17.29

Abgeordneter Ing. Markus Vogl (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Ich glaube, es wurde heute in der Diskussion, auch jetzt von meiner Vorrednerin, sehr vieles gesagt, was richtig ist. Ich glaube, es ist auch wichtig, dass wir heute einmal die Zeit haben, hier in diesem Hohen Haus dieses wichtige Thema zu beleuchten.

Man stelle sich vor: 42 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher spielen! Das ist sozusagen ein Thema, das alle oder sehr viele von uns beschäftigt, aber nur bei we­nigen entsteht daraus tatsächlich ein Suchtverhalten. Das betrifft immerhin 1 bis 1,6 Prozent, wir reden damit von einer Größenordnung von über 60 000 Menschen, die spielsüchtig sind.

Es wurde heute schon immer wieder darauf hingewiesen, dass es natürlich unter­schiedliche Arten von Spielen gibt. Wir wissen, dass zum Beispiel gerade das Online­spielen ein vielfach höheres Suchtverhalten auslöst als andere Spiele, aber es gibt auch, was vielleicht noch gar nicht so erwähnt worden ist, das Problem der Sportwet­ten. Auch da wissen wir, dass ein sehr hohes Suchtpotenzial besteht, das fünfmal so hoch ist wie im Durchschnitt.

Wenn wir uns anschauen, wer die Risikogruppen sind, die gefährdet sind, spielsüchtig zu werden, dann ist diese Gefahr überdurchschnittlich oft bei Personen vorhanden, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben. Sie ist überdurchschnittlich oft bei Men­schen vorhanden, die arbeitslos sind, die wenig verdienen, und bei Spielern, die sehr oft und mit hohem Geldeinsatz spielen. Der vorliegende Antrag ist sicher eine Hilfe, wenn wir bei den letzten beiden Punkten ansetzen. Die Verkürzung der Automaten­laufdauer plus eine längere Abkühlphase sind sicher sinnvoll und zu begrüßen. Das wird auch von uns unterstützt. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch eine Verlustbegrenzung ist sicher etwas, was sinnvoll und aus unserer Sicht not­wendig ist. Und was aus unserer Sicht vor allem notwendig ist, ist, dass es diese Kompetenztrennung gibt, die ja schon mehrfach angesprochen worden ist. Aus unserer Sicht sollte diese Beratungsstelle bezüglich Spielsucht im Gesundheitsministerium an­gesiedelt sein, denn dort gehört sie hin. Ich glaube, das ist ein gesundheitliches Pro­blem und darum sollte diese Stelle auch im Gesundheitsministerium und nicht im Fi­nanzministerium sein, wo sie derzeit angesiedelt ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Ja, es wurde schon darauf eingegangen, aber ich glaube, wir sollten auch stolz auf das sein, was wir in der Vergangenheit erreicht haben. Es hat sich gezeigt – und das zeigt diese Studie ja auf –, dass diese Beschränkungen, die 2010 gemacht worden sind, da­zu geführt haben, dass es einen Rückgang bei der Zahl von behandelten Spielsüchti­gen gegeben hat; das heißt, die Maßnahmen, die gesetzt wurden, haben auch ge­griffen. Was wir nicht wissen, ist allerdings, wie nachhaltig das war. Es wurde heute schon sehr oft darauf hingewiesen, dass es viele Umgehungsmöglichkeiten gibt. Auf der einen Seite leben wir in einem Land, das in seinen Grenzen sehr rasch limitiert ist, von Oberösterreich aus ist man sofort in Tschechien, aus der Wiener Gegend ist man sehr rasch in Ungarn; das heißt, Spielsüchtige haben natürlich viele Chancen, die be­stehenden Regelungen zu umgehen. Darauf brauchen wir Antworten.

Was auch noch nicht angesprochen worden ist: Spielsüchtige haben ein höheres Potenzial, straffällig zu werden. Ich glaube, hier müssen wir ansetzen, vor allem dort, wo es in Wirklichkeit schon zu spät ist, nämlich dort, wo sie bereits im Strafvollzug sind. Wir wissen, dass Personen im Strafvollzug ein deutlich erhöhtes Potenzial an Spiel­suchtgefährdung haben, und wir wissen, dass das Personal in den Justizbetreuungs­anstalten derzeit nicht in der Lage ist, adäquat darauf zu reagieren, dort Betreuung und Beratung anzubieten. Ich denke, es braucht zu diesem Antrag, der aus unserer Sicht unterstützungswürdig ist, wenngleich man einzelne Dinge natürlich diskutieren kann, weitere Maßnahmen, unter anderen, wie gesagt – und ich glaube, das ist wirklich sehr, sehr wichtig –, eben Maßnahmen betreffend Vorbeugung. Da ist aus unserer Sicht ei­ner der Ansatzpunkte, dass man im Strafvollzug zusätzliche Ressourcen braucht. Auch in den Schulen könnte man auf dieses Thema eingehen.

Zum Schluss noch, um auch noch einmal zu untermauern, dass es sinnvoll ist, dass wir diese neue Beratungsstelle in das Gesundheitsministerium verlegen: Ich glaube, dass das Thema Suchtverhalten nicht ganz unproblematisch ist. Das hat auch Ihr Haus erkannt, Herr Minister. Sie beziehungsweise Ihr Vorgänger haben ja eine Studie mit dem Titel „Epidemiologie des problematischen und pathologischen Glücksspiels – Grenzen und Möglichkeiten der Erhebung“ in Auftrag gegeben. Es würde uns alle, glaube ich, freuen, wenn wir hier in den Klubs jeweils ein Exemplar davon bekämen, weil das vielleicht auch zur Versachlichung der Diskussion beitragen würde.

Ich gehe davon aus, dass darin viele Anregungen enthalten sind. Einige Anregungen könnten wir sofort umsetzen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

17.34

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wurm. – Bitte.