigentlich in Ordnung? – Das kann nur in einer Welt in Ordnung sein, in der wir eines der marodesten oder teuersten Gesundheitssysteme der Welt haben. (Abg. Strasser: Marod?)

Dieses Gesundheitssystem bringt auch noch weitere diverse Ungleichheiten mit sich, das hat auch der Frauengesundheitsbericht ganz klar aufgezeigt. Es gibt viele Problemfelder: ob das die psychische Gesundheit ist, ob das sexuelle und reproduktive Rechte sind, ob das die Qualität von Reproduktionsmedizin ist. Da müssen wir endlich aktiv werden.

Ein Beispiel verdeutlicht das auch – die Evidenz lügt nicht –: Frauen werden deutlich älter als Männer, aber gleichzeitig sind sie deutlich länger krank. Frauen sind durchschnittlich bis zum 60. Lebensjahr gesund, und dann erleben sie 20 Jahre, in denen sie nicht gesund sind. Das kann doch für uns als Gesellschaft nicht erstrebenswert sein.

Wir haben auch viele Schnittstellenthemen bei Ärztinnen und Ärzten, weil es zum Beispiel sehr wenig Ausbildung gibt, bei der man sich die Bereiche Hormone und Blutdruck anschaut – das ist ein ganz simples Beispiel –, das spielt bei Frauen aber sehr stark zusammen: ob bei der hormonellen Verhütung oder dann, wenn sich in den Wechseljahren der Hormonspiegel verändert.

Ich will auch nicht in einer Gesellschaft leben, in der Frauen nach wie vor als hysterisch abgekanzelt werden, wenn sie von Regelschmerzen sprechen. Ich mache ja auch keine Witze über die Männergrippe. Das ist einfach unpassend. (Heiterkeit des Abg. Lindner.) – Herr Lindner lacht an dieser Stelle, er fühlt sich wohl gemeint. (Abg. Lindner: Nein, nein, nein!)

Ich möchte aber auch noch ein paar Worte zum Thema Abtreibung verlieren, weil das auch angesprochen worden ist. Eine Sache, auf die hinzuweisen mir schon sehr wichtig ist: Abtreibung ist in Österreich nicht erlaubt – sie wird nur nicht geahndet. Und man muss sich schon vor Augen führen, was das auch mit Ärztinnen und Ärzten macht, denn wenn Ärzte einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen, dann ist das etwas, was eigentlich verboten ist, aber nicht geahndet wird. Das macht ja auch etwas mit dem Bild, das Ärztinnen und Ärzte von ihrer Tätigkeit haben. Nach 50 Jahren Fristenlösung könnten wir da durchaus auch einmal weitergehen und darüber nachdenken, ob das wirklich noch in der Form zeitgemäß ist.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass es mir wirklich ein Anliegen ist, darauf hinzuweisen, dass wir ein Umdenken brauchen, auch in der Prävention, gerade was Gendermedizin betrifft, wir müssen da aktiver werden. Ich bin sehr froh, dass es in Kärnten mittlerweile einen Lehrstuhl für Gendermedizin gibt, aber das kann erst der Anfang sein. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.11

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Bundesminister Johannes Rauch. – Bitte, Herr Bundesminister.