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Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend Mag. (FH) Christine Aschbacher: Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Abgeordnete! Sie sind jetzt schon in einem zeitlich fortgeschrittenen Sitzungsmarathon, auch von gestern auf heute, trotzdem ist auch dieses Thema der Österreichischen Jugendstrategie wichtig und dringend. Es freut mich sehr, dass wir dieses Thema hier im Plenum gemeinsam besprechen können, debat­tieren können. Ich nehme Ihre Anregungen sehr konstruktiv auf, möchte aber zugleich darstellen, was alles schon geplant ist, was bereits auch in Umsetzung ist, und vor allem, wie wichtig es auch ist, dass wir besonders jetzt unsere Jugendlichen unterstützen.

Wir befinden uns alle in einem Ausnahmejahr, in einer Ausnahmezeit, und insofern be­deutet das für uns alle und besonders für unsere Jugendlichen Verzicht, ein anderes Leben, als wir es uns vorgestellt haben. Das wollen wir natürlich auch wieder ändern und ein gewohntes Leben ermöglichen – sobald das eben möglich ist, wenn wir die Pan­demie gemeinsam bekämpft haben. Insofern danke ich allen Jugendlichen, dass sie tagtäglich auf so vieles verzichten, was sie gerne machen würden. Ich denke jetzt bei­spielsweise an die vielen Gespräche, die ich mit den Jugendlichen führe, die da sagen: Na ja, eigentlich hätte ich mir das heuer ganz anders vorgestellt, vielleicht eine Aus­tauschmöglichkeit angedacht oder auch Zukunftsperspektiven überlegt, was den Ar­beitsmarkt betrifft. Zugleich geht es aber auch darum, dass wir jetzt den Mut bewahren, dass wir jetzt gemeinsam durchhalten, aber eben auch Perspektiven geben.

Insofern war es wichtig, dass wir Ende September im Ministerrat die Weiterführung der Jugendstrategie mit dem Ziel, Jugendliche zu unterstützen, sie zu einem selbstbestimm­ten Leben zu ermutigen, beschlossen haben. Was bedeutet das? Worum geht es? – In dieser Österreichischen Jugendstrategie der österreichischen Bundesregierung unter der Federführung meines Ministeriums geht es darum, dass Jugendpolitik, Maßnahmen für Jugendliche in verschiedenen Ressorts stattfinden, beispielsweise im Sportressort oder auch im Bildungsressort. Es geht gar nicht anders, deshalb ist es so wichtig, dass wir alle gemeinsam an dieser Jugendstrategie arbeiten. Es braucht natürlich eine Fe­derführung, und die ist in dem Kompetenzzentrum in meinem Ministerium verankert. Ich bin meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für dieses Engagement sehr dankbar, da steckt auch viel persönliches Herzblut dahinter.

Wir wollen auch die Sprache der Jugendlichen sprechen, und umso wichtiger ist es, dass wir auch politisches Leadership für junge Menschen umsetzen. Das tun wir mit dieser Jugendstrategie. Das ist mehr denn je aktuell. Es geht darum, dass wir auch die Jugend­lichen mit involvieren. Mir ist es wichtig, dass wir die Partizipation von Jugendlichen stär­ken – dort, wo es möglich ist. Das haben wir beispielsweise mit einer konkreten Maßnah­me, die beim nächsten Tagesordnungspunkt noch besprochen werden wird, gemacht, nämlich mit der Senkung des Betriebsratswahlalters von 18 auf 16, damit die Jugendli­chen dort, wo sie tagtäglich arbeiten, auch mitbestimmen können. Das ist ein ganz wich­tiger und richtiger Schritt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir haben aber auch als einen Schwerpunkt – es wurde schon erwähnt – digitale Kom­petenzen festgelegt. Besonders durch die Coronapandemie haben wir in der Anwen­dung eine Beschleunigung erlebt, und die wollen wir nutzen und besonders auch den Jugendlichen zugänglich machen. Wir haben beispielsweise auch in der Verschränkung von Arbeit, Familie und Jugend überall diese Maßnahmen miteinfließen lassen; wie zum Beispiel als Schwerpunkt die größte Aus- und Weiterbildungsoffensive in der Geschichte der Zweiten Republik, wodurch die Jugendlichen besonders unterstützt werden, im Be­reich der Berufsorientierung, aber auch im Bereich der digitalen Skills und überhaupt in dem Matching: Wo sind die Talente? Wie können wir die Talente unterstützen, sodass sie bestmöglich entfaltet werden können? Das ist wichtig, dass wir das auch in neue Arbeitswelten einfließen lassen, mit Unterstützung der digitalen Anwendung.

Wo das auch wichtig ist, ist bei der Stärkung des Bereichs Jugendbeschäftigung. Wir haben im Frühsommer die Taskforce für Jugendbeschäftigung eingesetzt und dadurch über 25 000 Lehrstellen ermöglicht und insgesamt 125 000 junge Menschen wieder in Beschäftigung gebracht.

Da ist jeder einzelne Schritt einer in die richtige Richtung, und wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass das noch stärker und noch intensiver umgesetzt wird, dass vor allem unsere jungen Menschen für den Arbeitsmarkt gut vorbereitet sind. Insofern braucht es auch die Kooperation mit dem Bildungsminister, mit dem Sozialminister und auch mit der Wirtschaftsministerin.

Es geht beispielsweise auch darum, die Aufwertung der Lehre gemeinsam umzusetzen, auch junge Talente vor den Vorhang zu holen. Euroskills zum Beispiel wartet schon darauf, dass die große Veranstaltung in Österreich stattfinden kann. Selbstverständlich haben wir auch bei der Coronakurzarbeit die Lehrlinge mit inkludiert, sie unterstützt, weil es darum geht, die Jugendlichen bestmöglich und breit zu unterstützen.

Ich möchte hinsichtlich Beteiligung und Engagement aber auch die gesamten Jugendor­ganisationen hervorheben. Die Beteiligung ist da groß. Der ehrenamtliche Mitarbeits- und Mitgestaltungsbereich ist ein solch wichtiger und zentraler. Wenn ich nur an meine eigene Jugendzeit denke, in welch unterschiedlichen ehrenamtlichen Organisationen ich tätig sein durfte, sei es beim Musikverein, aber auch im Schülervertretungsbereich, bei dem man schon ganz viel lernt. Was mir besonders wichtig ist: Das ist für jede Ju­gendliche und jeden Jugendlichen zugänglich. Da unterstützt uns auch intensiv die of­fene Jugendarbeit, weil es darum geht, Jugendpolitik zu gestalten, vor allem mit der di­rekten Einbeziehung von Jugendlichen.

Deshalb sind diese Realitychecks auch so wichtig, weil wir da einen strukturierten Pro­zess aufgesetzt haben, bei allen Maßnahmen auch Jugendliche direkt miteinzubezie­hen, weil wir Politik für Jugendliche machen. Dementsprechend ist es wichtig, die Ju­gendlichen in diesem Involvierungsprozess von Betroffenen zu Beteiligten zu machen.

In diesem Sinne stellen wir sicher, dass auch jedes Jugendziel im Zuge dessen, dass wir die Jugendlichen miteinbinden, sozusagen in der Praxis hinsichtlich Nachhaltigkeit und Treffsicherheit herausgefordert wird. Wir stehen in vielen Gesprächen mit den Ju­gendlichen und ich freue mich auch auf weitere, die stattfinden, denn gerade das ist es, was es jetzt braucht.

Insofern ist wichtig, dass wir die Vision verfolgen, mit der Österreichischen Jugendstra­tegie Mut zu geben, Perspektive zu geben und Unterstützung zu ermöglichen, die ei­genen Talente weiter zu entfalten, aber auch vorab einmal überhaupt zu identifizieren. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

In diesem Sinn ist es aber auch wichtig, dass die Jugendstrategie flexibel bleibt. Wir sehen das heuer in diesem Ausnahmejahr der Coronapandemie: Flexibilität hat noch mehr an Wichtigkeit und an Bedeutung gewonnen, und gerade deshalb werden wir auch die Jugendstrategie mit den Zielen, aber auch mit den konkreten Maßnahmen immer wieder an die aktuellen Gegebenheiten adaptieren.

Wir unterstützen die Jugendlichen zu einem selbstbestimmten und eigenverantwortli­chen Leben. Die Jugendlichen sind nicht nur unsere Zukunft, sondern sie sind jetzt hier, und wir unterstützen sie und euch jetzt. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

21.02

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Prinz. – Bitte.