9.51

Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister Faßmann! Liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Zuseher da­heim vor den Bildschirmen! Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf betreffend das Schulor­ganisationsgesetz setzen wir endlich die Überführung des über viele Jahre laufenden Schulversuches Ethik in das Regelschulwesen um.

Der Ethikunterricht, meine Damen und Herren, ist ein langes und erfolgreiches Modell. Seit 2011 liegen sämtliche Fakten auf dem Tisch, um diesen Ethikunterricht endlich in das Regelschulwesen überzuführen. Bis jetzt ist es nicht geschehen. Wir von der ÖVP setzen ihn gemeinsam mit den Grünen jetzt endlich um, und darüber freue ich mich sehr. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir werden den Ethikunterricht mit Beginn Herbst 2021 – beginnend in der 9. Schulstu­fe – ausrollen und dann in die Oberstufe hineingehen. Wir denken natürlich daran, letzt­endlich auch die Sekundarstufe I zu erfassen, aber wir haben derzeit nur die Erfahrun­gen aus der Sekundarstufe II und auch nicht so viele Ethiklehrer, daher ist klar, dass wir mit der Oberstufe beginnen.

Der Ethikunterricht wird als verpflichtendes Fach für all jene angeboten, die nicht in ei­nem konfessionellen Unterricht der Religionen erfasst sind, entweder weil sie ohne Be­kenntnis sind oder weil sie sich, was sie ja dürfen, von diesem konfessionellen Unterricht abgemeldet haben.

Wichtig ist uns auch, dass der Ethikunterricht parallel – bestenfalls parallel – zum Reli­gionsunterricht stattfinden und auch zumindest zwei Wochenstunden umfassen soll. Ich kann Ihnen versichern, dass es sehr viele gemeinsame Projekte zwischen den Schülern im Ethikunterricht und den Schülern im Religionsunterricht gibt.

Ich komme aus dem Bundesland Salzburg. In Salzburg haben wir den Schulversuch Ethik seit vielen Jahren, und er läuft dort sehr gut.

Uns ist es wichtig, eine verpflichtende Werteerziehung in die Schule hineinzunehmen, für alle Schüler, weil die Wertevermittlung unserer Meinung nach wesentlich ist, damit die Schülerinnen und Schüler Handlungsoptionen erhalten, um ethische Entscheidun­gen treffen zu können, um Orientierung für ihr Leben zu bekommen und um die Gesell­schaft auch mitzugestalten.

Lassen Sie mich aber auch den Religionsunterricht mit hereinnehmen! Im Religionsun­terricht der unterschiedlichen Konfessionen wird ganz viel an Menschen- und Persön­lichkeitsbildung gemacht, und auch dort werden ganz viele ethische Themen behandelt. Wir haben somit Ethik für alle, und die Schüler können es sich dann quasi aussuchen, ob sie im konfessionellen Unterricht oder im Ethikunterricht sind.

Wir wollen nur den Religionsunterricht nicht an den Rand drängen, weil wir den Einfluss von Hinterhofpredigern nicht haben möchten. Daher ist es für uns von staatlicher Seite her auch ein ganz klarer Auftrag, auf die Lehrplaninhalte und natürlich auch auf die Aus­bildung der Religionslehrer genauer zu schauen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeord­neten der Grünen.)

Die Demokratieerziehung, die Fundamentalismusvermeidung, der Respekt, die Toleranz und die gegenseitige Wertschätzung – das sind zentrale Inhalte in beiden Fächern, und sie sind unverzichtbar für eine gute Basis des Miteinanders.

Ich bitte Sie um breite Zustimmung und möchte abschließend noch den Kollegen von der FPÖ von hier aus sagen: Wenn ihr schon Schilder hochhaltet, damit sie die Zuseher daheim vor den Fernsehern sehen können (Abg. Rauch: Sie haben die Bildung auf den Kopf gestellt, Frau Kollegin!), dann solltet ihr diese Schilder bitte schon so halten, dass sie auch lesbar sind, und nicht so, dass die Schrift auf dem Kopf steht. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Rauch: Sie haben die Bildung auf den Kopf gestellt, Frau Kollegin!)

9.55

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Faßmann. – Bitte.