12.37

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Bundesminister! An diese Rede anzuschließen ist jetzt wirklich ein bissl eine Vorlage, um ganz ehrlich zu sein, wenn man über moderne und über mobile Arbeitswelten spricht. Offenbar ist halt jetzt die Gewerkschaft der Vorreiter der modernen Arbeitswelt und der modernen Arbeitsrealitäten der ÖVP. Was da jetzt gekommen ist, sagt auf jeden Fall einiges aus.

Ich möchte daran aber auch wirklich direkt anschließen, weil ich glaube, durchaus sagen zu können, dass ich eine Vertreterin dieser mobilen Arbeit bin. Ich mache das nämlich schon seit mehreren Jahren. Ich arbeite in einem internationalen Unternehmen, das mir als Arbeitsort – location free – Österreich gibt. Ich arbeite mit Teams auf der ganzen Welt zusammen, und ob die jetzt in Kuala Lumpur, in Indien oder in Kallham sitzen, ist voll­kommen egal. Wir machen das sehr erfolgreich und, wie gesagt, bereits über viele Jahre in einer Art und Weise, dass ich nicht nur den Vorteil oder das große Privileg habe, Menschen aus der ganzen Welt zu treffen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, sondern es sind auch Freundschaften, die dabei entstehen.

Das sind Arbeitsrealitäten im 21. Jahrhundert, und dass das in vielen Ländern bereits Usus ist, muss man natürlich auch sagen. Dass Österreich jetzt draufkommt, dass man etwas tun könnte, ist durchaus schön, und ja, vielleicht ist es auch das, was die Pande­mie bewirkt hat: dass man zumindest verstanden hat, dass die Arbeitswelt auch anders aussehen kann, als dass man um 9 Uhr ins Büro kommt und um 17 Uhr wieder heimgeht, oder wie das halt in den unterschiedlichen Betrieben gehandhabt wird.

Deswegen gibt es auch dieses Paket, und prinzipiell standen wir diesem natürlich positiv gegenüber, als es gekommen ist. Ich habe auch im Finanzausschuss festgehalten, dass wir das sehr, sehr wichtig finden, und es stehen natürlich auch einige Dinge drin, die durchaus sinnvoll sind. Dass Arbeitgeber eine Homeofficepauschale steuerfrei auszah­len können, finden wir zum Beispiel gut.

Wir begrüßen auch, dass es ArbeitnehmerInnen jetzt möglich ist, eine Pauschale in der Arbeitnehmerveranlagung abzusetzen. Was aber natürlich wieder nicht passiert ist – und das, obwohl es wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten im Regierungsprogramm steht ‑: Es gibt keine Vereinfachung der Lohnverrechnung. Das ist wahrscheinlich genau das, was passiert, wenn die Sozialpartner so etwas aushandeln. Es ist ein Mehraufwand für alle – ArbeitgeberInnen, ArbeitnehmerInnen, Finanzverwaltung –, das ist einfach vorpro­grammiert.

Der arbeitsrechtliche Teil ist natürlich völlig missglückt. Mein Kollege Gerald Loacker hat es ja schon angesprochen: Das mobile Arbeiten, die mobilen Arbeitswelten sind natürlich nicht angesprochen. Ja, natürlich kann man im Homeoffice unterschiedliche Dinge ma­chen, unterschiedliche Dinge erarbeiten, aber letztendlich geht es auch darum, dass es nicht nur in der Wohnung ist, natürlich geht man hinaus. Stellen Sie sich vor, jemand holt die Kinder ab, weil die gerade im Sportunterricht oder im Musikunterricht sind, jemand trifft sich zu einem Meeting in einem Kaffeehaus – das sind die Realitäten, die wir haben, und das sind die Realitäten, die in diesem Paket aber nicht abgebildet sind.

Zusammenfassend: Der Regierungsvorschlag vertut also eine Chance, dass man das Arbeitsrecht wirklich an die Arbeitsrealitäten der Menschen im 21. Jahrhundert anpasst.

Wenn ich jetzt hier diese Aussagen von der ehemaligen Wirtschaftspartei ÖVP höre, dann muss ich Ihnen wirklich konstatieren: Von modernen Arbeitswelten haben Sie wirk­lich herzlich wenig Ahnung, meine Damen und Herren! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

12.41

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Mag. Christian Drobits. – Bitte, Herr Abgeordneter.