11.17

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Jede Gewalttat ist eine zu viel, ich glaube, da sind wir uns alle hier – hoffentlich – einig. Es wurden bereits von vielen – mit Ausnahme meiner Vorrednerin – wichtige Punkte erwähnt, aber ich möchte die Diskussion um ei­nen Themenbereich erweitern, nämlich um Gewalt an älteren Menschen und insbe­sondere an älteren Frauen, denn eines ist klar: Gewalt endet nicht mit zunehmendem Alter.

Auf ältere Menschen, Frauen, aber auch Männer, trifft das Gleiche zu wie auf jüngere Frauen, nämlich: Der gefährlichste Ort in Sachen Gewalt und Misshandlungen sind die eigenen vier Wände, ist das eigene Zuhause, weil es in Österreich noch immer so ist, dass zwei Drittel aller hilfsbedürftigen Menschen von Familienangehörigen zu Hause gepflegt werden.

Eine geschlechtersensible Betrachtung ist aus mehreren Gründen wichtig. Im Alter gilt das Gleiche: Frauen werden häufiger Opfer von Gewalt als Männer. Frauen werden älter als Männer und sind dadurch auch gebrechlicher und hilfsbedürftiger. Während Frauen ihre Partner und Ehemänner oft zu Hause pflegen, werden diese dann selbst in externen Einrichtungen gepflegt.

Leider ist das Thema Gewalt an älteren Personen und eben insbesondere an älteren Frauen nach wie vor ein Tabuthema. Das Schweigen ist vielleicht auch damit verbun­den, dass in diesem Fall Frauen auch oft die Täterinnen sind, denn: Wer pflegt nahe Angehörige zu Hause? – Frauen. Welche Personengruppen sind in Pflegeberufen, in sozialmedizinischen Berufen tätig? – Frauen.

Neben der Gewalt in den eigenen vier Wänden dürfen wir aber auch die Gewalt in Alters- und Pflegeheimen nicht vergessen. Ich erinnere da an Kirchstetten oder an die Vorfälle in Graz.

Es ist statistisch bewiesen, dass Frauen dadurch, dass sie länger leben, auch 80 Pro­zent der HeimbewohnerInnen ausmachen.

Diese Vorfälle, die ich jetzt erwähnt habe, sind die, die an die Öffentlichkeit gekommen sind. Wie viele dieser Vorfälle werden aber nie an die Öffentlichkeit kommen? – Viele, ganz viele!

An dieser Stelle ist es mir auch ganz wichtig, Folgendes zu sagen: Den vielen enga­gierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflege gebührt mein größter Respekt! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.) Diese Personen leisten unter keinen einfachen Bedingungen hervorragende Arbeit. Nicht diese Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter, auch nicht die Angehörigen und vor allem und natürlich nicht die Menschen, die gepflegt werden, sondern die Politik ist verantwortlich dafür, da für Verbesserungen zu sorgen. Es liegt an uns hier, dafür zu sorgen, dass diese Men­schen in Würde altern können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

Das Schlüsselwort ist Wille. Ja, es braucht einen Willen, aber es braucht auch Mut. Es braucht Mut, um diese großen Reformen, die in der Pflege notwendig sind, anzugehen. Wir alle hier können uns auf eine Politik einigen, wir können genug finanzielle Mittel, genug Geld in die Hand nehmen und im Bereich der Pflege für bessere und menschen­würdigere Rahmenbedingungen sorgen.

Diese Menschen, von denen ich rede, sind unsere Mütter, unsere Großmütter, unsere Großväter. Sie haben dieses Land aufgebaut. Wir sind diejenigen, die davon profitie­ren, wir haben das Glück, dass wir in einem der schönsten und reichsten Länder der Welt leben, und das haben wir auch diesen Menschen zu verdanken. Unsere Aufgabe ist es, auch etwas zurückzugeben. Das haben sie verdient. Sich zu empören, wenn wieder ein neuer Skandal aufkommt, reicht nicht.

Wir haben es heute schon gehört: Sich zu empören reicht nicht aus. Wir müssen handeln, angefangen bei Präventionsarbeit bis hin zu besseren Ausbildungen für die Pflegekräfte. Die Expertinnen und Experten haben ihre Hausaufgaben gemacht, sie haben ausreichend Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet. Jetzt liegt es an uns, diese auch umzusetzen. Wir müssen es tun! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

11.22

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist noch einmal Frau Bundes­minister Stilling. – Bitte.