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Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Ja, es ist erfreulich: Es gibt nach 2016 wieder einen Jugendbericht. Das ist natürlich wirklich sehr positiv zu vermerken. Grundsätzlich glaube ich aber, dass es hilfreich wäre, wenn es in den Jugendberichten – und das ist so ein bisschen das Problem – eine gewisse Vergleichbarkeit gäbe. Es ist eigentlich eine ein wenig willkürliche Auswahl von vorhandenen Studien. Das ist legitim, aber ich glaube, es wäre gut und an der Zeit, tatsächlich ein wirkliches Monitoring der Lebensrealitäten von jungen Menschen in dieser Republik zu haben. – Das ist die erste Anmerkung, die ich grundsätzlich zu diesem Jugendbericht machen möchte.

Ich gratuliere Kollegen Brandweiner, dass er mit dem Sinken der Zahl der Schulabbrecher und der Ausbildungsabbrüche das Positive im Bericht gefunden hat. – Ja, das ist richtig, Tatsache ist aber auch: Es sind immer noch rund 8 Prozent (Zwischenruf des Abg. Brandweiner), also ich glaube, es ist bei Weitem kein Anlass, sich darauf auszuruhen. Ich glaube, da ist noch einiges zu tun – aber es ist positiv zu vermerken.

Was sagt dieser Jugendbericht aber substanziell? – Als Erstes eigentlich, dass es gerade unter den unterschiedlichen Gruppen der Jugendlichen in Österreich riesige Unterschiede in der Lebensrealität gibt, daher ist diese Verkürzung auf immer nur einem Punkt, den man jetzt findet – junge Menschen wollen Eigenheim – ja schon eine sehr unzulässige Schlussfolgerung – aber sei’s drum.

Was sagt der Bericht noch? – Er sagt deutlich, dass vor allem Jugendliche in Einpersonenhaushalten tatsächlich sehr ausgrenzungs- und armutsgefährdet sind, also da gibt es einen klaren Auftrag für uns als Politik.Dieser Jugendbericht sagt darüber hinaus aus, dass gerade auch die Schule und die Uni ganz wesentliche Aufenthalts- und Anschlussorte sind, das heißt, dass sich dort die Möglichkeit anbieten würde, tatsächlich wesentlich mehr mit den Jugendlichen, für die Jugendlichen Akzente zu setzen, weil sie rund 8 Stunden täglich dort verbringen. Das ist ja eine Möglichkeit; wir wissen, dass sich gerade mit Schulsozialarbeit et cetera tatsächlich hervorragende Möglichkeiten bietet.

Er zeigt auch: 21,8 Prozent der Jugendlichen sind tatsächlich ausgrenzungs- und armutsgefährdet; bei den jungen Erwachsenen sind es 14,7 Prozent. Das ist immer noch ein hoher Wert, aber gerade für junge Menschen ist das die Lebensrealität.

Er weist weiters darauf hin, dass im Bereich der Gesundheit mit Mental Health zwar eine Initiative gesetzt wurde, aber dass das ein Tropfen auf den heißen Stein ist, dass es bei den jungen Menschen gerade ab 18 Jahren einen großen Bruch in der Gesundheitsversorgung gibt, dass sie dann keine Möglichkeit mehr haben, entsprechende Arzttermine zu kriegen, entsprechende psychotherapeutische Unterstützung zu kriegen. Da gibt es großen Handlungsbedarf.

Man merkt auch: Die Arbeitslosigkeit bei den jungen Menschen ist doppelt so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung – auch das sagt dieser Jugendbericht.

Er sagt auch aus, dass das Vertrauen ins demokratische System massiv zurückgegangen ist: Zwei Drittel waren es bei der letzten Studie, jetzt ist es nur mehr die Hälfte, die tatsächlich eine wirklich positive Grundeinstellung und Vertrauen in das demokratische und politische System hat.

Die Zahl der Handlungsfelder wäre also riesig, und ich kann eigentlich nicht ganz nachvollziehen, dass dann in der medialen Darstellung durch die Frau Staatssekretärin überbleibt: Wir träumen vom Eigenheim und wir setzen jetzt die entsprechenden Maßnahmen. – 40 Prozent der jungen Menschen leben in Mietverhältnissen, die befristet sind, und sogar mit nur rund dreieinhalb Jahren befristet. Also da gebe es großen Handlungsbedarf. (Beifall bei der SPÖ.)

Etwas, das in dem Baupaket überhaupt nicht zur Sprache kommt – überhaupt nicht! –, ist Folgendes: Ich freue mich ja schon auf die parlamentarischen Anfragen, dass ich mir dann einmal anschauen kann, wie viele junge Menschen tatsächlich von dieser Gebührenbefreiung bei der Befriedigung ihrer existenziellen Wohnbedürfnisse etwas haben. Also auf diese Anfrage in einem Jahr, in eineinhalb Jahren freue ich mich durchaus. So positiv das natürlich ist – aber ob das den jungen Menschen in der Lebensrealität wirklich hilft, wage ich zu bezweifeln.

Mein großer Appell ist, diesen Jugendbericht ernst zu nehmen, diesen Jugendbericht vergleichbar zu machen – auch für die Zukunft, das können wir dann wahrscheinlich alle für unser politisches Handeln brauchen – und die vielen Handlungsfelder, die es gibt, tatsächlich auch in Angriff zu nehmen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

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