15.39

Bundeskanzler Sebastian Kurz: Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Ich bin ja nicht dafür bekannt, dass ich meine Redezeit im Parlament über die Maßen strapaziere oder mich zu oft zu Wort melde. (Abg. Belakowitsch: Nein! – Abg. Schellhorn: Das stimmt, ja!) In diesem Fall ist es mir aber ein Anliegen, noch zwei kurze Bemerkungen zu machen.

Der erste Punkt ist: Herr Abgeordneter, bei allem Respekt, aber was glauben Sie denn, woran wir die ganze Zeit arbeiten? (Abg. Heinisch-Hosek: Sagen Sie es uns! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Was glauben Sie denn, mit wem wir stetig in Kontakt sind? – Die von Ihnen genannten Firmen und viele andere darüber hinaus sind Unternehmen, mit denen wir in ständigem Kontakt sind, um so gut als möglich alles dafür zu tun, dass keine Mitarbeiter abgebaut werden (Zwischenrufe bei der SPÖ), dass wir mit der Kurz­arbeit und anderen Tools Lösungen finden, dass es nicht dazu kommt oder, wenn es gar nicht anders geht, dass möglichst wenig Stellen gestrichen werden. Sobald diese gestrichen werden, ist es unser erstes Anliegen als Bundesregierung, diese Menschen weiterzuvermitteln und in andere Betriebe zu bringen. Das ist im Moment unsere Haupt­tätigkeit – der Arbeitsministerin, der Wirtschaftsministerin, vieler anderer Regierungs­mitglieder –, und es ist das, was mich im Moment zeitlich mit Abstand am meisten fordert. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

Der zweite Punkt: Herr Abgeordneter, Sie können viel sagen und ich halte viel aus. Sie können sagen, ich habe noch nie in meinem Leben etwas gearbeitet und was auch immer Sie wollen, aber eines ist mir schon wichtig (die Abgeordneten Hammerschmid, Holzleitner, Krainer, Kucharowits und Nussbaum entrollen auf der Galerie ein rotes Transparent mit der Aufschrift „Rauf mit dem Arbeitslosengeld, Herr Kurz!“) – wenn ich Ihre Aufmerksamkeit haben darf, Herr Abgeordneter (Abg. Heinisch-Hosek – auf das Transparent weisend –: Lesen Sie mal!) –, eines ist mir wichtig, weil es mich ein Stück weit emotionalisiert: Ich habe eine wunderschöne Kindheit und Jugend gehabt. (Zwi­schenruf bei der FPÖ.) Es gab eine einzige Phase, die nicht nur für mich, sondern für meine ganze Familie eine Riesenherausforderung war, und das war, als mein Vater nach ungefähr 30 Jahren bei ein und demselben Unternehmen, ohne sich je etwas zuschul­den kommen zu lassen, mit über 50 Jahren seinen Job verloren hat und monatelang – monatelang! – die Sorge hatte, in diesem Alter nie wieder am Arbeitsmarkt vermittelt werden zu können. Das war eine der prägendsten Phasen in meiner Jugend, und wenn ich eines ganz genau weiß, dann ist es, dass ich für jede Familie in Österreich dankbar bin, der wir eine solche Phase ersparen können. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

15.42

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka (in Richtung Galerie): Sie dürfen das Ding wieder einrollen, wir haben es gesehen.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wöginger. – Bitte.