19.05

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! So vielfältig Österreich ist, so vielfältig ist auch das Tourismusangebot: Wäh­rend es in Wien eher die Bauten aus der Zeit von Kaiser Franz Joseph sind und in Salz­burg der Musiker Wolfgang Amadeus Mozart ist, ist es dazwischen und sonst überall der Charakter des Landes, der Charakter der Menschen, aber vor allen Dingen der Charak­ter unserer außergewöhnlichen und kleinteiligen Landschaft – eine Landschaft, die des­halb so kleinteilig beziehungsweise auch so biodivers ist, weil sie seit Jahrhunderten von Bäuerinnen und Bauern gepflegt wird und zur Kulturlandschaft geworden ist. Das ist eine Leistung, die der Tourismus gratis, frei Haus geliefert bekommt.

Wenn Kollege Schellhorn behauptet, dass die Bäuerinnen und Bauern keine Auswirkun­gen der Coronakrise zu tragen gehabt haben, dann kann ich mir das nur so zusam­menreimen, dass er das glaubt, weil er – das ist jetzt eine Mutmaßung von mir – in der Speisekammer seines Hotels anscheinend Ware ohne Herkunftskennzeichnung, also von irgendwoher, bunkert, denn ansonsten wüsste ich nicht, wie es zu keinen Auswirkun­gen kommen sollte, wenn der Tourismus in Österreich ganz einfach keine Lebensmittel verbraucht. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Insofern verstehe ich auch, warum er will, dass es nachher nicht so weitergeht wie vor­her. – Nein, ich gehe davon aus, dass er heimische Lebensmittel in die Speisekammer seines Hotels bringen wird.

Damit sind wir bei einem anderen Punkt: bei Herrn Matznetter. Ich verstehe überhaupt nicht, wie man als Sozialdemokrat behaupten kann, dass es ein Unding ist, dass man Pensionen, die in den Beiträgen sowieso schon vom Staat bezuschusst werden, wirklich im geringfügigsten – wir reden von Mindestpensionen und geringen Pensionen – erhöht. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Das ist ganz klar, es gibt mittlerweile nahezu mehr inaktive Altbauern als aktive Bauern. Das ist ganz einfach ein Strukturwandel, das haben wir in anderen Branchen auch, und wenn wir allen, deren Berufe nahezu oder zur Gänze ausgestorben sind, die Pensionen wegnehmen würden – die die Bauern übrigens erst seit 1969 erhalten –, dann werde nämlich ich zum Sozialdemokrat, dann brauchen wir euch wirklich nicht mehr. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Matznetter: Mit steiner­nem Herzen geht das nicht ...!)

Aber zurück zum Thema: Die größte Wertschöpfung erreichen wir – und zwar nicht nur in Geldwerten – mit regionalen Kreisläufen. Ein regionaler Einkauf ist ein Hilfspaket, der den Wirtinnen und Bäuerinnen, den Wirten und Bauern gleichzeitig hilft. Die Rahmen­bedingungen, die Transparenz dafür herzustellen ist die Aufgabe dieses Hauses. Aus­gewogene Unterstützung ohne Neiddebatte und eine Herkunftskennzeichnung der Le­bensmittel, auch in der Gastronomie, wären in dieser Hinsicht ein mutiger Anfang, damit in Zukunft die Eier des Kaiserschmarrens in Bad Ischl eventuell aus Attnang-Puchheim kommen und nicht mehr aus der Ukraine. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

19.09

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Rebecca Kirchbau­mer. – Bitte.