16.34

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Lieber Herr Präsident! Liebe Kollegin­nen und Kollegen! Ich stehe hier zum allerersten Mal, und ich finde es ganz inter­essant, dass ich es gleich mit einem Antrag des Abgeordneten Kickl zu tun bekomme, in dem etwas steht, was ich richtig finde. Es ist allerdings nur eine sehr kurze Passage, die ich richtig finde. Darin steht nämlich, wie wichtig die freie Selbstbestimmung von Mädchen ist. – Völlig richtig.

Wie fördern wir die freie Selbstbestimmung von Mädchen? Ich stelle mir gerade ein 13-jähriges Mädchen vor. Man kann sich erinnern, wie man selbst einmal war – oder Sie haben vielleicht so jemanden zu Hause. Sie hat Wickel mit den Eltern, fühlt sich unverstanden, ist unsicher, fühlt sich vielleicht nicht ganz wohl in ihrem eigenen Körper. Wie lässt sich eine 13-Jährige dazu bringen, ihr Kopftuch abzulegen, und wie hilft man ihr, frei und selbstbestimmt zu entscheiden? – Indem man droht, verbietet, Geldstrafen verhängt, mit dem Finger auf sie zeigt, permanent auf ihr herumhackt und die­ses Mädchen die ganze Zeit immer wieder durch die öffentliche Arena zerrt? – So macht man das ganz sicher nicht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich kann Ihnen schon sagen, wie man freie Selbstbestimmung fördern kann – ich weiß nicht, ob Sie bei der FPÖ sich da auch so gut auskennen –: durch Zuwendung zum Beispiel, durch Beziehung, durch Wertschätzung, indem Mädchen ernst genommen werden, indem ihnen Sicherheit gegeben wird, indem in der Schule zum Beispiel feministische Burschenarbeit und feministische Mädchenarbeit gemacht wird (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Herr), indem man mit den Eltern permanent im Gespräch bleibt und auch ihnen das Gefühl gibt, dass man sie ernst nimmt.

Ein Mädchen wird sich frei und selbstbestimmt entscheiden können, wenn ihrer Per­sönlichkeit ganz, ganz viel und ihrer Kleidung ganz, ganz wenig Beachtung geschenkt wird. Mit Ihrem Gesetzesvorschlag tun Sie leider genau das Gegenteil, und mit jedem Mal, wo Sie wieder und immer wieder nur über das Kopftuch und nicht über den Menschen reden, laden Sie das Kopftuch mit noch mehr Bedeutung auf und machen es noch stärker zum Symbol, als es das ohnedies schon ist. Sie erzeugen damit Trotz, Verhärtung und Kulturkampf, und damit – das ist das besonders Tragische – erledigen Sie eigentlich das Geschäft der religiösen Fundamentalisten. (Beifall bei den Grünen.)

Ich weiß nicht, ob Sie das wirklich wollen. Der Unterschied zwischen Ihnen und uns ist jedenfalls: Wir wollen das ganz sicher nicht. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

16.38

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Martina Künsberg Sarre. – Bitte.