14.24

Abgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Herr Präsident! Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wurden schon viele wichtige Themen angeschnitten, die da vorkommen. Ich darf noch einmal kurz das Thema FGM erwähnen, ich finde das gut, dass es umfassend vorkommt. Vielleicht kommen die Initiativen, die Frauenministerin Raab dazu jetzt schon setzt, ein bisschen zu wenig vor. Gott sei Dank bewegt sich da einiges.

Auch andere Themen, die ein bisschen zu wenig vorkommen, wurden erwähnt: Was sind die Unterstützungsmöglichkeiten rund um Konfliktschwangerschaften? Da fehlt mir wirklich ein eigener Abschnitt.

Und noch eine Sache, die mir aufgefallen ist, Herr Minister: Wir haben in den letzten Tagen wieder Frauenmorde gesehen. Drei davon in Wien waren Prostituiertenmorde. Sie haben nur einen ganz kleinen Abschnitt zu dem Thema, wie es Frauen geht, die als Prostituierte arbeiten, und gehen nicht auf die großen Studien ein, die es ja in ganz Europa gibt, und auch nicht auf die öffentliche Diskussion, die es in Europa gibt.

Da kann man zum Beispiel lesen, dass Prostituierte mehrheitlich – das heißt, mehr als die Hälfte – schwere Formen von Gewalt erleben, inklusive Vergewaltigungen, und dass ein Großteil – die Zahl, die ich mithabe, sind 68 Prozent – an posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, wie sie vergleichbar bei Kriegsveteranen auftreten. Diese Problematik war Ihnen nur ein paar wenige Zeilen wert, und der erste Problempunkt, den Sie dort angeben, ist nicht die Belastung durch die Vergewaltigung, die Gewalt, die die Frauen dort erleben, sondern Polizeigewalt.  Das greift meines Erachtens weit zu kurz.

Noch ein Aspekt, der mit fehlt – es wurde jetzt von mehreren Kolleg:innen angesprochen –: Die geschlechtsspezifische Medizin, die Gendermedizin erwähnen Sie in Ihrem Vorwort, und ich habe gleich große Hoffnung bekommen, dass wir da einen Schritt weiterkommen.

Es wurde schon erwähnt: Der Männerkörper als Standard in der Forschung, in der Diagnose und in der Medikamentenverschreibung ist falsch, weil sich bei Frauen sowohl die Krankheiten als auch die Medikamente anders auswirken, da muss man die Forschung deutlich verbreitern. Sie schreiben das in Ihrem Vorwort, allein im Bericht kommt es dann kaum vor.

Da habe ich mir die Frage gestellt: Wie gibt es das?, und habe noch ein bisschen genauer hingeschaut und auf Seite 12 Ihre Definition gefunden, was eine Frau ist. Da schreiben Sie zuerst: „Der Begriff ,Frauen‘ [...] integriert“ unterschiedliche „sexuelle Orientierungen [...]“. – Da frage ich mich: Ja natürlich; aber wie kommen Sie darauf, dass es das nicht tun sollte? Eine lesbische Frau, eine bisexuelle Frau – wo ist der Unterschied? Ich glaube nicht, dass eine Definition das anführen muss. Das hat mich sehr überrascht.

Dann lese ich aber weiter: „Der Begriff ,Frauen‘ [...] integriert“ auch „verschiedene [...] Geschlechtsidentitäten, die sich mit Frausein identifizieren“, und da sind wir auch bei biologischen Männern. Wenn wir jetzt so eine Frauendefinition verwenden, dann verstehe ich, Herr Minister, warum wir in dieser geschlechtsspezifischen Medizin, die so wichtig ist, wie bereits von mir und von vielen Kolleginnen und Kollegen ausgeführt, nicht weiterkommen. Damit konterkarieren wir auch feministische Errungenschaften.

Ganz anders sieht das Bundeskanzler Nehammer in seinem Österreichplan (Abg. Stögmüller: Der verbietet gleich die Antibabypille!), denn dort spricht er vom Beibehalten von Räumen für Frauen, die den Frauen nicht genommen werden dürfen.

Ich hätte mir einen politisch ausgewogeneren Bericht gewünscht. Nichtsdestotrotz werden wir gemeinsam, engagiert und unermüdlich an der Gesundheit von Frauen weiterarbeiten. (Beifall bei der ÖVP.)

14.28

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Abgeordneter Mario Lindner. – Bitte, Herr Abgeordneter.