22.10

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Lieber Herr Präsident! Lieber Herr Bundesminister! Zur großen Reform der Lehrer:innenausbildung: Ich verrate Ihnen jetzt wahrscheinlich kein Geheimnis, wenn ich sage, dass es nicht ganz einfach war. Bei so einem Großvorhaben sind ja Hunderttausende involviert: Es gibt 6 000 Schulen, die Lehrkräfte brauchen, es gibt die PHs, es gibt die Unis, es gibt Eltern, die wollen, dass ihre Kinder etwas Gescheites lernen – was auch immer sie darunter verstehen –, und es gibt natürlich auch jede Menge Kinder, die wollen, dass ihnen Lernen Spaß macht.

Welche Ausbildung braucht es dafür? – Dazu gibt es viele, viele Meinungen und auch viele widerstrebende Interessen. Wir haben es trotzdem geschafft, da einen Konsens zu finden, und ich sage einmal: Herzlichen Dank und Glückwunsch uns allen, dass uns das gelungen ist!

Was ist aus grüner Sicht an dieser Reform wichtig? – Ein paar Punkte möchte ich hervorheben: Zunächst einmal ist ganz wichtig, dass die Verkürzung der Ausbildung, von der ja sehr oft die Rede ist, kein Selbstzweck ist. Was in der Ausbildung wichtig ist und gut ist, muss selbstverständlich drinnen bleiben. Man darf natürlich auch niemanden mit Redundanzen und mit Überflüssigem quälen, aber man muss schon genau nachdenken, was in der Ausbildung drinnen ist und was drinnen bleiben muss.

Ein konkretes Beispiel, was – schon im Bachelor, in der Basisausbildung – drinnen sein muss und was jetzt auch neu drinnen sein wird, ist Deutsch als Zweitsprache. Das ist künftig für alle angehenden Lehrer:innen in der Ausbildung verpflichtend, egal welchen Schultyp sie unterrichten, egal welche Altersgruppe, und das ist eine aus unserer Sicht extrem wichtige Neuerung. Wir sind eine Einwanderungsgesellschaft, wir sind eine Gesellschaft mit großer sprachlicher Vielfalt. Das ist die Realität, und damit muss man aktiv, produktiv und wertschätzend umgehen.

Wir wissen ja: Die Sprachkompetenz ist die Basis für alles Weitere in der Schule. Wenn ich ein Mathematiktextbeispiel nicht verstehe, dann werde ich es nicht richtig rechnen können, und deswegen sind Deutsch und die Didaktik dazu extrem wichtig, damit alle Kinder in diesem Land ihr Potenzial voll ausschöpfen können.

Ein Punkt, der ebenfalls wichtig ist – schon im Bachelor, in der Basisausbildung –, ist Grundbegriffe der inklusiven Pädagogik. Mit Diversität und mit Verschiedenheit von Kindern umzugehen ist eine Kernkompetenz in der modernen Pädagogik für alle – unabhängig davon, wo sie unterrichten werden.

Ein weiteres Beispiel sind die Fächerbündel: Auch diese halten wir für eine gute Idee. Wir finden alles gut, was die starren Fächerkästchen aufbricht und in Richtung fächerübergreifendes Lernen geht.

Und dann als letzter Punkt – ganz wichtig –: Die Situation der Junglehrer:innen zu verbessern war einer der Kernpunkte dieser Reform. Wir wissen ja, dass ganz viele Studierende schon nach dem Bachelor zu unterrichten anfangen, noch bevor sie den Master haben, und man muss ganz klar sagen: Im Moment ist das für diese Leute ganz häufig eine Zumutung. Die Schulen und die Bildungsdirektionen auf der einen Seite, die PHs und die Unis auf der anderen Seite nehmen aufeinander keine Rücksicht, und in der Mitte werden die Junglehrer:innen aufgerieben und brennen aus. Das muss ein Ende haben!

Wir werden es deswegen wesentlich erleichtern, den Master schon berufs-, praxisbegleitend zu studieren, und ich sehe gerade in diesem Aspekt auch eine große Chance, denn wenn man schon unterrichtet, ist es sehr spannend, das, was man in der Praxis sieht, auch auf die theoretische Ebene zurückzuspielen und zu reflektieren, und umgekehrt glaube ich auch, dass man in der Praxis erst auf relevante und spannende Forschungsfragen draufkommt, die man dann auch auf universitärer Ebene angehen kann. Diese Wechselwirkung halte ich für enorm bereichernd, sie wird ein wichtiger Impuls sein und wird durch diese Reform besser ermöglicht als bisher.

Zusammenfassend glaube ich kann man sagen, dass die neue Pädagog:innenausbildung ein besseres und attraktiveres Angebot als bisher ist. Wir hoffen, dass sie möglichst viele junge Menschen annehmen und in die Schulen gehen, denn wir brauchen jeden und jede Einzelne von ihnen. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

22.14

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Künsberg Sarre. – Bitte.