18.04

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Kollegin­nen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause, um diese Uhrzeit! Ich bin 2016 drei Monate durch Westafrika gereist, einige Wochen habe ich als Volontärin in einer Buschklinik in Gambia gearbeitet. Das war in den letzten Atemzügen, in den letzten Monaten des Diktators Jammeh, der die Menschenrechte mit Füßen getreten hat, der allen Ernstes behauptet hat, er könne HIV mittels Handauflegen heilen, der Oppositio­nelle und Journalisten gnadenlos verfolgt hat. Die Stimmung, das können Sie sich vor­stellen, war etwas angespannt. Selten, aber doch, hatte Jammeh jedoch auch lichte Mo­mente, wenn auch die Motive oft die falschen waren. Er hat 2015 die Praxis der Genital­verstümmelung verboten. Er hat gesagt, das ist unislamisch, und hat es damals mit so­fortiger Wirkung untersagt. Tradition aber lebt einfach leider sehr lange über Gesetze hinaus.

Ich habe das als Volontärin selber erleben müssen. Ein kleines Mädchen ist gegen den Willen ihrer Mutter genitalbeschnitten worden. Die Mutter hat als Krankenschwester ge­arbeitet, die Großmutter hat auf das fünfjährige Mädchen aufgepasst und es einfach gegen den Willen der Mutter, während diese gearbeitet hat, zur Beschneiderin gebracht. Übrig geblieben ist ein völlig traumatisiertes Mädchen, das kein Wort mehr gesprochen hat.

Gambia ist aber auch hier – denn weibliche Genitalverstümmelung passiert leider auch in Österreich. Für Tausende Frauen und Mädchen in Österreich geht auch hier Tradition vor. Doch – und das ist der Kern des gemeinsamen Antrages, des gemeinsamen Anlie­gens – valide Daten gibt es dazu leider nicht. Wir gehen von 6 000 bis 8 000 Betroffenen in Österreich aus. Da es die Tradition der Beschneidung, wie wir heute auch schon ge­hört haben, bereits seit über 5 000 Jahren gibt und sie ein komplexes Konstrukt aus Tradition, Religion und Kultur ist, müssen wir alles unternehmen, damit die Opfer nicht selbst auch zu Täterinnen werden, dass sie nicht ihre Töchter beschneiden lassen, dass es nicht weitere 5 000 Jahre dauert, bis Genitalverstümmelung der Vergangenheit ange­hört. (Beifall bei NEOS und Grünen.)

Dafür brauchen wir Evidenz, und deshalb ist es gut, dass es nun eine regelmäßige systematische Datenerfassung und Erforschung von weiblicher Genitalverstümmelung in Österreich und auf EU-Ebene geben wird. – Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und Grünen.)

18.06

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Romana Deckenbacher. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.