21.47

Abgeordnete Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Zuerst möchte ich mich für den Gesundheitsbericht bedanken. Ja, wir haben es schon gehört, er hat natürlich einige Limitationen. Es sind in etwa 1 047 – nicht in etwa, es sind genau 1 047 – Fragebögen vollständig ausgefüllt abgegeben worden, es sind zehn Interviews durchgeführt worden, und daraus wurde ein Bericht mit 100 Seiten. Ein großes Danke dafür, man kann daraus viel für die Zukunft ableiten, vor allem kann man Maßnahmen ableiten.

Einige Kolleginnen und Kollegen haben es schon gesagt: Was wurde vor allem festgestellt? – In der Community ist das subjektive Gesundheitsempfinden wesentlich schlechter als in der österreichischen Gesamtbevölkerung. Da gibt es zwar eine kleine Limitation: Der Gesamtgesundheitsbericht wurde 2019 gemacht, also vor der Pandemie, und dieser Gesundheitsbericht wurde 2022, während der Pandemie, gemacht. Nichtsdestotrotz, es ist ein eklatanter Unterschied im subjektiven Gesundheitsempfinden, und das ist ein trauriges Bild.

Außerdem die psychischen Erkrankungen: doppelt, dreimal so häufig; noch dazu die Suizidgefährdung – über 50 Prozent haben schon mit dem Gedanken gespielt, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Da müssen wir etwas tun. Da müssen wir zeitnah etwas tun. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen sowie des Abg. Lindner.)

Die LGBTIQ-plus-Community ist eine große Community. Es werden immer mehr. Für die Studie wurden vor allem die jüngeren Menschen befragt, also sie umfasst vor allem Befragungen von 15- bis 45-Jährigen. Da sehe ich in Zukunft auch ein großes Potenzial für Gesundheitsberichte. Ich denke nämlich schon, dass es eigentlich gut wäre, einen riesengroßen, allumfassenden Gesundheitsbericht zu machen –mit Fokus auf Gruppen in der österreichischen Bevölkerung, denn dann kann man natürlich auch viel, viel besser vergleichen: mit den Jugendlichen zum Beispiel, mit Frauen im selben Alter, mit Männern im selben Alter, mit älteren Menschen, die sich auch oft vom Gesundheitspersonal diskriminiert oder nicht verstanden fühlen. Ein Beispiel ist mein Papa, der mir, wenn er heimkommt, oft sagt: Ja, das war total nett beim Arzt oder bei der Ärztin, aber eigentlich habe ich wenig von dem verstanden, was mir gesagt wurde!, weil einfach nach wie vor die lateinischen Begriffe verwendet werden und weil das in der Bevölkerung, bei der Patientin, beim Patienten, oft nicht ankommt.

Was mich auch sehr betroffen gemacht hat: 29 Prozent der LGBTIQ-plus-Community haben gesagt, sie haben sich vom Gesundheitspersonal bereits einmal erniedrigt, gedemütigt oder beleidigt gefühlt. Ich glaube, das ist der wichtigste Punkt, da müssen wir ansetzen. Wir müssen im Umgang sensibilisieren. Das wird uns gelingen, wenn wir das gemeinsam in Angriff nehmen. Wir müssen mit dem Fokus auf psychische Gesundheit verbessern, da haben wir in den letzten Jahren viel gemacht – ein großes Danke –, aber da braucht es noch mehr.

Und: Wir müssen vor allem bei den Transitionsprozessen und bei den Coming-out-Prozessen begleiten, sowohl die Jugendlichen als auch die Eltern, die Verwandten und das Umfeld.

In diesem Sinne: Es gibt viel zu tun, danke für den Bericht. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

21.51

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ernst-Dziedzic. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.