14.19

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus!

Ich habe jetzt nur das Inhaltsverzeichnis des ersten Frauengesundheitsberichtes aus 2010/2011 mit. Dieser hat 545 Seiten gehabt, mit Anhang sogar ein bisschen mehr, er hatte auch schon wirklich wichtige Fragestellungen zum Thema, die wir zum Teil bis heute nicht erledigt haben – da bin ich ganz d’accord mit Vorrednerinnen oder Vorrednern. Er hat das Thema „Frauen und Behinderung“ behandelt, das heute schon erwähnt wurde, hat Frauen mit Migrationsgeschichte behandelt, hat versucht, das Herz, den Schlaganfall, also Themen, bei denen betreffend Diagnose und Versorgung immer noch nicht die geschlechtsspezifischen Unterschiede dargestellt werden, aufzuzeigen. (Abg. Kickl – in Richtung Abg. Kucher –: Total interessant, diese ganzen Unterschiede! Sonst argumentiert ihr immer in die andere Richtung! – Abg. Kucher: Es ist nicht nur schwarz oder weiß! – Abg. Holzleitner: Das widerspricht sich gar nicht!)

Daher ist es hoch an der Zeit, dass wir diesen Frauengesundheitsbericht 2022 heute diskutieren. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit, das wird ja sehr gerne in Ausschüssen enderledigt, und durch das Hearing ist es gelungen, dass wir diesen Bericht heute diskutieren. – Auf Herrn Kickl gehe ich jetzt gar nicht ein, das zahlt sich nämlich nicht aus, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)

Mir ist in Erinnerung, dass alle Expertinnen – kleines I, wohlgemerkt, auch von mir – davon gesprochen haben, dass es um unsere Souveränität geht, um unsere Selbstbestimmung, das heißt, um das Selbstbestimmungsrecht von Frauen; dass wir souverän in unseren Lebensrealitäten unseren Zielen, unseren Wünschen, unseren Hoffnungen nachgehen können, bis ins Alter. Daher ist es gut und wichtig, dass die Menopause und die Postmenopause Thema sind, dass – eine Expertin hat das genannt – man nicht nur mit Hormonen vollgestopft wird, sondern da wirklich auch gute Präventionsarbeit geleistet wird, um das Bewusstsein zu haben: Was passiert eigentlich mit uns und unseren Körpern?

Damit springe ich zu den Mädchen: Ich glaube, dass Mädchen und junge Frauen gut wissen, wie Sex funktioniert, aber über ihren eigenen Körper noch nicht so gut Bescheid wissen, wie wir uns das wünschen würden. Und es ist für Mädchen wirklich oft schwierig, dass sie zu Menstruationsprodukten kommen, die sie sich leisten können. Daher muss und will ich die Rote Box in Wien nennen. Das ist eine Kooperation der Stadt Wien mit einer Handelskette, durch die Mädchen und junge Frauen sich diese Produkte mit einem Gutscheinheft gratis abholen können.

Wieder zurück zur Menopause: Es geht schon auch darum, dass Medikamente zum Teil privat verschrieben werden und dass die Forschung noch nicht so weit ist, wie wir uns das wünschen würden, sodass die Pharmaindustrie – und das ist eine Riesenriesenlobby, das ist keine Frage – Medikamente noch immer nicht oder viel zu wenig an Männern und Frauen erprobt. Auch das war schon im ersten Gesundheitsbericht 2010 ein Thema, als man gesagt hat: Okay, das müssten wir doch gesetzlich regeln können, dass man die Ergebnisse einer Erprobung nicht alleine am 70 Kilo schweren, weißen Mann sieht, sondern auch an der Lebensrealität oder an der Konstitution von Frauen!

Zu dieser Souveränität: Ich muss das hier auch sozialpolitisch darlegen, weil Frauengesundheit ja nicht nur die körperliche Integrität und Gesundheit umfasst – das wurde heute auch schon gesagt –, sondern auch: Unter welchen Umständen können wir leben, wenn wir nicht so leben wollen, wie das manchmal der Fall ist?

Eine Expertin – das hat mich besonders erschüttert – hat die Gewalt gegen den schwangeren Bauch erwähnt und dass das auch ein Grund sein kann, warum Frauen Schwangerschaftsabbrüche vornehmen lassen – das ist kein Sport, das ist nichts Lustiges, das macht sich keine Frau leicht, und Gewalt gegen Frauen sowie Gewalt gegen schwangere Frauen führen oft zu Folgeschäden und Folgeerscheinungen –; aber auch das Nichtwissen in der Schwangerschaft um den Schwangerschaftszucker, den Schwangerschaftsdiabetes, der sich auf Kinder, auf Babys, auf Volksschulkinder und später, übertragen kann, sodass Jugendliche dann Diabetes mellitus Typ zwei haben und es oft nicht wissen oder zu lange nicht wissen.

Der langen Rede kurzer Sinn daher: Der Bericht ist wichtig und richtig, aber genauso wichtig wäre, dass wir übergreifend einen Nationalen Aktionsplan verabschieden (Beifall bei der SPÖ), damit die einzelnen Ressorts wieder verpflichtet sind, sich dem Thema, einfach weil es so wichtig ist, mehr zu widmen. (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ.)

14.24

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Dr.in Gudrun Kugler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.